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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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war. Die Einheimischen jedoch sprachen von einem Wesen, einem Eisdämon, der mit dem Winter vom Pass herunterkommt und sich seine Opfer sucht. Man sagte, er möge die Wärme des Bluts und treibe seine Opfer in den Wahnsinn. Blut gab es genug im Turm und Wahnsinn wohl auch.«
    Sie blickte gedankenverloren in ihren Becher. »Vielleicht habt Ihr Recht. Auch ich hörte schon Geschichten, in denen diejenigen, die eingeschneit wurden, den Verstand verloren. Seltsames geschieht mit Menschen, wenn man sie einsperrt.« Sie blickte auf zu mir. »Ich beabsichtige jedoch, diesen Ort bei klarem Geist und guter Gesundheit wieder zu verlassen. Ich gedenke nun zu Bett zu gehen. Wo werdet Ihr schlafen?«
    Ich lehnte mich zurück und lachte. »Im Bett, Sera, im Bett. Ihr müsst Euch um Eure Unschuld keine Gedanken machen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euer Schwert zwischen uns legen. Oder auf dem Boden schlafen.«
    »Die Götter gaben mir Verstand, Ser«, antwortete sie mit einem bedeutsamen Blick. »Meine Unschuld ist nicht das Problem. Die Kälte ist es. Und es gibt nur eine Decke.«
    »Ich habe noch eine Lederplane in meinem Packen. Sie riecht vielleicht nicht so besonders gut, aber …«
    Sie stand auf. »Ihr werdet es lächerlich finden, Ser, aber ich habe noch nie mit einem Mann zusammen in einem Bett geschlafen. Ich denke, es ist wahrscheinlich, dass ich Eure Wärme suche. Sollte dies geschehen, denkt Euch nichts dabei. Packt die Plane aus, lieber rieche ich Leder, als dass ich mich zu Tode friere.«
    »Seid unbesorgt, ich werde mir nichts Übles dabei denken, solltet Ihr Euch an mich drücken. Wollt Ihr kein Versprechen von mir, dass ich nicht über Euch herfalle?«
    »Entweder Ihr tut es, dann ist ein Versprechen nichts wert, oder Ihr tut es nicht, dann brauche ich es nicht. Ser Havald, ich kann eine gute Freundin sein. Aber Ihr werdet schwerlich einen übleren Feind finden.«
    Ich sah zu, wie sie ins Bett stieg und sich am anderen Rand schmal machte. Sie wählte die Seite an der Wand. Ich bückte mich und zog das Bett mit lautem Knirschen von der Wand fort.
    »An kalter Wand fällt die Luft«, erklärte ich ihr auf ihren fragenden Blick hin.
    »Warum stellt man dann ein Bett so oft an eine Wand?«
    »Weil es selten eine solche Kälte gibt.«
    Ich rollte die Lederplane ab und breitete sie über unser Bett aus. Ihre Klinge Steinherz stand neben dem Tisch. Ich sah zu ihr hinüber. Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich ihn brauche, kommt er.«
    Ich legte meinen Dolch unter mein Bündel, das mir als Kopfkissen diente, und begab mich zu Bett. Auf dem Tisch brannte noch immer die einsame Kerze. Mit einer Handbewegung und etwas, was sie undeutlich murmelte, verlöschte sie, und Dunkelheit umfing mich.
    Eine Weile lag ich noch wach. Ich hörte ihre regelmäßigen Atemzüge. Dann schlief auch ich ein.
    Als ich später erwachte, lag sie an mich geschmiegt, ihr Atem blies mir in mein Ohr, und ihr Geruch erfüllte meine Sinne. Im Kamin war das Feuer zur Glut heruntergebrannt, und im schwachen Schein des Feuers sah ich, dass die Eiskristalle die ganze Wand entlanggekrochen waren. Unser Atem hatte sich auf der Lederplane niedergeschlagen. Ich zog Lea näher an mich, bedeckte uns nun fast vollständig mit meinem Reiseleder und schloss die Augen. Das Letzte, was ich sah, waren die düster glimmenden Rubine von Steinherz’ Drachenkopf, die mich argwöhnisch zu mustern schienen.

6. Ein Toter im Stall
     
    Das Poltern an der Tür weckte mich. Dunkelheit umgab uns, die Glut im Kamin war nahezu erloschen. Leandra und ich waren ineinander verschlungen, hatten jeden Millimeter Haut und Wärme gesucht, die man nur finden konnte. Selten war ich fester umarmt worden. Sie murmelte etwas, noch nicht ganz wach. Ich erlaubte mir ein Lächeln, schloss meine Augen, suchte und fand die Kerze auf dem Tisch, ohne das Bett zu verlassen, und sandte einen Funken an den Docht. Den einen oder anderen kleinen Trick lernte man auch, ohne dass man im Tempel studierte.
    Das Poltern an der Tür war nur gedämpft, ich meinte allerdings auch die Stimme unseres Wirts zu hören. Barfuß und schaudernd, als ich den kalten Boden spürte, begab ich mich zur Tür und wollte den Riegel anheben. Der war jedoch wie festgefroren. In meinem verschlafenen Zustand nahm ich an, dass er genau dies wäre, und zog eine Weile vergeblich an ihm, bis mir einfiel, dass meine Bettgefährtin die Tür magisch verschlossen hatte.
    Ich begab mich zurück zum Bett. Das Licht der Kerze war

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