Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
nähen kann. Ich weiß auch nicht so genau, wie eine Lunge aussieht. Wie ein Schwamm, glaube ich, der sich voll saugen wird …«
»Vielleicht kann man das Blut ablassen«, sagte sie, aber ihre Stimme klang zweifelnd.
»Wie bei einem Fass? Wollt Ihr mir einen Spundhahn setzen?«
»Wovon redet Ihr?« Es war Rigurd, der Händler. Leandra erklärte es ihm in kurzen Worten und einem Tonfall, der ihn bleich werden ließ. Es war ziemlich klar, wen sie dafür verantwortlich machte.
»Oh«, sagte er dann.
Das hörte ich nun zum zweiten Mal. Ich starb und der andere brachte lediglich ein Oh hervor. Ich war aus irgendeinem Grund erheitert. Als ob mein eigener Tod für mich einen Witz verborgen hielt, den nur ich kannte. In gewissem Sinn war es auch so. Er brachte mich um und sagte einfach nur Oh . Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es schadet, ich hätte wirklich laut gelacht.
»Wie könnt Ihr nur dastehen und so etwas sagen? Als ob Ihr über das Essen reden würdet!«, sprach Leandra, ihr Ton fast schon erbost. Hört auf, dachte ich, sonst muss ich wirklich noch losprusten. Auch früher schon war ich gestürzt, aber da hatte ich auch noch Knochen gehabt, die nicht so brüchig waren.
»Was soll ich sonst tun, Maestra? Habt Ihr einen Vorschlag, ich folge ihm gerne.«
»Gilt das auch für mich?«, fragte Zokora.
»Sicherlich.« Ich hätte eine Verbeugung gemacht, sah aber davon ab. Ich hatte die seltsame Vorstellung, dass, senkte ich meinen Kopf, ich auslaufen würde wie eine alte, verbeulte Kanne.
»Ich weiß nicht, wie die helle Schwester es handhabt, aber im Dienst von Solante frage ich dich, ob du etwas besitzt, was du meiner Göttin geben kannst, etwas, was von Wert für dich ist, um dich zu heilen.«
»Heilen?«, fragte Leandra. »Durch Magie?«
Zokora warf ihr einen mitleidigen Blick zu. »Nein. Durch die Hand meiner Göttin.«
»Ihr seid im Stande, so etwas zu heilen?«, fragte ich. Zokora sah mich an. »Genau das sagte ich. Hörst du schlecht? Das kann ich nämlich nicht behandeln.«
»Ich habe die Worte vernommen, aber ich bin überrascht.«
»Ob du überrascht bist oder nicht, interessiert mich wenig. Du bist ein Mensch, Menschen wissen nicht viel. Also, besitzt du etwas von Wert, was du meiner Göttin geben kannst? Wärst du jünger, könntest du ihr vielleicht fünf Jahre Arbeit geben. Oder … vielleicht dein Pferd?«
Irgendwie passte es mir nicht, ihr Zeus zu verkaufen. Es hieß, die dunklen Elfen lebten in Höhlen unter der Erde. Zeus würde sich da nicht wohl fühlen.
»Nein. Ich besitze sonst nicht viel. Wenn ich alles verkaufte, was ich besitze, vor allem mein treues Reittier, käme ich auf vielleicht zwanzig Goldstücke. Aber ich weiß nicht, ob jemand bereit wäre, mein Pferd zu erwerben.«
»Gold zählt nicht viel, es mag vielleicht von Wert sein, aber nicht als Ausgleich für eine Person. Keine Persönlichkeit ist damit verbunden, die die Spende wertvoll machen würde. Was ist mit diesem Packen auf deiner Schulter?«
»Nein, auch das nicht.« Ich sah Leandra an. »Sofern es möglich ist, möchte ich, dass dies hier ungeöffnet mit mir begraben wird. Markiert mein Grab nicht.«
»Zurzeit sieht es eher so aus, als ob ich Euch zu dem Stallburschen in die Kiste legen müsste«, antwortete sie trocken. Sie hatte sich wieder gefangen, ihr Blick schweifte zwischen mir und der Dunkelelfe hin und her.
»Aber ich werde versuchen, Euren Wünschen zu entsprechen.«
Ich wandte mich an Zokora. »Ihr seht, mein Leben ist nicht wertvoll. Es wäre auch so bald beendet gewesen.«
»Probleme, alter Mann?«, fragte Janos, der von draußen hereinkam. Ich wusste nicht, wie er es so lange dort ausgehalten hatte, er war über und über mit Frost bedeckt.
»Nicht der Rede wert«, meinte ich.
Er nickte mir zu. »Dann ist es ja gut. Ich gehe jetzt einen trinken. Es ist etwas kühl dort draußen.«
Damit ging er, dicht gefolgt von Sternheim, der sich bewegte, als wäre er doppelt so alt wie ich. Ich sah sein Gesicht, die weiße Haut … und nickte für mich. Bald würde er wissen, dass er einen hohen Preis für seine Sturheit bezahlte. Ich erkannte Frostbrand, wenn ich ihn sah.
»Es tut mir Leid«, sagte Rigurd zerknirscht. Er wandte sich an Zokora. »Es war meine Schuld, wie Ihr wisst. Kann ich für ihn bezahlen?«
Zokora sah ihn an. »Du magst mich nicht, hältst mich für ein Ungeheuer. Soll ich deine Worte jetzt ernster nehmen als vorhin?«
Er nickte. »Es ist eine Ehrenschuld.«
»Ihr Menschen und
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