Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
»Wir lagen zusammen. Er liebkoste und küsste mich, da roch ich ihn.« Sie rümpfte die Nase. »Elfen, sagt man, haben eine feine Nase. Es ergab sich, dass er erkrankt war.«
»An der Falschen Jungfer?«, fragte ich.
Ihre Augen funkelten. »Als ich hörte, wie man es nannte, fand ich es unverschämt, die Krankheit so zu nennen. Es sollte doch wohl eher Falscher Junker heißen. Wisst Ihr, warum er mir schöne Augen machte?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Die Krankheit heilt man, indem ein glühender Draht eingeführt wird. Der Medikus teilte ihm das mit, und er bekam es mit der Angst zu tun. Der Medikus lachte und sagte, es ließe sich vermeiden. Er müsse nur eine Elfe finden, denn würde er sie beschlafen, so würde das die Krankheit ebenso heilen.«
Als sie gestern hereingekommen war, hatte ich gedacht, ihre Augen würden mit einem geheimen Feuer glühen, und hielt es später für eine Sinnestäuschung. Es war keine, denn auch jetzt strahlten ihre Augen mit diesem seltsamen rötlichen Licht. Es hätte mich vielleicht erschreckt, hätte ich sie nicht inzwischen näher kennen gelernt. So war es nur eine weitere faszinierende Eigenschaft an ihr.
»Autsch«, sagte ich.
Sie funkelte mich immer noch an. »Ja, autsch. Ich schwor mir, keinem Mann mehr zu trauen. Ich bot ihm an, seine Krankheit mit meinem Dolch zu heilen.«
»Ich schätze, er lehnte ab.«
»Er rannte schreiend aus meinen Gemächern.«
Ich musste lächeln, als ich das Bild vor mir sah.
»Es ist nicht zum Lachen. Er verbreitete das Gerücht, ich wäre unersättlich und mannswild. Triebe es mit allem und jedem, er jedoch sei so rein und könne sich nicht mit mir verbinden, da er auf seinen Ruf achten müsse. Alsbald hatte ich mehr Freier, als mir lieb war, und keinen, der das wollte, was ich diesem Grafensöhnchen geschenkt hatte und was ich nun gebrochen auf der offenen Hand trug. Mein Herz.«
»Deshalb habt Ihr mich gefragt, ob Sieglindes Tanz mit den Wölfen mich erregen würde. Ihr habt eine schlechte Meinung von den Männern.«
»Zumindest habt Ihr eine ehrliche Antwort gegeben. Das machte mir auch glaubhaft, dass Ihr wünscht, es ließe sich vermeiden. Aber erst jetzt, als ich Euch mit Sieglinde sah, glaube ich es wirklich.«
Ich lehnte mich zurück, woraufhin ein paar steife Muskeln protestierten. Es zeigte mir, dass ich noch lebte, also ignorierte ich es.
»Eine schöne Frau bereitet einem Mann allein durch ihren Anblick Freude. Sieglinde ist fast so wohlgestaltet wie Ihr es seid. Wenn mich der Anblick einer schönen Frau nicht mehr erfreut, bin ich wahrlich bereits gestorben.«
Sie lächelte leicht. »Es macht auch einer Frau Freude zu hören, dass sie mit ihrem Aussehen zu entzücken vermag. Aber ich sah auch Männer, die Tieren ähneln. Ich lernte, dass ein Mann das Denken vergisst, wenn er auf einen offenen Schoß hofft. Oder verschlagen wird wie eine Natter. Am Ende ist er dann empört, wenn er nicht erhält, was er will.«
»Ich bin aus dem Alter heraus.«
Sie legte den Kopf zur Seite. »Vielleicht. Ich hielt es nicht für unmöglich, dass Sieglindes Tanz mit den Wölfen, wie Ihr es bezeichnet, Euch fasziniert. Dass Ihr insgeheim hofft, dass es passiert, um Euch dann daran zu erregen.«
Ich blinzelte. »Sera …«, begann ich, aber sie hob die Hand.
»Ich erzähle dies alles, damit Ihr versteht, dass ich es ernst meine, wenn ich Euch um Verzeihung bitte. Ich habe Euch falsch eingeschätzt und unterstellte Euch, einem Mann, dessen Ehre offensichtlich unzweifelhaft ist, solch ein Verhalten. Ich schäme mich dafür und bitte Euch nun um Vergebung.« Sie schlug die Augen nieder. Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Aber nur eines machte Sinn.
Ich legte meine Hände auf die ihren. »Es gibt nichts zu verzeihen.«
Wir hatten uns beide zueinander gebeugt, unsere Gesichter waren einander sehr nahe. Ihre Zunge huschte über ihre halb offenen Lippen, welche voll und rot waren …
»Er ist zu alt zum Kopulieren. Männchen seiner Spezies sind in diesem Alter mehr Arbeit als Vergnügen.«
Wir zuckten zusammen, als hätte man uns bei etwas Verbotenem ertappt.
Zokora. Sie ließ sich mit einer gleitenden Bewegung an unserem Tisch nieder. »Wenn du einen Liebhaber suchst, dann nehmt diesen Hauptmann, Sternheim. Er hat deutlichen Gefallen an deinen Reizen gefunden und ist jung genug, um ihn mehrfach in einer Nacht zu benutzen.«
Ich blinzelte.
Leandra blinzelte.
»Ist das so?«, fragte ich Zokora; mein Tonfall
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