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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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stellen.
    Es schien mir, als ob mich meine letzten Kräfte verlassen würden. Ich taumelte fast zu unserem Tisch, wo ich mich in den Stuhl fallen ließ, kraftlos und leer. Ich saß da und schloss die Augen.
    »Die Sera sagte, Ihr wolltet einen Grog«, hörte ich eine Stimme. Sieglinde. Sie stellte mir das dampfende Getränk auf den Tisch und lächelte mich unsicher an.
    »Den Göttern sei Dank«, entfuhr es mir. Sie lächelte. »Ich war heute auch schon im Lager und spürte die Kälte dort … ein warmer Grog erscheint einem danach wirklich wie ein Geschenk der Götter«, meinte sie lächelnd.
    »Die Briganten?«, fragte ich sie, als ich wieder sprechen konnte. Meine Hände hielten den heißen Zinnbecher umklammert, und ich spürte, wie die Hitze in mich eindrang, fast zu schmerzhaft, aber ich hätte in diesem Augenblick nicht loslassen können.
    »Zu Bett. Sie haben heute so viel getrunken, dass sie kaum noch stehen konnten. Ihr wart lange fort, ich fürchtete um Euch.« Sie sah mich ernst an. »Ich bin froh, dass der Sera und Euch nichts widerfuhr.«
    Sie stand vor mir, unsicher lächelnd, die Kanne mit dem heißen Grog in der Hand. Ihre Bluse war im Lauf des Abends so weit geöffnet worden, dass die weißen Hügel ihres Busens deutlich zu erkennen waren, links konnte ich sogar den dunklen Hof ihrer Brustwarze sehen. Wie von allein lösten sich meine Hände von dem heißen Becher, und ich griff hoch. Mit ungeschickten, steifen Fingern knöpfte ich ihre Bluse wieder zu, jeder der einfachen Hornknöpfe erschien mir störrisch, bis ich den letzten schloss. Sie schaute mich die ganze Zeit an, und ich sah, nein, ich fühlte sie unter meinen Händen erzittern.
    Ich hörte so etwas wie ein unterdrücktes Schluchzen, dann riss sie sich aus meinen Händen los und eilte zur Theke zurück, wo sie sich ihrem Vater in die Arme warf.
    Ich ließ meine Hände sinken, umklammerte wieder den Grog, unfähig von ihr wegzusehen.
    Eberhard warf mir über ihren Kopf hinweg einen Blick zu. Er hätte verdammend sein sollen, aber dass sein Blick Dankbarkeit zeigte, traf mich um vieles härter.
    »Ihr, Ser Havald«, sagte Leandra, als sie sich in ihren gewohnten Stuhl sinken ließ, »seid ein Schwindler. Ich habe Euch entlarvt. Ihr gebt Euch ungerührt, aber das ist nicht mehr als eine Maske.«
    Auch sie hielt einen dampfenden Becher in der Hand, führte diesen nun zu ihren vollen Lippen und sah mich über den Rand hinweg an, als sie einen Schluck nahm.
    »Dachtet Ihr, ich fände Freude daran, jemandem zu raten, ein Kind zu opfern?«, gab ich ihr leise Antwort.
    Der erste Schluck des heißen Grogs rann mir die Kehle herunter, wärmte mich mit flüssigem Feuer, welches das Eis brach, so dass ich mich mit einem Seufzer zurücklehnte und nichts anderes tat, als das Gefühl der Wärme zu genießen. Meine Hände brannten und kribbelten, ich fühlte wieder meine Füße und die Nasenspitze; ich war wieder am Leben und hatte diesen kalten Raum dort unten nun doch verlassen können.
    »Was weiß ich?«, erwiderte sie. Sie sah meinen empörten Blick und lächelte. »Ich lebe lange genug, um zu wissen, dass Männer seltsam werden, sobald es um Frauen geht. Schaut mich an.«
    Dies tat ich. Ihr Anblick erschien mir schon an diesem zweiten Abend vertraut, als ob ich sie ein ganzes Leben kennen würde. Ich verlor mich darin, ihr Gesicht zu betrachten und …
    »Nicht so«, sagte sie, ihre Stimme hatte einen seltsamen Unterton. Ich blinzelte. Hauchfeine Röte überzog ihr Gesicht. »Ich meinte …« Sie hielt inne und holte tief Luft. Für einen Moment schien es mir, als ob sie meinem Blick ausweichen würde, aber dann sah sie mich doch wieder an.
    »Man sagte mir, ich wäre schön. Ich selbst kann das nicht wirklich beurteilen. Aber als ich sehr spät erst zur Frau wurde, fand ich mich belagert von den Männern am Hof.« Sie rollte die Augen. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welch seltsame Dinge sich mancher Mann einfallen ließ, um meine Gunst zu gewinnen.« O doch, das konnte ich.
    »Ich war zu jung für mein Alter, ich glaubte letztlich den schönen Worten eines Edelmanns. Der Sohn eines Grafen, ich hingegen nur eine Baronesse ohne Land. Wald, ein Dorf, ein Weiler nahezu, das ist meine Mitgift. Mehr nicht. Ich war geschmeichelt. Hier ich, unsicher, ein Titel, der ebenso ungewohnt erschien, zu jung, um zu verstehen, was da geschah. Ich schenkte ihm mein Herz und war bereit, ihm meine Unschuld zu geben.« Sie beugte sich vor und nahm meine Hand.

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