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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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erste Satz sagte eine ganze Menge, nicht zuletzt über die sprachliche Unbeholfenheit des Verfassers. Sollte der Leser glauben, dass die Gesellschaft kürzlich geendet hatte? Margaret entgingen weder die fett gedruckte Verkaufsleitung noch der Hinweis an den Leser, er möge zu Seite vierunddreißig blättern, um mehr über EAA zu erfahren. Die EAA musste der Anzeigenabteilung einen Riesenauftrag gegeben haben, wenn sie gleich zwei Berichte bekam. Dass man aus Kevin Britt einen Berg, Mt., gemacht hatte, war vermutlich ein Versehen des Redakteurs.)
    Auf der Rückfahrt zur Tribune bekam Margaret die traurige Geschichte von Jagdishs Sohn zu hören, der übergewichtig war und in der Schule nicht mitkam. Zum Glück fanden sie einen freien Parkplatz vor der Tribune, bevor die Tochter an die Reihe kam. Gemeinsam gingen sie nach oben, Margaret, um ihren Film abzugeben, Jagdish, um seinen Bericht zu schreiben. Aber als sie die Redaktion betraten, winkte ihnen gleich Mr. Obok, der bei offener Tür aufgeregt mit jemandem telefonierte.
    »Flugzeugabsturz«, sagte er, als er auflegte. »Thika Road. Knapp fünfundzwanzig Kilometer stadtauswärts. Flying Doctors.«
    Er wies auf Margaret. »Sie fahren mit«, sagte er mit einer Kopfbewegung zur Tür.
    Jagdish machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. Margaret folgte ihm. Unterwegs gab sie ihren Film der Sekretärin. Als sie zum Peugeot kam, stand Jagdish schon an der Fahrertür und verlangte den Schlüssel. Er schien plötzlich lebendig geworden zu sein.
    »Sollte nicht ich fahren?«, fragte Margaret.
    »Ich weiß den Weg«, sagte er und setzte sich hinter das Steuer.
    Margaret hielt sich am Armaturenbrett fest, während Jagdish die Thika Road entlangbrauste, als führe er eine Rallye. Mehr als einmal überholten sie ein voll beladenes Matatu auf der falschen Seite und gerieten dabei fast in den Straßengraben. Schlamm spritzte auf die Windschutzscheibe, auf das Seitenfenster. Margaret bat Jagdish nicht, langsamer zu fahren. Er war ein geschickter Fahrer, trotz der Geschwindigkeit und einiger brenzliger Situationen. Niemand brauchte ihr zu sagen, dass jede Minute zählte.
    Margaret hatte nie ein Flugzeugunglück erlebt, jedenfalls nicht im richtigen Leben.
    Auf der Fahrt hatte sie fünfzehn Minuten Zeit, um sich auf die Szene, die sie erwartete, vorzubereiten. Als Mr. Obok die Thika Road genannt hatte, hatte sie sich vorgestellt, man würde die Maschine von der Schnellstraße aus sehen können. Sie hatte sich nicht vorgestellt, dass sie direkt auf die Straße geprallt war, was auf den fehlgeschlagenen Versuch einer Notlandung schließen ließ. Der Verkehr begann bereits, sich zu stauen. Jagdish nahm wieder den Graben und fuhr den Peugeot so dicht wie möglich an die Unglücksstelle, ehe er anhielt. Er sprang aus dem Wagen und stürmte los. Margaret packte ihren Fotoapparat und rannte ihm nach.
    Die Gaffer standen ungefähr fünfzehn Meter entfernt. Örtliche Askaris bewachten die verunglückte Maschine. Hilfe war noch nicht da.
    Die Wucht des Aufpralls hatte vor allem die Flugzeugnase getroffen. Eine Tragfläche war abgerissen. Der Pilot musste sich vor der kritischen Entscheidung gesehen haben, entweder im Busch oder auf der Fahrbahn zu laden. Der Busch war, wenn auch weicher, voll versteckter Hindernisse. Die glatte Straße bot bessere Landemöglichkeiten, wäre nicht der Gegenverkehr gewesen. Es sah so aus, als hätte der Pilot einen Moment abgepasst, als keine Fahrzeuge in der Nähe gewesen waren. Margaret bemerkte keine Trümmer neben denen des Flugzeugs. Vielleicht war der Treibstoff ausgegangen oder das Fahrwerk hatte sich nicht ausfahren lassen.
    In der Maschine konnte Margaret einen Oberkörper erkennen. Weißes Hemd, blaue Krawatte. Eine zweite, mit einem Leintuch verhüllte Person lag direkt neben dem Flugzeug auf der Straße. Eine dritte war etwa sechs Meter weit hinausgeschleudert worden.
    Margaret stand wie erstarrt, während Jagdish eilig mit den Askaris sprach und ihnen seinen Ausweis zeigte. Ungeduldig winkte er ihr zu. Er wollte sofort Aufnahmen vom Unfallort haben.
    »Sollten wir nicht erst nachsehen, ob jemand Hilfe braucht?«, fragte Margaret. »Vielleicht ist ja noch jemand am Leben.«
    »Sie sind alle tot«, erkläre Jagdish. »Denken Sie nicht, knipsen Sie einfach.«
    Als Margaret immer noch zögerte, kam er auf sie zu, als wollte er ihr den Fotoapparat aus der Hand reißen.
    Sie ging näher an die Maschine heran. Als sie ins Innere blickte, konnte sie, wie

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