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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Arbeit bei der Tribune noch viele Tote sehen: sechs Todesopfer bei der East African Safari Classic; siebzehn, als sich ein Matatu überschlug; eine ganze asiatische Familie, die im Schlaf mit Macheten niedergemetzelt wurde) teilte Patrick ihr mit, dass er für zwei Wochen verreisen würde. Er musste ins Küstengebiet fahren, um medizinische Einrichtungen in Mombasa und Malindi zu besichtigen. In Lamu sollte eine Konferenz stattfinden. Patrick und Margaret waren noch nicht an der Küste gewesen, aber sie erinnerte sich an ihr früheres Gespräch über einen gemeinsamen Urlaub. Sie wäre so gern mit ihm gereist, aber das ging nicht, ihr Job bei der Zeitung forderte immer mehr Einsatz.
    »Wir waren noch nie so lange voneinander getrennt.« Sie schmiegte sich an ihn.
    Er nahm sie in die Arme. »Du wirst es schon überstehen«, sagte er. »Außerdem kann ich ja dafür sorgen, dass ich über ein langes Wochenende in Lamu bin. Dann kannst du hinkommen.«
    Margaret merkte, dass er im gleichen Ton sprach wie sie, als sie ihm von ihrem neuen Job erzählt hatte. Er versuchte, ihr seine Reisepläne schmackhaft zu machen.
    »Wir nehmen uns ein Zimmer im Petley’s und bleiben ein, zwei Tage in der Stadt«, sagte er, »und dann fahren wir nach Shela und hocken uns ans Meer. Wir können auch eine Fahrt mit einer Dau machen.« Er sprach von den alten Segelschiffen, mit denen die Swahili von Lamu seit Menschengedenken zur See fuhren.
    »Wann fährst du?«, fragte Margaret.
    »In zwei Tagen.«
    Sie hob den Kopf von seiner Brust. »So bald schon?«
    »Die ganze Geschichte ist vorverlegt worden. Ich kann meine Teilnahme nicht absagen. Aber ich habe schon mit Moses gesprochen, er wird sich gut um dich kümmern.«
    Patrick dachte sich nichts bei der Bemerkung, aber das Echo dieser Worte, die Arthur so oft gebraucht hatte, wühlte Margaret auf.
    In dieser Nacht, als Patrick und sie sich liebten, spürte sie Wiedergutmachung und Abbitte. Und den elektrisierenden Funken künftigen Abenteuers.
    Patrick reiste zwei Tage später mit dem Zug ab. Margaret brachte ihn zum Bahnhof. Ihr Ticket nach Lamu habe er gekauft, sagte er. Sie würde fliegen müssen, weil die Bahnfahrt zu lange dauerte. Auf der Insel Manda war ein kleiner Flughafen; sie würde vom Wilson Flughafen abfliegen. Er hatte ihr eine Reisebeschreibung und Bargeld dagelassen. Er hatte Moses den Kühlschrank und die Vorratsschränke auffüllen lassen. Er hatte den Peugeot zum Kundendienst gefahren und vollgetankt. Er hatte alles getan, was ein liebevoller Ehemann für seine Frau tun konnte, aber seine ungeheure Ungeduld, endlich aufzubrechen, konnte er nicht vor ihr verbergen.
    Margaret dachte oft an Diana. Tausendmal spielte sie die Szene durch. Manchmal sah sie den Moment, als der Führer vergeblich nach dem Pelz von Dianas Kapuze fasste; manchmal fühlte sie, wie sie alle stürzten, mitten auf dem Eis, alle an ein Seil gehakt. In ihren Träumen hörte Margaret Arthurs Schrei und erwachte von seinem Heulen. War er nach London gegangen, wie geplant? Lebten er und die Kinder jetzt bei seiner Schwester? Arbeitete er bei Colgate-Palmolive in England? Margaret wollte so gern mit ihm sprechen, sich vergewissern, dass es ihm gut ging, obwohl sie wusste, dass es ihm nach diesem entsetzlichen Unglück gar nicht gut gehen konnte. Sie erinnerte sich an den Moment, als ihre Blicke sich draußen vor der Kirche begegnet waren. Sie dachte an das schreckliche Gespräch mit Patrick nach dem Unfall.
    Während die Wochen vergingen, begann Margaret auf einen Brief von Arthur zu hoffen. Er könnte ruhig an Patrick adressiert sein, das wäre in Ordnung. Noch mehr wünschte sie sich, Arthur zu sehen und mit ihm zu sprechen. Sie hatte ihm so vieles zu sagen. Es würde Arthur nicht helfen, aber es würde vielleicht ihr helfen.
    Als sie ein wenig herumtelefonierte, erfuhr sie, dass man Dianas Leichnam wider Erwarten doch gefunden hatte und er zur Bestattung nach London überführt worden war. Margaret glaubte, dass Diana das nicht recht gewesen wäre, dass sie es vorgezogen hätte, in Kenia beerdigt zu werden, ihrem Geburtsland. Diana hatte London gehasst, und Margaret konnte sich nicht vorstellen, dass sie dort sanft ruhen würde. Sie wünschte, Dianas Asche wäre auf einer Wiese verstreut worden, auf der ihre Hunde getobt hatten, oder auf einem der Gipfel in den Ngong Bergen.

 
    S ie sollte bei einem Gespräch mit einer Lehrerin fotografieren. Margaret erwartete Jagdish, während sie mit Lily, der

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