Das erste Jahr ihrer Ehe
ich für gefährlich halte, mach ich’s einfach nicht«, sagte Margaret.
»Wir werden ja sehen.«
Mehr hatte sie offensichtlich nicht von ihm zu erwarten, damit würde sie sich abfinden müssen. Im Übrigen, sagte sie sich, hatte sie die Arbeit ja nicht angenommen, um sich Patricks Anerkennung zu erkaufen. Oder vielleicht doch?
»Ach, und noch etwas«, sagte sie. »Ich werde das Auto jetzt wahrscheinlich öfter brauchen. Bei der Zeitung wird erwartet, dass ich selbst zu den Arbeitseinsätzen fahre. Wir können uns das ja einteilen. Ich kann dich morgens zur Arbeit fahren und dich wieder abholen, wenn du fertig bist.«
»Sei einfach vorsichtig, Margaret«, sagte er.
»Vielleicht können wir etwas von dem Geld, das ich jetzt verdiene, für einen richtigen Urlaub sparen. In Mombasa. Oder irgendwo am Meer, wo wir nur in der Sonne liegen und faulenzen können. Das brauchen wir dringend.«
Patrick seufzte tief. »Das kannst du laut sagen.«
Margaret hatte den Eindruck, dass einige der Reporter die englische Sprache schriftlich besser beherrschten als mündlich. Ihr erster Einsatz führte sie mit einem Mann namens Jagdish Shah zusammen, einem Reporter, der seit mehr als zehn Jahren bei der Tribune war. Er sollte über eine Feier zu Ehren des Verkaufsleiters von East African Airlines berichten.
»Sie wohnen in Karen?«, erkundigte sich Jagdish im typisch singenden Tonfall des Asiaten. Margaret fragte sich, ob sie nur zu dem Einsatz mitgenommen wurde, weil sie über ein Transportmittel verfügte. Das Utali Hotel, in dem das Mittagessen stattfand, war nicht weit von der Tribune , aber für die Fahrt war dennoch ein Auto nötig. Sie hatte für ihre neue Arbeit einen zweiten Fotoapparat gekauft, eine Leica M3, die in ihrer Tasche auf dem Rücksitz lag. Jagdish saß steif und kerzengerade. Der buschige Schnauzer und der Bart sollten wohl seinen unreinen Teint verbergen. Er trug ein weißes Hemd, Jackett und Schlips und eine große Brille mit dicken Gläsern, die ihn glotzäugig erscheinen ließen. Da der Wagen keine Klimaanlage hatte, fuhr Margaret mit offenen Fenstern, was dem Mann unangenehm zu sein schien. Er roch aufdringlich nach Kölnischwasser.
»Ich bin der jüngste von drei Söhnen«, sagte er, noch ehe sie die Stadtgrenze erreicht hatten. »Mein Vater übergibt sein Geschäft dem ältesten. Dem zweiten kauft er eine Motorradvertretung. Aber von mir erwartet er, dass ich losziehe und für andere Leute arbeite.«
Im ersten Moment wusste Margaret nicht, was sie sagen sollte. Es verblüffte sie, dass ihr jemand, den sie noch keine fünf Minuten kannte, so etwas erzählte.
»Das ärgert Sie«, sagte sie schließlich.
»O ja«, bestätigte er, den Blick zum Fenster hinaus gerichtet. »Es ärgert mich mein ganzes Leben lang. Dauernd liegt mir meine Frau in den Ohren: Sag deinem Vater dies …sag deinem Vater das … Sie versucht, sich bei ihm einzuschmeicheln, und es ist furchtbar, das mit anzusehen.«
»Vielleicht könnten Sie sich eine Arbeit suchen, die Ihnen mehr Spaß macht als das hier«, meinte Margaret.
»Nein, ich finde nichts anderes. Hier in Nairobi gibt’s nichts für mich, bei dem ich mein eigener Herr sein kann.«
Damit verfiel Jagdish in depressives Schweigen und seufzte nur noch vor sich hin. Margaret fragte sich, ob sie ihn auf allen seinen Einsätzen würde begleiten müssen. Sie hoffte, dass dem nicht so war.
Dem Verkaufsleiter von EAA begegnete er nicht charmanter als ihr. Sie sollte, so hatte Mr. Obok es ihr erklärt, die drei Hauptpersonen – den Verkaufsleiter, den Tourismusminister und den Direktor von Utali – beim herzlichen Händedruck zu dritt fotografieren und darauf achten, dass sie alle drei Gesichter, die natürlich einander zugewandt sein mussten, klar ins Bild bekam. Das einzig Interessante an der langweiligen Aufnahme war das Muster von schwarzen und weißen Händen im Moment des Händeschüttelns, aber Margaret, die davon mehrere Aufnahmen machte, wusste im Voraus, dass Mr. Obok sie nicht verwenden würde.
(Am nächsten Tag sah Margaret sich das Bild in der Zeitung an und las den Text darunter. Weder der Fotograf noch der Verfasser des sehr kurzen Textes wurden genannt.
EAA hat ein gutes Jahr hinter sich – mehr dazu auf Seite 34 –, und das ist auch Mt. Kevin Britt zu verdanken, der, von Eastern Airlines abgestellt, zwei Jahre die Verkaufsleitung der Gesellschaft innehatte, die kürzlich endete.
Der ganze Bericht umfasste nur noch zwei weitere Sätze, aber dieser
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