Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
Vom Netzwerk:
Kollegen nichts dagegen, mit Ausländern zusammenzuarbeiten«, sagte er. »Ich nehme die besten Leute, die ich finden kann, egal, woher sie kommen. Draußen in der Redaktion sitzen Luo, Kikuyu, Nandi, Ugander, Turkana und Asiaten. Ich selbst bin Luo. Die westlichen Ausländer arbeiten hier meist freiberuflich, wie Sie es tun werden. Aber Sie werden merken, dass auch hier in der Redaktion manche Leute Ihnen die kalte Schulter zeigen werden. Es kann durchaus passieren, dass Sie mit einem Reporter zusammenarbeiten müssen, der der Meinung ist, alle Aufträge sollten nur an Kenianer vergeben werden. Dabei fällt mir ein – haben Sie ein Auto?«
    »Ja«, antwortete sie, »meistens.«
    »Zuverlässig?«
    Margaret zuckte mit den Schultern. »Ziemlich.«
    »Gut.« Mr. Obok nahm die vier Fotos aus ihrer Mappe, die er haben wollte. »Ich bezahle Ihnen hundert Schillinge für jedes. Bitte geben Sie Lily draußen Ihre Daten. Haben Sie Ihren Pass und Ihr Visum bei sich?«
    »Ja.«
    »Sehr schön.« Er stand auf. »Die Schecks gibt es immer donnerstags. Sie können herkommen und sich Ihren abholen, oder Sie können ihn sich schicken lassen.«
    Margaret bekam ihre Post über das Krankenhauspostfach, das hieß, dass Patrick alles abholte und mit nach Hause brachte. Sie wollte aber ihre Honorarschecks selbst abholen.
    »Ich komme und hole mir meine Schecks«, sagte sie.
    Mr. Obok reichte ihr die Mappe zurück. »Wir werden sehen, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt«, sagte er und deutete damit an, dass er sich ein endgültiges Urteil über ihre Arbeit vorbehalten würde, bis er die Ergebnisse der ersten zwei oder drei Aufträge gesehen hatte. Er gab ihr die Hand.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie.
    An der Tür drehte sie sich noch einmal um. Mr. Obok hatte schon wieder seinen Bleistift in der Hand.
    Sobald Patrick am Abend nach Hause kam, berichtete Margaret ihm.
    »Es ist bei der Tribune «, fügte sie beiläufig hinzu.
    An diesem Morgen hatte sie zum ersten Mal ein halbes Dutzend neue Fältchen um Patricks Augen bemerkt. Er war durch seine Arbeit viel im Freien unterwegs, und die Einwirkungen von Hitze und Trockenheit begannen sich zu zeigen. Er sah es bei ihr vermutlich auch.
    »Bei der Kenya Morning Tribune? «, fragte er.
    Sie kaute Kaugummi, den sie sich in Nairobi gekauft hatte. Sonst kaute sie nie. Sie nickte.
    »Im Ernst?«, fragte er und stellte Aktenkoffer und Arzttasche neben dem Flurtisch ab.
    »Im Ernst.«
    »Mein Gott, Margaret!«
    »Bitte?«
    »Von allen Zeitungen in Kenia musst du dir ausgerechnet die umstrittenste aussuchen?«
    »Es ist eine gute Zeitung«, entgegnete sie. »Sehr angesehen. Außerdem geht es nur um Fotos. Ich kann bis zu fünfzehnhundert Schillinge in der Woche verdienen, und mehr, wenn mir der Chefredakteur dazwischen dies oder jenes Foto abkauft, das er nicht bestellt hat.«
    »Und der Chefredakteur ist Solomon Obok?«
    »Kennst du ihn?«
    Patrick trat ins Wohnzimmer, die Hände in die Hüften gestemmt. Moses hatte einen Strauß rosafarbener und weißer Lilien auf den Couchtisch gestellt.
    »Den kennt jeder«, sagte Patrick. »Hat er dich angerufen?«
    Margaret lachte und schluckte versehentlich ihren Kaugummi hinunter. »Nein«, sagte sie. »Woher sollte er mich kennen? Ich bin einfach mit meiner Mappe bei ihm aufgekreuzt.« Sie merkte selbst, dass ihr Ton ein wenig zu flapsig war.
    »Warum?«, fragte Patrick.
    »Warum?«
    Er ging hinter der Couch auf und ab.
    »Ich werde noch verrückt hier, Patrick. Ich brauche eine sinnvolle Arbeit. Du hast eine. Ich hatte eine, bevor ich hierherkam. Ich kann nicht mehr einfach nur herumdameln.«
    »Tja, dann freut’s mich für dich«, sagte er ohne Enthusiasmus.
    »Die Sachen aus Boston fand Obok durchschnittlich«, sagte sie. »Aber die afrikanischen Fotos haben ihm gefallen.«
    »Gut.«
    Sie wartete.
    »Das ist alles?«, fragt sie dann. »Gut?«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich vor Begeisterung aus dem Häuschen bin, Margaret. Ich werde mich ständig um dich sorgen.«
    »Warum solltest du dich um mich sorgen?«
    »Hast du die Tribune mal gelesen? Bei der Zeitung haben die Luo das Sagen, und die haben ein Programm, und der Stamm, der im Land das Sagen hat, sind die Kikuyu, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    »Aber da arbeiten bestimmt ein Dutzend Ausländer.«
    »Und?«
    »Und nichts. Es ist nichts dabei.«
    Patrick nickte sehr langsam, so wie Leute das tun, wenn sie einem kein Wort glauben.
    »Wenn er etwas von mir verlangt, das

Weitere Kostenlose Bücher