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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Sie wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Er kehrte ihr den Rücken.
    »Was ist?«, fragte sie verwirrt.
    »Ich kann das nicht«, sagte er.
    »Was denn?«
    »Das hier.«
    Seine Worte und sein Ton erschreckten Margaret. »Ich verstehe nicht.« Aber sie verstand genau.
    Sie ließ sich an das Auto sinken. Hier endete etwas Außergewöhnliches, noch ehe sie sich recht eingestanden hatte, dass es begonnen hatte. Der Verlust dieses kaum geahnten Neuen fraß sich in ihr Herz. »Wenn Sie das doch nicht gesagt hätten«, sagte sie.
    Rafiq stand neben ihr.
    »Wie lange wissen Sie es schon?«, fragte Margaret.
    »Dass es aufhören muss? Seit eben. Als ich merkte, wie sehr ich Sie begehre.«
    »Nein«, entgegnete sie. »Dass es überhaupt ein Es gibt.«
    »Das wusste ich schon, kurz nachdem ich Ihnen begegnet war.«
    Und auch sie hatte es gewusst, o ja. Welches war der Moment gewesen? Als sie ihn zu seinem Wagen laufen sah? Als ihr Blick auf seine Hand fiel, die sich dunkel vom Weiß seines Hemdes abhob? Als er sie an jenem Abend zu Hause anrief? Als sie mit ihm beim Tee saß? Als er seine Hand auf die ihre legte?
    »Margaret.«
    Sie nickte.
    »Auch ich muss Ihnen etwas erzählen«, begann er. »Im Golden Cup haben Sie eine Geschichte erzählt. Jetzt habe ich eine zu erzählen.«
    Sie wartete.
    »Als ich in London lebte«, sagte er, »hatte ich eine Beziehung mit einer verheirateten Frau, die ich sehr geliebt habe. Ich war rundum glücklich, aber ich spürte von Anfang an, dass es bei ihr anders war. Sie liebte mich, aber sie hasste die Heimlichtuerei und den Verrat. Nach einiger Zeit wurde es auch für mich unerträglich.« Er hielt einen Moment inne. »Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    Margaret konnte ihm nicht antworten. Von dieser früheren Beziehung zu hören, war unerwartet schmerzhaft.
    »Ich kann das nicht noch einmal«, sagte Rafiq. »Ich habe mir geschworen, dass ich das nie wieder jemandem antue. Weil ich weiß, wie es endet.«
    »Wir haben noch nicht einmal –«
    »Uns noch nicht einmal geküsst? Noch nicht einmal miteinander geschlafen? Nein.« Er schwieg kurz. »Ich weiß, dass es Ihnen weh tut. Es tut mir auch weh. Und es tut mir leid. Ich werde Solomon bitten, uns in Zukunft nicht mehr gemeinsam einzuspannen.«
    »O nein, bitte tun Sie das nicht«, sagte Margaret.
    Er legte den Arm um sie. »Je weniger wir darüber sprechen«, sagte er, »desto besser ist es für uns.«
    Margaret suchte nach den richtigen Worten. »Es ist, als hätte ich etwas Wunderbares verloren, noch ehe ich es gehabt habe«, sagte sie. »Bevor mir überhaupt eine Chance gegeben wurde.«
    »Was zu tun?«, fragte Rafiq behutsam. »Unsere Beziehung hätte eine ganz andere Qualität bekommen, Margaret. Und ich weiß nicht, ob Sie das gewollt hätten.«
    »Ich hätte es gewollt«, beteuerte sie.
    Wieder wandte sich Rafiq von ihr ab. Ein scharfes rosiges Licht erleuchtete die Savanne. Margaret war es egal, ob sie und Rafiq je zum Tor zurückfanden. Sie wollte nicht ins Auto steigen. Sie wollte nicht losfahren. Umgib uns mit Leoparden und Löwen , dachte sie, aber lass das Auto stillstehen.
    »Bleiben wir noch einen Moment einfach hier stehen«, sagte sie.
    Das Licht auf den Gräsern erlosch mit einem Schlag. Die Nacht brach herein, schnell wie ein herabfallender Vorhang. Um sie herum waren Tiere auf der Pirsch. Bald würden sie den gelben Citroën finden und ihn umringen. Aber keines würde Margaret und Rafiq etwas zuleide tun, weil sie selbst in der Dunkelheit genau würden erkennen können, dass hier längst ein Leid geschehen war.
    Die Sterne gingen auf und dann der Mond. Margaret dachte daran, Rafiq seinen Vorsatz auszureden. Sie glaubte, wenn sie sich nur umdrehte und ihn küsste, würde sie ihn schon verführen können. Aber wollte sie das wirklich? Sie verlangte mit einer Sehnsucht nach diesem Mann, die kaum zu ertragen war, aber sie wusste auch, dass Rafiq recht hatte. Und es war furchtbar, dass er recht hatte.
    Nach einer Weile öffnete Rafiq die Tür und half ihr ins Auto. Er ließ den Motor an. Margaret spürte, wie die Räder unter ihnen sich in Bewegung setzten.
    Als sie das Parktor passierten, wandte sich Margaret von Rafiq ab und starrte durch ihr Seitenfenster auf die Lichter der Stadt. Patrick würde sich schon fragen, wo sie blieb.
    »Wo warst du?«, fragte Patrick, als sie zur Tür hereinkam.
    Sie hatten keinen Hausangestellten, der für sie kochte, und gingen daher häufiger als früher zum Essen aus. An diesem

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