Das erste Jahr ihrer Ehe
zusammennehmen und in die Redaktion fahren. Ein neuer starker Krampf zog ihren Unterleib zusammen. Es war ähnlich wie die Schmerzen vor der Periode und doch anders. Der Schmerz war irgendwie stechender, lokaler begrenzt, nicht ziehend. Sie sagte sich, dass sie jemanden um Rat fragen musste, am besten wahrscheinlich ihren Gynäkologen, bei dem sie einmal wegen einer harmlosen Pilzinfektion gewesen war.
Sie zog den Bademantel aus und ließ ihn aufs Bett fallen. Nachdem sie sich Unterwäsche aus der Kommode geholt hatte, sah sie den Schrank nach einem Baumwollkleid durch, das sie in letzter Zeit nicht getragen hatte. Ein neuerlicher Krampf überfiel sie, so heftig, dass sie sich krümmte. Mit ausgestrecktem Arm fuhr sie herum, um sich am Bett abzustützen. Dabei bemerkte sie den hellroten Fleck auf dem Bademantel.
Margaret wurde nicht ins Nairobi Hospital gebracht, sondern in ein katholisches Krankenhaus, an dem ihr Gynäkologe tätig war. Sie hatte ihn angerufen, und er hatte seinerseits einen Krankenwagen gerufen. In ihrem blutbefleckten Bademantel traf sie im Krankenhaus ein. Patrick war nicht zu erreichen, er war in Dagoretti, wo er eine Buschsprechstunde abhielt.
Sie war erst in der sechsten Woche gewesen, wie der Arzt ihr mitteilte. Margaret bemühte sich zu begreifen, was er ihr sagte. Sie war schwanger gewesen? Ob er sicher sei? Ja, er sei sicher. Er tätschelte ihr die Hand.
Sie ließ den Kopf in das Kissen sinken und starrte zur Decke hinauf. Man hatte ihr ein Privatzimmer mit einem Fenster neben dem Bett gegeben. Es sah aus wie ein Krankenzimmer, in dem man vielleicht 1918 in London gelegen hätte: ein weißes Eisenbett, das mit einem langen weißen Leinenvorhang vom Rest des Zimmers abgeschirmt werden konnte; ein Wasserkrug aus Porzellan auf einem Nachttisch; nirgends eine Spur von technischen Geräten, wenngleich in der Wand Steckdosen waren, über die, vermutete sie, verschiedene Geräte angeschlossen werden konnten. Die Nonnen trugen ihre weißen Schwesterntrachten, und an der Wand gegenüber vom Bett hing ein großes, grausiges Kruzifix.
Die Schwestern wuschen sie, und ihr Arzt untersuchte sie. Sie wurde für eine Ausschabung vorbereitet. Als sie aus dem Dämmerschlaf erwachte, war sie unfähig, ihre Tränen zu beherrschen. Wieder ein Neuanfang verloren, noch ehe sie von ihm gewusst hatte.
Dass Patrick bei ihr war, nahm sie erst wahr, als er sich über sie beugte und sie küsste. Er sagte sofort, sie sei ja noch jung, und sie hätten noch Zeit, eine Familie zu gründen. Außerdem, fügte er hinzu, sei es doch am besten so.
»Wie meinst du das?«, wollte Margaret wissen.
»Es ist besser, wenn wir warten, bis wir wieder zu Hause sind«, erklärte er. »Nairobi ist kein Ort, um ein Kind zu bekommen.«
»Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte sie und blickte ihm in die hellblauen Augen.
»Doch, in gewisser Weise schon.«
»Du sagst das nur, um mir zu helfen.«
»Vielleicht. Wäre das denn so schlimm?«
»Es würde mir mehr helfen, wenn du mit mir weinen würdest«, sagte sie.
Er nahm ihre Hand. »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich fühle.«
Ein Kind hätte sie zusammengeschweißt, dachte Margaret.
Patrick ließ ihre Hand los und bückte sich zum Boden. »Ich habe dir dein Lieblingsgetränk mitgebracht. Einen Vanille-Milk-Shake.«
»Wo um alles in der Welt hast du einen Vanille-Milk-Shake aufgetrieben?«
»In der Küche. Ich habe die Köchin becirct – eine Nonne übrigens. Ich musste sie allerdings Schritt für Schritt anleiten.«
Margaret trank einen Schluck. »Danke, Patrick«, sagte sie und brachte ein Lächeln zustande.
»Sie werden dich ein paar Tage hierbehalten«, erklärte er ihr.
»Ein paar Tage? Warum?«
»Das ist ganz normal. Sie müssen vorsichtig sein, wegen einer eventuellen Infektion.«
In Wahrheit war Margaret dankbar für die Ruhepause. Sie mochte zwar die Nonnen nicht – sie waren unsanft und kurz angebunden –, aber die Vorstellung, einfach im Bett zu liegen, ohne dass etwas von ihr erwartet wurde, war beinahe paradiesisch. Endlich ein Ort, an dem sie ungestört nachdenken konnte.
Sie bemerkte, dass Patrick mit dem Fuß wippte. Er war unruhig, dachte sie. Warum? Hatte er es eilig, wieder hinauszukommen?
»Übrigens will ein Haufen Leute dich besuchen«, bemerkte er.
»Nicht heute.«
»Nein. Aber ist es dir recht, wenn ich ihnen sage, dass sie morgen kommen können?«
Margaret drehte sich ihrem Mann zu. Er strich ihr über die Haare. Sie schloss
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