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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Abend jedoch verrieten appetitliche Düfte Margaret, dass ihr Mann etwas vorbereitet hatte.
    »Du siehst fürchterlich aus«, fügte er hinzu. »Was ist denn passiert?«
    »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, sagte Margaret. »Ich hatte einiges zu erledigen.«
    »Was denn?«
    Sie konnte kaum einen Gedanken fassen und hatte keine Lust auf diese Fragen. »Ich weiß auch nicht, Patrick. Verschiedenes.«
    »Ich habe in der Redaktion angerufen.«
    Vielleicht zeigte ihr Gesicht einen Anflug von Erschrecken.
    »Solomon sagte, du hättest in Ruaraka zu tun gehabt. Aber er wusste nicht, was du danach vorhattest.«
    »Ich hab’s dir doch gerade gesagt«, versetzte sie ruhig. »Ich hatte einiges zu erledigen.«
    »Solomon sagte, du hättest mit Rafiq zusammengearbeitet.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß nicht. Sag du’s mir.«
    Margaret sah ihren Mann herausfordernd an. »Ich. Hatte. Einiges. Zu. Erledigen.«
    Patrick warf den Holzlöffel in seiner Hand über den Kopf und ließ ihn zu Boden fallen. »Bitte, wenn du so sein willst.«
    »Ich weiß schon, was du wissen willst«, sagte Margaret. »Zwischen mir und Rafiq ist nichts. Absolut gar nichts. Wahrer kann’s nicht sein.«
    Der Zorn in seinem Gesicht wich Verwunderung. »Geht es dir nicht gut?«
    »Nein, wenn du es genau wissen willst. Es tut mir leid, dass du dir die Mühe gemacht hast«, sagte sie mit einer Geste zum Esstisch, »und es tut mir leid, dass ich so spät dran bin, aber ich glaube, es ist das Beste, wenn ich mich jetzt hinlege.«
    Welch eine Ironie, dachte Margaret, als sie aus dem Wohnzimmer ging, dass sie gar nicht wegen Rafiq lügen musste. Sie war zornig und unsagbar traurig. Sie brauchte ein dunkles Zimmer und ein Bett.
    In dieser Nacht schlief sie ruhelos. Jedes Mal, wenn sie erwachte, wusste sie, dass etwas passiert war. Und dann brach es über sie herein. Immer wieder. Und immer neu.
    Und Fragen überfielen sie. Hätte sie eine Affäre mit Rafiq angefangen? Ja. Sie hatte keinen Zweifel. Hätte sie gelitten? Wahrscheinlich. Hätte es ein gutes Ende genommen? Undenkbar. Margaret ärgerte sich über Rafiq, dass er so arrogant war zu glauben, er könnte irgendetwas von ihr wissen oder über sie vorhersagen. Wäre es besser gewesen, wenn er sich ihr einfach entzogen hätte, ohne ihr seine niederschmetternde Erklärung zu geben? Nein, das glaubte sie nicht. Sie wäre völlig verwirrt gewesen und hätte ständig darüber nachdenken müssen. Sie hätte sich immer wieder fragen müssen, Warum geht Rafiq mir aus dem Weg?
    Sie hoffte, Patrick würde glauben, man hätte sie bei der Zeitung beleidigt oder fertiggemacht und sie versuche jetzt, sich wieder zu fangen.
    Aber sich wieder zu fangen war schwieriger, als Margaret sich je vorgestellt hätte. Sie konnte nicht glauben, wie matt sie sich fühlte. Schon ein Bad zu nehmen war eine Riesenanstrengung. Margaret verbrachte ganze Tage im Morgenrock. Sie brachte einfach nicht die Willenskraft auf, sich anzukleiden. Die meiste Zeit wünschte sie sich Patrick aus der Wohnung weg, um nachdenken zu können.
    Am folgenden Montag kehrte sie in die Redaktion zurück. Sie war wieder Jagdish zugeteilt worden, Strafe genug. Sie dachte daran, aufzuhören, aber was würde sie dann den ganzen Tag anfangen? Ein Dilemma, über das nachzudenken anstrengender war als sich anzukleiden. Manchmal begegnete sie Rafiq. Sie waren höflich, aber nicht besonders herzlich miteinander. Sie hatte den Eindruck, dass jeder in der Redaktion eine Veränderung spürte. Wenn sie es vorher nicht gewusst hatten, so wussten sie es mit Sicherheit jetzt.
    Und dann traf sie ein zweiter Verlust, der sie zu Boden warf.
    Als sie eines Morgens aus der Badewanne stieg, rutschte sie aus und schlug mit der Hüfte erst auf den Porzellanrand und dann auf den Boden. Sie hatte umsonst versucht, sich mit den Händen abzustützen. Einen Moment lag sie hilflos auf den Fliesen und betastete vorsichtig ihre Hüfte. Aber besorgter war sie über einen plötzlichen starken Schmerz im Unterleib. Hatte sie sich einen Muskel gezerrt? Sie hielt sich an der Toilette fest, um aufzustehen. Als sie wieder auf den Beinen war, zog sie ihren lindgrünen Bademantel über und ging ins Schlafzimmer, um sich eine Weile aufs Bett zu setzen. Patrick war schon ins Krankenhaus gegangen, und Margaret hatte sich gerade für die Arbeit fertigmachen wollen. Vielleicht sollte sie Patrick anrufen und ihn bitten, nach Hause zu kommen. Oder vielleicht sollte sie sich einfach

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