Das erste Mal und immer wieder
nehmen, aus ein paar Stunden wurden Tage, später ganze Wochenenden. Sie machte kein Hehl daraus, wie ungern sie unsere Verbindung sah, kümmerte sich aber liebevoll um den Jungen. Ich fand mich mit allem ab und verbrachte meine Zeit abwechselnd mit Andrea und Susanne. Ich konnte gar nichts machen, war Gefangene meiner eigenen verstörten Welt und litt zudem unsagbar unter den schweren Krankheitsschüben meiner Mutter. Es folgte eine weitere große Aussprache mit meinem Mann, den ich immer noch so sehr liebte und vergötterte. Unter allen Umständen wollte ich diese Beziehung erhalten und setzte alle möglichen und unmöglichen Methoden ein.
Jörg teilte mir auf mein Drängen mit, dass er sexuelle Fantasien habe, die er dringend in die Tat umsetzen müsste. Er sei jung und wolle noch Verschiedenes ausprobieren. Das Gefühl, verheiratet zu sein, würde ihn dabei stören. Alles wäre so »endgültig«, und er hätte keine Luft mehr zum Atmen, denn ich hatte ihm ja ein Kind angehängt. So ließ ich mich breitschlagen, dies und jenes auszutesten, Spielzeug für das Bett, Vibratoren und anderes einzusetzen. Mich stresste das furchtbar. Ich hatte einfach nur das Bedürfnis, mit ihm zusammen zu sein, und brauchte dieses ganze Drumherum nicht.
Eines Tages erwähnte er den Wunsch, einmal mit zwei Frauen zu schlafen. Ich beschimpfte ihn, hielt das für völlig absurd und heulte nachts in die Kissen. Allein die Vorstellung, meinen Mann bei zwei Frauen zu wissen, brachte mich um den Verstand. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er es auf jeden Fall tun würde, deshalb rief ich meine Freundin Andrea an. Sie kam sofort, um mich zu trösten, und wir redeten lange über diese für mich unverständliche Angelegenheit. Andrea war wirklich eine gute Freundin. Dass sie in meinen Mann verliebt war, wusste ich an diesem Tage noch nicht.
»Was soll ich bloß machen, Andrea, ich habe furchtbare Angst ihn zu verlieren.« – »Mensch, Lisa, verlass den Arsch. Aber wenn du es willst, ich helfe dir gern.« Da war es, sie hatte es ausgesprochen! Ich dachte, mir schwindet der Boden unter den Füßen. Ich wusste nicht, ob ich es überhaupt zu Ende denken konnte. Wir diskutierten eine halbe Nacht. Irgendwann waren wir uns einig. Jörg sollte vorher kein Wort davon erfahren.
Ich glaube, dass die Angst, jemanden zu verlieren, so groß sein kann, dass man Dinge tut, die man danach bereut. Aber ich habe auch daraus gelernt, dass man manchmal einfach loslassen muss, dann, wenn mit dem Gefühl des anderen auch das eigene Glück verschwindet. Wie soll man sonst wohl zu dem »eigenen großen Glück« finden, wenn man ständig den Müll der Vergangenheit einsammelt?
»Heute Abend, er kommt gegen 23.00 Uhr nach Hause.« Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich diese Worte ins Telefon sprach. Meine Freundin Andrea, ich war so stolz auf sie, so dankbar und unendlich froh, dass sie mich in diesen Stunden nicht alleine ließ. Sie war pünktlich, ich hatte die ganze Wohnung auf Hochglanz gebracht. Der Kleine war, wie so oft in letzter Zeit, bei Oma. Ich war nervös, sie war nervös. Wir saßen auf dem Sofa und entkorkten den Sekt. Etwas Alkohol würde helfen, da waren wir uns beide sicher. Wir redeten lange über alles und beruhigten uns gegenseitig.
»Andrea, jetzt nehme ich echt eine zweite Frau mit ins Bett.« – »Sieh es als Spaß«, sie lächelte mir zu, »wie stellen wir es an, hast du ’ne Ahnung?« Nein, ich schaute nach unten und fragte mich, wie ich sie überhaupt berühren sollte.
»Wir machen es so, wenn der Sekt alle ist, gehen wir zusammen in die Badewanne. Da gewöhnen wir uns an den Anblick«, sie lachte, »und legen uns dann ins Bett und warten.«
So tranken wir und ließen nebenbei die Badewanne volllaufen. Wir wollten uns ansehen, wollten schauen, wie es war, so nackt zusammen, gegenüber, Bein an Bein. Wir setzten uns nacheinander gegenüber in die Wanne.
Sie war kleiner als ich, hatte blonde lange Haare und diese großen blauen Babyaugen mit den langen Wimpern, die sie so hilflos und freundlich wirken ließen. Ihre Brüste waren wesentlich voller und größer als meine, ihr ganzer Körperbau war massiger und rundlicher. Ihre Lippen waren ganz schmal, sie hatte kleine Zähne dahinter, im Scherz hatte ich sie oft gefragt, wann denn die »Zweiten« erwartet wurden.
Sie war keineswegs verlegen, als sie mich musterte, und sie war es auch, die begann, mich zu berühren. Am Hals, an der Brust, vorsichtig und bedächtig. Ich saß steif
Weitere Kostenlose Bücher