Das erste Mal und immer wieder
ihm … Sag schon ja!« – »Hm.« – »Los, stell dich nicht so an, wir könnten eine Runde Doppelkopf spielen und nett was trinken.«
Doppelkopf; ich erbrach mich innerlich.
Wie langweilig! »Also gut, ich werde kommen.« Heike freute sich wirklich, sie jubelte und umarmte mich. Eigentlich freute ich mich auch, wollte es mir aber so direkt nicht eingestehen. Vielleicht hatte sie was von Lady gehört.
Die Begegnung riss mich ein wenig aus meiner Lethargie. Meine Mutter war überglücklich, erinnerte es sie doch an alte unbeschwerte Zeiten, und sie spendierte sogar ein Geschenk für den unbekannten neuen Freund von Heike. Sie steckte mich an mit ihrer Heiterkeit, sie wirkte locker und gelöst, und ich wechselte sogar die Sicherheitsnadeln gegen kleine silberne Sterne von ihr aus.
Heike wohnte auf einem großen Gutshof, mitten im Dorf. Auf der Straße dorthin, ein kleiner steiler Berg, wuchsen hohe Kastanienbäume. Als kleines Mädchen sammelte ich dort immer tütenweise Kastanien, um die Früchte dem Wild im Gehege nahe der Stadt zu bringen. Aus dem Rest bastelte ich alle möglichen Figuren, und ich liebe Kastanien noch heute.
Als ich Heikes gemütliche Küche betrat, war außer ihr und ihrem netten Freund Ralf noch ein weiterer Mann dort. Er war jünger als sein Freund, ich schätzte ihn auf 18 oder 19 Jahre. Ich hatte draußen seinen schnittigen, jugendlich aufgemotzten Sportwagen gesehen. Er sah wahnsinnig toll aus und hatte mich allein durch sein Äußeres sofort in seinen Bann gezogen. Ich ärgerte mich über meine Fusselhaare, über die blauen Nägel und setzte mich zitternd neben ihn an den Tisch.
Es wurde ein netter Abend, Heike und Ralf waren ein schönes Paar. Es wurde von Hochzeit und gemeinsamer Zukunft geschwärmt. Ich sagte nicht viel, und was ich sagte, erinnerte an einen völlig verstörten, über beide Ohren verliebten Teenager. Ich war fasziniert von meinem Gegenüber. Sein Name war Jörg, er lebte mit seiner Mutter drüben in der Stadt. Er war mit der Schule fertig und jobbte in einer kleinen Studentenkneipe. Seine Eltern glaubte ich vermögend, denn sie erfüllten ihm jeden Wunsch. Er zeigte sich als perfekter Gentleman an diesem Abend, war aufmerksam, half mir immer wieder ins Gespräch. So kam es, dass ich mitten beim Abendessen, völlig entspannt und noch vorm Doppelkopfspielen, allen von meiner Abtreibung erzählte.
Er zeigte sich ungerührt, eher besorgt um mich als abgestoßen, und ich genoss es, die alleinige Aufmerksamkeit dieses Menschen zu besitzen. Den ersten Kuss gaben wir uns im Flur vor der Toilette. Dieser erste Kuss, zärtlich und bestimmt, schaukelte mich in der Sicherheit, ihm zu gehören, wiegte mich in der wärmenden Gewissheit, Geborgenheit und Liebe zu finden.
Jörg, zwei Köpfe größer als ich, kräftig gebaut und mit den dunklen, schönen Augen eines für mich vollkommen aussehenden Menschen. Diese Augen, sein Mund und das Lächeln ergänzten für mich den perfekten Mann, dem ich zu Füßen lag. Ich glaube, ich liebte ihn vom ersten Blick an, und über Nacht veränderte sich meine Welt.
Wir spielten die halbe Nacht Karten, und ich war unendlich glücklich und konnte es kaum glauben. Von diesem Tag an trennten wir uns nicht mehr, verbrachten viel Zeit zusammen, sprachen über Gott und die Welt. Plötzlich hatte ich das Gefühl, »am Ende der Straße zu stehen«. Ich war sicher, das Leben lächle mich an, und ich lächelte glücklich zurück.
Liebe versetzt Berge, öffnet Augen und Herzen, macht stark und schwach und leider auch oft unglücklich. Was ich in diesen Tagen fand, war keineswegs das Ende meiner »Mittel-Straße« und auch nicht mein großes Glück.
Sexuell gesehen war Jörg eine Bereicherung für mich. Kannte ich bis dahin nur rohe Gewalt oder die höfliche Zärtlichkeit von Rolf, zeigte mir Jörg nun auch andere Sachen. Es erinnerte mich an die körperliche Liebe, die ich aus Filmen kannte. Eine zärtliche Liebe, ein Gleichklang zweier Seelen. Jörg liebte Oralverkehr. Bald war ich Meister im »Schwanzsaugen«, und er genoss es, im Gegenzug meine Muschi zu lecken, bis ich kam. Es waren schöne Erfahrungen. Oft lag ich einfach auf dem Rücken, und er küsste mir meine Brüste, meinen Bauch und flüsterte mir zärtliche Worte zu. Die feuchte, warme Berührung meiner Scham löste wohlige Schauer in mir aus, und schon bald gehörten die Zungenspiele jedes Mal zu unserem Liebesakt. Er zeigte mir all die Stellen, an denen ein Mann gern geküsst wird.
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