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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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den Mandel-Weinbrand kann ich Euch nur empfehlen – wie Ihr seht, wird er flambiert serviert.«
    »Wir hier im Norden sind’s nicht gewohnt, unsere Getränke in Brand zu stecken«, entgegnete der Seengebieter und beäugte misstrauisch
     die Flämmchen, die ihm aus dem bauchigen Schwenker entgegenzüngelten.
    »Ich versichere Euch, Hochgebieter, der Weinbrand selbst bleibt erhalten.« Eli Faruh trank ein Schlückchen, und Hitze durchströmte
     seinen Leib; seine Fingerspitzen prickelten. Köstlich! Solch ein Weinbrand wurde heutzutage nicht mehr hergestellt.
    »Wir sind Seiner Heiligkeit dankbar«, wechselte nun der Herzog das Thema, »dass er die Residenz des Hauses Ellitand zu einem
     so sicheren Ort gemacht hat. Nicht einmal eine Fliege käme unbemerkt hinein   ... oder wieder heraus.«
    »In der Tat. Des Allheiligen Vaters Sorge um seine heiligen Kinder lässt diesen wahrlich keine Sorge mehr übrig.– Doch erlaubt,
     dass ich abschweife: Wird morgen nicht der Festtag der Gesegneten begangen?«
    »Ihr seid bestens informiert.« Der Herzog ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Erinnert Euch der Zahlen, Hochgebieter Daemur. Drei zu fünf. Es ist sehr wichtig.«
    Ellitand drehte den vor ihm stehenden Teller. »Von drei bis fünf findet in der Kapelle eine Andacht statt«, murmelte er.
    »Oh, natürlich! Und als Abgesandter eines souveränen Königreiches beabsichtige ich natürlich, Geschenke in die Kapellen sämtlicher
     königlicher Residenzen zu schicken.«
    Er rief Mikah und ordnete an, er möge eintreten und die Tür hinter sich schließen. Dann warf er den Damen Felissa und Lavinia
     achtsame Blicke zu – nur um zweierlei festzustellen |283| : erstens, es war jenen beiden schließlich doch noch aufgegangen, dass ihre Dienste nicht benötigt wurden; und zweitens, dass
     sie längst wieder in ihren üblichen Tagträumereien von Prinzen und ähnlichem Stumpfsinn verfangen waren.
    Solchermaßen beruhigt, verkündete der Tanad nun: »Dies ist mein loyaler Diener Mikah. Trotz seiner Jugend genießt er mein
     vollstes Vertrauen. Niemals würde ich einen anderen als ihn damit betrauen, ein Geschenk in die Residenz-Burg derer von Ellitand
     zu bringen. Immerhin handelt es sich hier um das gegenwärtige Herrscherhaus, und der Festtag der Gesegneten ist heilig.« Er
     legte eine Pause ein und vergewisserte sich, dass der Herzog ihm noch immer zu folgen vermochte; was der Fall war – er hätte
     sich nicht darum zu sorgen brauchen. Des Seengebieters Blick ruhte so intensiv auf seinen Lippen, als hinge sein Leben davon
     ab. Was möglicherweise sehr wohl der Wahrheit entsprach.
    »Wenn ich mir die Freiheit herausnehmen darf, mein Herr – so will’s mir den Anschein haben, dass Ihr und Mikah annähernd von
     gleicher Größe und Statur seid.«
    Der Herzog musterte Mikah; seine Miene blieb undurchdringlich. »So mag’s wohl sein, Tanad«, gab er ihm schließlich recht.
     »Jedoch ist der Junge, nicht zuletzt ob seiner dunklen Haut und blonden Haare, ganz unverkennbar Olivianer.«
    Der Tanad nickte, und Mikah zog zwei kleine Phiolen aus den Tiefen seiner schwarzseidenen Kleidung.
    »Wenn Mikah so gekleidet ist, wie er hier vor Euch steht«, sagte er, » vermögt Ihr allein seine Hände und sein Gesicht zu
     sehen.« Mit einem Wink bedeutete er dem Jungen, die Phiolen auf die Tafel zu legen. »Dies Behältnis, Eure Erhabenheit, enthält
     eine Flüssigkeit, die helle Haut mehrere Tage lang schokoladenbraun aussehen lässt. Die andere würde Euer Haar blond wie das
     Mikahs färben. Bei regelmäßigem Waschen vergeht das Ganze alsbald wieder.»
    |284| »Ich verstehe«, sagte der Herzog langsam. »Doch als Oberhaupt des Hauses werde ich mich zwischen drei und fünf Uhr in der
     Kapelle aufhalten und die Andacht leiten.«
    »Mikah wird sich geehrt fühlen, dort an Eurer Seite sein zu dürfen, Herzog – und Euch hiernach selbstverständlich zu Euren
     Gemächern zurück zu begleiten. Darf ich hoffen, dass Eure Erhabenheit ihn nicht ohne Antwort für den Abgesandten von Shayil
     Yara wegschickt?«
    »Das wäre mir im Traum nicht eingefallen!«, entgegnete Daemur Ellitand. »Vielmehr halte ich es nur für angemessen, Eure Großzügigkeit
     mit einem Geschenk meinerseits zu erwidern, Tanad. Wie ich sehe, habt Ihr alles bis ins Kleinste durchdacht.«
    Eli Faruh nahm das Kompliment entgegen, indem er den Kopf neigte. Dann hob er das Glas, über dessen Inhalt noch immer ein
     winziges Flammenmeer waberte.
    »Auf den rechtmäßigen

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