Das erste Schwert
Bedeutung beigemessen. In der Tat pflegen wir sie oftmals
heranzuziehen, wenn es Angelegenheiten oder Anlässe von entscheidender Wichtigkeit zu regeln gilt.« Er legte eine pfiffig
bemessene Pause ein und sah den Herzog bedeutsam an.
Es funktionierte. Ellitand legte die Gabel nieder und erwiderte seinen Blick. Der Tanad räusperte sich. »Erlaubt mir, dies
auszuführen, Eure Erhabenheit. Ein Abendmahl wie das unsrige symbolisiert einen friedvollen Übergang ins Morgen.« Er begegnete
des Herzogs Blick und wartete, bis ihm mit einem Nicken zugestanden wurde, fortzufahren. »Morgen |280| ist der achte Tag Eures siebten Mondes – Aurel, richtig? Ein Feiertag, wenn ich mich nicht irre.«
Der Herzog nickte abermals und wahrte sein Schweigen.
»Dies«, sprach Eli Faruh weiter, »symbolisierte der erste Gang mit dem siebenfach gewürzten Fleisch; sieben Gewürze, ein Stück
Fleisch – macht insgesamt acht. Der zweite Gang wurde Speise für Speise von wenigstens drei Pfefferarten zum Gaumenschmaus
gemacht, woraus sich die Zahl fünf ergibt.«
»Ich wusste gar nicht, dass es drei verschiedene Pfeffersorten gibt«, entfuhr es Ellitand. »Faszinierend!«
»Es freut mich, dass wir uns verstehen, Eure Erhabenheit«, räumte der Tanad ein. »Der Rest unseres heutigen Mahles hingegen
diente allein einem Zweck – die genannten Zahlen fest in unserem Gedächtnis zu verankern. Die Gemüse, beispielsweise, waren
auf sieben Platten und mit acht Kräutern angerichtet.«
»Ich verstehe«, sagte der Herzog und sah zu seiner Tochter hin, welche den Blick daraufhin zum Teller senkte und ergeben darin
fortfuhr, das kaum angerührte Essen mit der Gabel hierhin und dorthin zu bugsieren.
Welch eine Verschwendung!,
durchfuhr es den Tanad. Es war ihm ein Gräuel, wenn Leute mit ihrem Essen spielten – obgleich die Hochdame Celana hierbei
zumindest mit einer gewissen Anmut zu Werke ging. Mit einem Stoßseufzer wandte er sich wieder dem Herzog zu.
»Die Pilze –«, setzte er an.
»Lasst mich raten!«, unterbrach der Seengebieter. »Fünf verschiedene Pilzsorten konnte ich zählen, weshalb man also annehmen
sollte, dass je Speise drei Gewürzsorten beigegeben wurden. Fünf und drei. Woraus wohl zu schließen ist, dass der nächste
Gang wiederum die Zahlen acht und sieben symbolisieren dürfte. Stimmt’s?« Er lächelte höflich. »Vergebt mir, wenn ich anmaßend
war und über’s Ziel hinausgeschossen bin«, sagte er. »Dieses Mahl war überaus köstlich.«
|281| »Ihr glaubt doch nicht, dass ich meine Gäste ohne Nachtisch darben lasse?«, lachte der Tanad und winkte nach Mikah. »Und,
wenn ich das nochmals betonen darf, ich bin sehr glücklich darüber, dass wir einander verstehen, Hochgebieter.«
»In der Tat, Tanad!«, versicherte Ellitand ihm. »Ich hoffe, meine Tochter und ich erweisen uns als gelehrige Schüler Eures
olivianischen numerischen Systems.«
Eli Faruh folgte seinem vielsagenden Blick zu der Hochdame Celana hin und erstarrte.
Das Essen auf ihrem Teller war zu einer Skizze der Ellitand’schen Residenz-Burg hier in Tandar arrangiert. Deutlich vermochte
er die vier Türme und acht Wachtposten zu erkennen – graue Pilze machten kenntlich, dass es sich hierbei neuerdings um Heilige
Krieger handelte. Ein Pfeil markierte den Haupteingang ebenso wie den Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite.
Sie bemerkte das Erkennen in seinen Augen und stellte mit einem einzigen Gabelstreich den Zustand bunter Unordnung auf ihrem
Teller wieder her.
»Faszinierend!«, sagte der Tanad gedehnt. »Eure schöne Tochter ist mir so weit voraus, dass mir die Worte fehlen.«
Ellitand schmunzelte. »Ich habs Euch gesagt! Meine Tochter Celana ist von unschätzbarem Wert.«
»Ein wahres Juwel!«, bestätigte der Tanad mit elegant angedeuteter Verbeugung. Er war beeindruckt. Er hatte nicht erwartet,
dass seine Gäste so rasch begreifen würden – und erst recht nicht diese blasse, kühle Dame ohne Zunge.
Die Bediensteten trugen die Pilzgerichte ab und kehrten mit reichverzierten Platten voller Süßspeisen wieder. Acht veschiedene
Moussearten, Kuchen, Feingebäck, alles in sieben unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Der Tanad lächelte wohlgefällig.
Ganz gleich, wieviel er auch zu sich nahm – für eine Nachspeise war stets Platz in seinem Magen.
|282| »Kostet dieses Sumpfbeeren-Soufflé, Herzog!«, regte er an. »Gekrönt mit dieser Zimt-Schoko-Creme ist es eine Gaumenfreude.
Auch
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