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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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bist du zur Söldnerin geworden?«
    Sie warf ihm einen nicht allzu freundlichen Seitenblick zu. Ein plötzlicher Windstoß fuhr ihr in den goldblonden Haarschopf.
     »Söldner zu sein hat nichts mit Familientradition zu tun«, sagte sie schroff. »Warum also sollten meine Eltern für Euch von
     Interesse sein, Pfuhlgänger?«
    »Erzähl’s mir«, verlangte er.
    Abermals senkte sie den Blick und ließ ihn weit vorausstreifen, abermals ließ sie sich Zeit mit ihrer Antwort.
    »Sie waren Olivianer. Aber ich dachte immer, das stehe mir ins Gesicht geschrieben. Nennt Ihr mich nicht deshalb Südländerin
     und Außenseiterin?«
    Garnald ignorierte die Ironie. Zu sehr schien er mit anderem befasst.
    »Wer hat dir beigebracht, so zu kämpfen?«, fuhr er sie wie ein Wintersturm an.
    Nun holte sie tief Luft. »Warum stellt Ihr mir all diese Fragen, Pfuhlgänger?«, fragte sie ihn mit einem ersten Anflug von
     Ungeduld.
    Garnald antwortete ihr nicht, vielleicht, weil ihm aufging, dass er sie mit einer solchen Vorgehensweise nur dazu brachte,
     trotzig gegen ihn anzukämpfen. Auch er ging nun mit gesenktem Kopf seines Weges und blieb eine ganze Weile stumm. Dann sah
     er nachdenklich zu Kara hinüber.
    »Aeghordale«, sagte er. »Liegt das nicht ganz in der Nähe der Majat-Feste?«
    »Nicht näher als die Wirrholz- und Haindörfer bei Jaimir liegen«, erwiderte sie. Der Themenwechsel schien sie überhaupt nicht
     überrascht zu haben. Als sie dieses Mal den Kopf wandte und Garnald ansah, flackerte ein seltsames Licht in ihren Augen, und
     ein distanziertes Lächeln hob ihre Mundwinkel an. »Sie sind es also, die Euch im Kopf herumspuken. Die Majat.«
    |288| Garnald nickte. »Ja«, gab er unumwunden zu. »Nach allem, was ich weiß, vermag kein gewöhnlicher Söldner so zu kämpfen wie
     du. Kara, du bist ein ranghoher Majat-Assassine, stimmt’s?«
    Sie wich seinem Blick nicht aus. Ihr Lächeln wurde breit und strahlend. »Nun, also – das ist das größte Kompliment, das man
     mir je gemacht hat, Pfuhlgänger. Aber es beweist auch, dass Ihr noch nie einem richtigen Söldner begegnet seid.«
    »Die fünf Kerle, die du zu Boden geschickt hast, waren allesamt Söldner«, bemerkte Garnald spitz.
    Kara lachte. »Diese Maulhelden? Ihr macht Scherze! Wenn sie’s vollbracht haben, zwei verängstigten Kaufleuten weiszumachen,
     sie könnten ihnen ihre Habseligkeiten vor wer weiß was beschützen, dann ist das eine Sache. Ein Söldner zu
sein
– eine ganz andere. Oben, im Norden, transportieren Kerle ihres Schlages Steine, aber sie wagen es nicht, ihren Schutz feilzubieten.«
    Garnald war nicht überzeugt. »Und der Gorg’tal?«, fragte er. »Willst du mir etwa weismachen, dass es jeder beliebige Söldner
     aus dem Norden so wie du – von Angesicht zu Angesicht – mit einem derartigen Giganten aufzunehmen vermag?«
    Sie zuckte die Schultern und lächelte ihn an. »Würdet Ihr mir das denn glauben? Aber andererseits muss ich Euch das gar nicht
     weismachen, denn ich habe nie behauptet, das Bastardwesen alleine besiegt zu haben. Die Jungs haben mir geholfen.«
    Garnald schüttelte den Kopf, doch er sagte nichts mehr.
     
    Sie erreichten Weiden-Wirrholz am frühen Nachmittag. Skip war viel zu sehr von seinen Gedanken beansprucht, um mitzubekommen,
     wie sich die Umgebung allmählich verändert hatte. Garnalds Gespräch mit Kara ging ihm nicht aus |289| dem Sinn. Einen ranghohen Majat sah der Pfuhlgänger in ihr! Und freilich kämpfte sie besser als es menschenmöglich schien.
     Trotzdem – sie konnte kein Majat sein, oder? Kein
Diamant-
Majat. Baba Yagna hatte sie gewarnt.
Der Diamant ist Symbol der Besten der Besten. Die Diamant-Majat sind unvergleichlich. Und unbesiegbar
.« Was nichts anderes bedeutete als: Wenn ein Majat-Assassine sie in die Finger bekam, dann waren sie so gut wie tot.
    Nein. Nicht Kara
, dachte er, fast verzweifelt. Hätte sie andernfalls nicht   ... auffälliger, vielleicht gar mit blanker Gewalt, auf Garnalds Feststellung reagieren müssen
? Du bist ein ranghoher Majat-Assassine, stimmt’s?
Davon abgesehen – wäre sie ein Majat, so würde dies bedeuten, dass sie genau jene Person war, vor der sie davonliefen, und
     das war
unmöglich
. Oder? Sie hatte ihnen geholfen, den Priestern zu entkommen und ihnen in allen nur erdenklichen Gefahren beigestanden. Wäre
     sie jener Diamant-Majat – ergäbe das alles keinen Sinn mehr.
    Es sei denn, natürlich, sie war
nicht
angeheuert worden, um ihnen den Tod zu

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