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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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trabten unter lautem Gewieher davon, Staubwolken wuchsen fast bis in den graublauen Himmel hinein.
     Fast hätte Skip zu lange gebraucht, um zu begreifen, was dort unten vor sich ging.
    Ein einzelnes Pferd galoppierte vom Stamm der Cha’ori weg und dem Fluss entgegen. Auf den ersten Blick schien es nur ein fliehendes
     Pferd zu sein, doch dann bemerkte Skip die winzige Gestalt, die in seine Mähne verkrallt auf ihm hing und sich verzweifelt
     mühte, nicht abgeworfen zu werden.
    Es war ein Kind – kaum älter als vier Winter.
    Das Pferd stürmte einer steilen, weit überhängenden Uferböschung entgegen; tief darunter zwängte sich der Elligar grollend
     in sein tieferes, engeres Bett zurück. Es fiel nicht schwer, vorherzusehen, was geschehen würde. Selbst wenn das Tier die
     Gefahr noch bemerkte und der Anblick des Todes seinen Wahnsinn im letzten Moment brach – es jagte wie der Wind dahin. Die
     eigene Geschwindigkeit musste es über den Abgrund hinaus und ins Verderben reißen. Und was den kleinen Reiter anbelangte –
    Ein erfahrener Cha’ori-Reiter hätte das Pferd mit viel Geschick möglicherweise herumreißen oder, im schlimmsten Fall, wenigstens
     sich selbst noch mit einem tollkühnen Sprung in Sicherheit bringen können. Doch ein Kind musste an einer solchen Herausforderung
     scheitern. Das Beste, was dem kleinen Reiter widerfahren konnte, war, dass er beizeiten stürzte. Aber das geschah nicht. Verbissen
     klammerte er |330| sich weiterhin an Mähne und Hals des dahinfliegenden Pferdes fest.
    Die wilde Jagd kam näher. Jetzt vermochte Skip gar die Augen des Kindes zu sehen; wie es den Kopf drehte und angstvolle Blicke
     über die Schulter zurückwarf. Mindestens ein Dutzend Cha’ori-Reiter hatten sich indessen an die Verfolgung gemacht, doch kein
     einziger von ihnen würde das fliehende Pferd noch rechtzeitig einholen.
    Gebannt starrten Erle und Skip. Das Pferd brach zur Seite hin aus und schlug einen Haken – so würde es den Abgrund nur noch
     schneller erreichen. Wegen der hohen Uferböschung sah es die Wasser tief drunten vermutlich nicht – nur die vereinzelten Bäume
     und Wiesen auf der gegenüberliegenden Seite.
    Staub tanzte in der Luft. Das Kind warf abermals einen verängstigten Blick zurück. Alle Cha’ori schrien und brüllten jetzt,
     doch der Gegenwind riss den Verfolgern die Worte von den Lippen und in die falsche Richtung davon. Und welchen Rat hätten
     sie dem kleinen Reiter schon geben können? Sich bei solcher Geschwindigkeit von einem Pferderücken fallen zu lassen, mochte
     genauso den Tod bedeuten wie darauf auszuharren.
    Dann, plötzlich, verzerrte sich die Welt, und Skip hätte beinahe laut aufgeschrien. Aus den Staubschwaden schoss eine grauschwarze
     Gestalt hervor und jagte in gestrecktem Galopp auf das fliehende Pferd zu; und hatte es im nächsten Moment schon erreicht
     und warf sich ihm in den Weg, ein Etwas ganz aus Muskeln und Schnelligkeit und glänzendem Fell.
    Kara.
    Jetzt erblickten die Cha’ori sie auch. Das fliehende Pferd wich nach Norden hin aus. Shadow schnellte sich vor – und lief
     nun zwischen Abgrund und Cha’ori-Pferd; Kopf an Kopf brauste die Stute mit dem fliehenden Tier am Steilufer des |331| Elligar entlang nach Norden. Die Krieger stellten sich in ihren Steigbügeln auf und brüllten so laut sie nur konnten. Noch
     immer verstand Skip kein Wort, doch sie alle zeigten zu dem Kind-Reiter und zum Abgrund hin.
    Kara beachtete sie gar nicht – ganz wie es ihre Art war. Auch sie hatte sich nun in den Steigbügeln aufgerichtet; tief über
     Shadows wogende Mähne gebeugt, passte sie sich noch mehr dem rasenden Galopp des Tieres an. Ihr Körper und der des Pferdes
     waren eins in jeder Muskelzuckung, jedem Satz.
    »Was hat sie bloß vor?« Ellah hatte sich ihnen lautlos zugesellt, ihre Stimme war nur ein raues Geisterkrächzen.
    Nur einen Lidschlag lang starrte Skip wortlos in ihr schweißglänzendes Gesicht, dann gehörte seine Aufmerksamkeit wieder ganz
     Kara. Ihr Oberkörper schwang, wie von unsichtbarem Tauwerk gehalten, nach rechts; und dann geschah es! Schneller als Skips
     Auge zu folgen vermochte, packten ihre Hände zu und rissen das Kind vom Rücken des fliehenden Pferdes. Aufkreischend wie ein
     Dämon warf sich das Tier gegen Shadow, und Staub und Steine spritzten hoch auf. Schon im nächsten Augenblick jedoch kauerte
     der winzige Körper vor Kara im Sattel – und sie rief ein knappes Kommando und warf sich mit ihrem ganzen

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