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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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von der Schuld, ihr kostbares Essen ruiniert zu haben.
    »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Ich denke, das schaffe ich auch allein«, wehrte sie schroff ab.
    Skip seufzte. So viel zu dem Thema:
Sein Glück strapazieren.
Natürlich hatte sie ihm nicht wirklich dabei zu helfen |327| versucht, sein Gesicht zu wahren. Sie war nur wie eh und je darauf bedacht gewesen, effizient zu handeln.
    Das
Galhash
erwies sich als eine Art Eintopf. Neben Wasser, Brot, Dörrfleisch, die allesamt kurz aufgekocht wurden, gab Kara noch eine
     Prise aus ihrem kleinen Kräuterbeutel hinzu – jene Beigabe also, mit der sie bisher noch jedem Gericht einen ganz herrlich
     würzigen Geschmack verliehen hatte. Es schmeckte nicht so gut wie jener Hase, den sie gestern zubereitet hatte, doch bekam
     jeder von ihnen reichlich zu essen, sodass ihr Hunger gestillt war, und der Pfefferminztee, den Ellah aus ihren persönlichen
     Vorräten beisteuerte, passte sehr gut dazu. Sie aßen und tranken schweigend und bewahrten eine Portion
Galhash
für das Morgenmahl auf. Der Kochtopf wurde bestmöglich verschlossen und sein Inhalt gegen Eichhörnchen und Waschbären gesichert;
     dann legten sie sich nieder. Eine Weile herrschte noch unstetes Hin und Her, solange sich ein jeder in seinen vom Feuer getrockneten,
     warmen Mantel wickelte, doch schon bald kehrte Ruhe ein.
    Skips Nachtmahre gebaren immer neue Wassermassen und Sturzfluten, die ihn mit Macht zu ertränken suchten – doch die Priester
     störten seine Träume in dieser Nacht nicht.
     
    Kaltes
Galhash,
stellten sie am nächsten Morgen fest, schmeckte sogar noch besser. Skip beendete sein Morgenmahl langsam genug, um Genuss
     daran zu haben, und wünschte, sie hätten gestern Abend mehr übrig gelassen. Als sie ihre Sachen zusammenpackten und beinahe
     schon bereit zum Aufbruch waren, hörten sie plötzlich den vertrauten dumpfen Donner galoppierender Pferdehufe. Skip straffte
     sich und lauschte.
    »Cha’ori«, murmelte Erle vielsagend mit dunkler Stimme. »Hört sich nach einem ganzen Stamm an.«
    Der Hufschlag wehte von der Uferböschung im Norden |328| herbei – jener Richtung, die sie einzuschlagen gedachten. Jedoch schienen die Nomaden nicht näher zu kommen. Es hatte den
     Anschein, als bewegten sie sich im Kreise.
    Jetzt vernahm Skip Frauenstimmen innerhalb des gewittrigen Lärms – lautes, anfeuerndes Geschrei, wie von Reitern, die ihre
     Pferde in den Galopp trieben, mischte sich in ihr Rufen.
    »Irgend etwas stimmt da nicht!«, flüsterte Kara. »Wartet hier.«
    In einer einzigen fließenden Bewegung ließ sie ihr Gepäck zu Boden fallen, schwang sich auf Shadows Rücken, beugte sich vor,
     zurrte das Zaumzeug fest und hieb der Stute die Fersen in die Seiten. Noch aus dem Aufbäumen heraus sprang das Tier mit einem
     ungestümen Satz los und brach durch das Gebüsch, das die kleine Lichtung umgab.
    Skip spürte Schweißperlen auf seiner Stirn; wie Ungeziefer krabbelten sie dort. Es war das erste Mal, dass er Kara ein Pferd
     reiten sah. Der Anblick war furchteinflößend. Ihre schlanke, schwarze Gestalt schien plötzlich eine natürliche Erweiterung
     von Shadows Leib zu sein, sodass es aussah, als brause nur ein einziges, katzenhaft geschmeidiges Trugwesen aus der Hecke
     hervor und den Hang in die Or’hallas hinab.
    »Sollten wir nicht besser in Deckung gehen, bis die Nomaden wieder weg sind?«, erkundigte Ellah sich sehr verspätet. Dann,
     nach einem Blick in Erles und Skips faszinierte Gesichter, fügte sie ohne viel Hoffnung hinzu: »Noch haben sie uns nicht bemerkt.«
    Doch in Skips Ohren waren nur das Brausen des Windes und der Widerhall donnernden Hufschlags.
    »Von der Anhöhe dort haben wir den besten Blick auf die Or’hallas!«, rief Skip und riss Erle mit sich. Es war wie ein Bann;
     er
musste
Zeuge dessen werden, was Kara tat. Dutzende Prärieschmetterlinge taumelten vor ihnen her und wiesen den Weg. Erle überholte
     ihn keuchend. »Da hinauf, es ist |329| eine Abkürzung!« Auf Händen und Knien krabbelte, stieß, stemmte Skip sich den Abhang hinauf, seine Füße fanden auf knorrigem
     Wurzelwerk Halt, Staubwogen pufften unter Erles Stiefelsohlen hervor und ihm ins Gesicht, dann brachen sie Seite an Seite
     durch lichtes Gestrüpp und auf das kleine Plateau über den Graslanden hinaus.
    Blinder Aufruhr herrschte unter den Cha’ori. Berittene Männer und Frauen jagten hierhin und dorthin, vereinzelte Packpferde
     hatten sich losgerissen und

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