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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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Tintenklecks; an seiner Ostseite gruppierten sich die Wirrholz- und Haindörfer – kenntlich
     gemacht anhand der verschiedenen Baumarten. Eine Eiche diente als Symbol für ihr Heimatdorf, eine Weide für Weiden-Wirrholz,
     eine Kiefer für Schwarzkiefernhain und ein Tupfer symbolisierte die Sumpfstadt. Sachte blaue Schlangenlinien stellten den
     Fluss Elligar dar. Ihm nach Nordosten folgend, eilten ihre Blicke über die Seengebiete dahin, vorbei an der Handelsstadt Jaimir,
     der Kronstadt Tandar, der Heiligen Stadt Aknabar – bis hin zur Festung der Majat, hoch oben an einer weit ins Land reichenden
     Klaue der Steinernen Grate. Und schließlich, weit nordwestlich davon, in einem versteckt gelegenen Tal, waren, ganz in Weiß,
     zwei spitzgieblige, durch eine Mauer miteinander verbundenen Türme eingezeichnet.
    »Die Weiße Zitadelle«, hauchte Ellah. »Diese Karte verrät ihre genaue Lage!«
    »Ein Geheimnis, das die Bewahrer mit ihrem Leben zu schützen trachten«, bestätigte ihr der Vater. »Ihr tut also gut daran,
     sie sicher zu verwahren. Oder, noch besser: prägt sie euch genau ein und vernichtet sie. Und findet eine andere Umwickelung
     für den Griff – es wäre nicht gut, bekämen irgendwelche Diebe und Räuber diese vollendete Handwerkskunst zu Gesicht.«
    »Aber warum?«, wollte Erle wissen. »Warum müssen wir das Schwert zu den Bewahrern bringen, Vater?«
    Der Schmied musterte ihn mit einem weiteren langen Blick. »Weil ich euch als euer Vater darum bitte, mein Sohn. Euch beide.
     Nie habe ich mir etwas von euch erbeten, mein ganzes Leben nicht. Nicht auf solche Art und Weise. Aber dies hier ist wichtiger
     als alles, was ihr bisher je getan habt. Wichtiger vielleicht, als alles, was ihr je tun werdet.«
    Eine schwere Stille breitete sich in der Kammer aus. Erst nach einer ganzen Weile sprach der Vater weiter: »Die Priester |120| werden versuchen, euch aufzuhalten. Und vergesst mir den Diamant-Majat nicht! Das hier ist kein Spaß. Ihr müsst tief in der
     Nacht aufbrechen, wenn alle schlafen. Bei Tagesanbruch könnt ihr in der Sumpfstadt sein. Dort bringt ihr Ellah zu Boris und
     Marfa in den Gasthof und zieht nach Norden weiter. Ellah wird nach Eichenhain zurückkehren, sobald es hier wieder sicher ist.«
    Niemand erhob Einwände. Skip musste an den Fremden denken, der sich im Gasthof nach ihnen erkundigt hatte. Aber es schien
     ihm besser, ihn nicht zu erwähnen. Der Vater hatte schon genug Sorgen.
    »Da ist dieses Mädchen«, sagte er stattdessen, betont harmlos. »Die Olivianerin. Erinnerst du dich an sie, Ellah?«
    Sie ruckte den Kopf herum. »Was ist mit der?«
    Skip atmete tief durch. Er wusste, Ellah würde die Sache nicht gefallen. Trotzdem mussten sie das Ganze mit Vater besprechen.
     »Sie kam heute Mittag zur Schmiede«, sagte er sachlich.
    »Sie   ...
was sagst du da?«
    Skip ignorierte seine Schwester. »Sie wollte ihr Pferd beschlagen lassen«, fuhr er fort. »Na ja, wir kamen dann ins Gespräch.
     Sie erzählte uns, dass sie eine Söldnerin und zu den Steinernen Graten unterwegs ist. Und gegenwärtig in niemandes Diensten
     steht. Und sie hat angeboten, uns dabei zu helfen, die Spur jener Männer zu verfolgen, die unsere Schmiede in Brand gesteckt
     haben.« Die letzten Sätze hatte er schneller und schneller herausgesprudelt – nun legte er eine Pause ein und wappnete sich
     gegen Ellahs Explosion.
    Doch es war sein Vater, der stattdessen das Wort ergriff: »Das alles hat sie also gesagt?«
    Skip fühlte sich in die Verteidigung gedrängt. »Sie hat gesagt, sie sucht Arbeit«, gestand er ein. »Und vorgeschlagen, wir
     könnten sie mit jenem Gold bezahlen, das wir den Männern |121| abnehmen. Kara hat sie nämlich schon in der Sumpfstadt gesehen.«
    Baba Yagna blickte entsetzt. »Sie will diese Männer
ausrauben
? Das ist ihr Vorschlag?«
    Skips Augen suchten Unterstützung bei seinem Bruder.
    »Die Kerle haben doch auch versucht,
uns
zu berauben, oder etwa nicht?«, sagte Erle. »Ich sehe nichts Schlimmes in ihrem Angebot. Außerdem werden wir ihnen gar nicht
wirklich
folgen. Skip und ich – wir hielten es einfach für eine gute Idee, das zu behaupten, damit sie uns begleitet. Ich glaube, ihre
     Fähigkeiten können sich sehen lassen.«
    »Also   –«, begann Ellah. Doch unter dem Blick des Schmieds verstummte sie.
    »Wenn sie eine Söldnerin ist«, sagte er bedächtig, »dann kann sie euch sehr nützlich sein. Und falls sie euch sicher zur Weißen
     Zitadelle bringt, bin ich

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