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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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kriecht ihr. Wenn ich euch sage, hüpft auf einem
     Fuß und kräht wie ein Hahn, dann werdet ihr das auch tun.«
    Erle verdrehte die Augen. »Und warum sollten wir?«
    »Weil«, antwortete sie ruhig, »nur einer von uns Erfahrung mit solchen Reisen hat, und das ist keiner von euch beiden. Allerdings
     – wenn euch das zu hart vorkommt: Viel Glück ihr zwei.« Abermals machte sie Anstalten, zu gehen.
    Skip wandte sich seinem Vater zu, der noch immer von seinen Kissen gestützt in sitzender Haltung im Bett ruhte wie ein verwundeter
     Bär. Er hatte während der gesamten Unterhaltung geschwiegen. Jetzt sah er an Skip vorbei und zu Kara hin.
    »Warte!«, rief er. »Komm her zu mir!«
    Trotz des befehlenden Tonfalls drehte sie sich ohne Hast um und sah ihn aufmerksam an.
    »Hast du uns auch alles gesagt?«, hörte Skip den Vater mit rauer Stimme fragen.
    Kara zuckte mit den Schultern. »Niemand erzählt Fremden alles in diesen Tagen«, erwiderte sie. »Hätte ich’s getan, wäre ich
     dumm – oder?«
    Der Vater sah sie lange an. Dann ließ er sich entspannt zurücksinken. »Wenn ihnen durch dich auch nur ein Härchen gekrümmt
     wird«, sagte er ruhig, »werde ich dich überall finden. Das schwöre ich.«
    Bedrückende Stille folgte diesen Worten. Skip und Erle starrten den Vater mit neuerlicher Überraschung an. Sein Blick war
     kaum zu ertragen. Das olivianische Mädchen jedoch schlug die Augen nicht nieder. »Bietet Ihr mir an, in Eure Dienste zu treten
     und Eure Söhne zu beschützen, Schmied?«, fragte sie.
    Er zögerte; an seiner linken Schläfe pulsierte eine Ader, die Schultermuskeln spannten sich kurz, als wolle er die Liegestatt |125| verlassen. »Wenn du ihnen hilfst«, grollte er, »dann erwartet dich am Ziel der Reise eine Belohnung. Sie wird mehr als angemessen
     sein, das kann ich versprechen.«
    Ihr Kopf ruckte herum; ein kurzer Blick huschte über Skip und Erle. Allzu deutlich stand in ihren Augen zu lesen, was sie
     davon hielt: Sie glaubte ihm nicht. »Hört mir zu, Schmied«, antwortete sie schließlich. »Eine Belohnung ist gut und schön,
     aber wenn mir die beiden ein Klotz am Bein sind, kann ich Euch nicht versprechen, allzu weit mit ihnen zu reisen. Ich biete
     Euch folgende Abmachung an: Wenn sie mit mir Schritt halten können, nehme ich sie bis an die Grenze der Waldlande mit. Wenn
     sie gut sind, können sie mit mir bis nach Jaimir reisen. Dort werden wir weitersehen.«
    »Aber   –«, setzte Erle an.
    »Also gut«, sagte Vater. »Erinnere dich nur gut daran, was ich dir gesagt habe, Söldnerin. An jedes einzelne Wort.«
    Kara kehrte ihm bereits den Rücken zu; noch immer tanzten Purpurflämmchen in ihren Augen. »Das werde ich«, sagte sie.
    Doch einen Reisegefährten hatten sie beinahe vergessen: Ellah. Bis jetzt hatte sie eisern geschwiegen, aber jetzt meldete
     sie sich umso lauter zu Wort. »Wie hast du uns gefunden?«, fragte sie herrisch und trat auf Kara zu. »Wie konntest du wissen,
     wann du wo nach uns zu suchen hast? Und woher sollen wir wissen, wer du wirklich bist?«
    Karas Purpuraugen blickten kühl. »Kommt sie auch mit?«, fragte sie Erle und Skip.
    »Ja.« Skip zupfte an seinem linken Ohrläppchen, bemerkte es und zog die Hand weg, als habe er glühenden Stahl berührt. Die
     Aussicht darauf, mit
ihr
bis ans Ende der Welt zu reisen, hatte seine Hoffnungen hoch empor fliegen lassen   ... und schon sanken sie jämmerlich wieder zu Boden. Wütend starrte er Ellah an.
    |126| »Klar komm’ ich auch mit!«, sagte Ellah im Brustton der Überzeugung. »Und wenn du glaubst, dass ich genauso zahm bin wie diese
     beiden, dann hast du dich geirrt.«
    »Sieht so aus, als sollte ich mir das Ganze wirklich noch mal überlegen«, entgegnete Kara mit einem trockenen Lächeln.
    »Ellah hat dir ein paar recht gute Fragen gestellt«, warf unversehens Baba Yagna ein.
    Kara wandte sich der alten Frau zu. »Nun, Großmütterchen   –« Ein spöttisches Lächeln nistete in ihren Mundwinkeln. »Die erste Frage ist leicht zu beantworten. Ich hab den Wirt gefragt,
     wo die Söhne des Schmieds wohl zu finden sein könnten, jetzt, da es die Schmiede nicht mehr gibt, und er hat mir prompt den
     Weg hierher beschrieben. Ein weiterer Fingerzeig war das Pferd, das draußen angeleint steht. Hätten die Jungs ihre Anwesenheit
     wirklich geheim halten wollen, wäre ein wenig mehr Sorgfalt nötig gewesen.«
    Baba Yagna war nicht aus der Fassung gebracht. Sie nickte. »Sehr gut. – Wie steht’s mit

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