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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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ohne jede Warnung ein Verbrechen gegen die Kirche begehen lassen?«
    Erle räusperte sich die Kehle frei. »Ellah hat’s gesagt. Du bist eine Söldnerin. Du ziehst keinen Profit daraus, wenn du uns
     ans Messer lieferst.«
    |142| »Ich ziehe keinen Profit daraus, wenn ich in ein Verlies geworfen werde«, berichtigte sie ihn tonlos.
    Der Reihe nach starrte sie ihnen forschend ins Gesicht. Dann sprach sie, und ihre Stimme war so ruhig wie stets: »Ich glaube,
     ich kann uns die Priester vom Hals halten. Wenn ihr tut, was ich sage.« Sie fasste Ellah ins Auge. »Ihr alle.«
    Ellah schaute verdrossen drein, blieb jedoch still.
    »Trotzdem   –« Kara wandte sich um und ihr Blick fiel auf Skip. »–   bleibe ich bei der Meinung, dass ihr mir nicht alles gesagt habt.«
    Skip kam sich vor wie ein Fisch, der am Haken zappelt. Er konnte nicht ertragen, sie zu belügen.
    »Der Anblick der Ritter hat dich ziemlich beschäftigt«, fuhr Kara fort. »Aber noch viel mehr brachte der einzelne Reiter dich
     aus der Fassung. Warum?«
    »Wir wissen nicht, wer das war«, brummte Erle. »Aber gestern Abend soll sich im Gasthof ein bewaffneter Mann nach uns erkundigt
     haben. Nach allem, was passiert ist, waren wir misstrauisch. Er ist bestimmt nicht gekommen, um uns seine Hilfe anzubieten.
     Wir haben keine Ahnung, was er will, aber dass er da ist, macht alles nur noch schlimmer. Bei den Priestern können wir wenigstens
     raten, woran wir sind, aber bei ihm   ...« Er spuckte aus.
    »Also gut«, sagte Kara. »Wir bringen Ellah in die Sumpfstadt, dann entscheiden wir, wie es weitergeht. Sorgt nur dafür, dass
     es nicht noch mehr Überraschungen gibt.«
    Über weich federnden, moosigen, wurzelüberwucherten Boden und vorbei an scheinbar bodenlos tiefen Tümpeln und Schlammpfuhlen
     gingen sie weiter. Endlos und bedrückend kam Skip der Marsch durch diesen düsteren Ort vor. Doch dann, ganz unvermittelt,
     sickerte helleres Grün von oben herab, und der Pfad gabelte sich. Was wie der Hauptteil des Weges aussah, zog sich nach links;
     eine etwas schmalere Abzweigung führte nach rechts. Sie hielten an.
    |143| »Hast du uns nicht gesagt, dieser Weg hier würde direkt zum Außenposten am Pfuhl führen?«, fragte Ellah.
    »Nein, sondern dass die Spuren der Brandstifter in diese Richtung führen«, stellte sie richtig. »Aber das hier ist trotzdem
     die Route, auf der wir am ehesten unbemerkt in die Sumpfstadt gelangen. Die Außenposten-Siedlung liegt auf dem Weg.«
    »Dann müssen wir uns ja nur noch für die richtige Abzweigung entscheiden«, murmelte Skip in einem Anflug rabenschwarzen Humors.
     Tief in den Eingeweiden des Pfuhls festzustellen, dass man sich verirrt hatte, war keine vergnügliche Aussicht. Aber natürlich
     gab es auch noch etwas anderes zu bedenken. Falls der Assassine und die Priester den breiteren Weg genommen hatten – musste
     man dann nicht den anderen Weg wählen oder zurückgehen?
    Kara bückte sich und besah sich die Spuren. Als sie sich schließlich wieder aufrichtete, zeigte ihr Gesicht einen Anflug von
     Besorgtheit. »Die Priester und ihr Gefolge haben den linken Weg genommen und der Reiter den rechten.«
    »Aber welcher von beiden führt zum Außenposten?«, fragte Erle.
    »Beide, soweit ich die Karte noch im Kopf habe. Aber der linke ist kürzer. Ich bin ihn gestern gegangen – auf den Spuren der
     Brandstifter.«
    Erle ignorierte Karas Blick und strich sich ungehalten die Haare aus der Stirn. »Also! Welchen sollen wir nehmen?«, drängte
     er.
    »Wenn tatsächlich beide zum Außenposten führen, natürlich den rechten«, erklärte Ellah. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, haben
     wir gegen einen einzelnen Reiter bestimmt bessere Chancen als gegen vier Heilige Ritter.«
    Das sah auch Skip so und nickte. Dann bemerkte er die Fünkchen in Karas Augen und erstarrte.
    |144| »Wir werden den linken Weg nehmen«, bestimmte die Olivianerin.
    »Aber – warum?«, fragte Skip.
    Karas Blick war wie ein Sensenhieb. »Aus zwei Gründen«, erläuterte sie mit der Abgeklärtheit eines Menschen, der seine Ungeduld
     zu kontrollieren verstand. »Erstens: Dieser Weg ist der kürzere und ich kenne ihn. Und zweitens: Selbst wenn der Reiter allein
     ist, ziehe ich eine bekannte Gefahr der unbekannten vor.«
    Etwas im Tonfall ihrer Stimme machte sie alle stumm, selbst Ellah, die gerade noch fast aus der Haut gefahren war.
    Abermals brachten sie eine weite Wegstrecke schweigend hinter sich. Der Pfad stieg nun sanft an.

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