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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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den Augenwinkeln sah Erle die schwankenden Bewegungen der Felslinge langsamer werden, als warteten auch sie gespannt darauf,
     was sich nun gleich ihren Augen darbieten mochte.
    Eine düstere Erscheinung, kaum mehr als ein Schemen, trat zwischen den Bäumen hervor und war zwei Atemzüge darauf in einen
     mittelgroßen Mann mit sonnenverbrannter Haut verwandelt, um dessen hagere Gestalt sich ein abgetragener Kapuzenmantel schmiegte.
     Er führte Shadow am Zügel hinter sich her. »Willst du diese Axt etwa gegen mich schwingen, mein junger Freund?«, fragte er
     mit belustigter Stimme.
    Erles Hände bebten. Doch Ellah war schneller. »Garnald!«, rief sie aus, drängte sich an Erle vorbei und packte des Pfuhlgängers
     Arm. »Shal Addim sei Dank!«
    »Garnald?«, sagte Erle ungläubig. »Wie hast du uns gefunden?«
    »Wer ist
das
?«, zischte Kara, und ein winziges Zucken ihrer Augen verriet ihre Nervosität.
    Garnald streifte die Kapuze seines Mantels zurück und schaute Kara mit schwer durchschaubarer Miene an. »Und wer
das
?«, gab er in gleicher Münze zurück und reichte ihr grinsend die Zügel. »Ihr solltet besser auf Euer Tier aufpassen, meine
     Dame«, brummte er gutmütig und zwinkerte ihr zu. »Das hier ist kein Spaziergang, müsst Ihr wissen.«
    Sie quittierte es mit einem mörderischen Blick, wandte sich Shadow zu, tätschelte ihren Hals und überprüfte sorgfältig Zaumzeug,
     Sattel, Sattelgurt und Gepäck. Alles befand sich noch an Ort und Stelle, nichts war verloren gegangen. Trotzdem hatte Erle
     sie noch nie so fassungslos erlebt. Er war hochzufrieden.
    »Also gut, ich bin ganz Ohr«, sagte Garnald vergnügt. »Dies hier ist ein höllischer Ort und gewiss keiner, an dem ihr euch
     herumtreiben solltet. Wollt ihr mir nicht erzählen, was ihr hier wollt? Und wo steckt Skip?«
    |197| »Wir erzählen dir alles«, flüsterte Ellah. »Aber zuerst müssen wir von diesen Ungeheuern weg!«
    »Ungeheuer? Damit meinst du doch nicht etwa
sie
?« Garnald sah kurz zu den riesigen Gestalten hinüber, die mittlerweile fast wieder zur Bewegungslosigkeit erstarrt waren.
     »Sei unbesorgt, es braucht weit mehr als uns, um einen Felsling aufzuwecken.«
    »Aber sie haben sich gerade noch bewegt. Wir haben’s gesehen«, protestierte Erle. »Und – sie haben so merkwürdige Geräusche
     von sich gegeben   –«
    Garnald nickte. »Das Felsenlied«, sagte er. »Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Sie singen und tanzen jeden Morgen,
     um die Sonne willkommen zu heißen. Deshalb sind sie aber trotzdem nicht wach. Genau genommen weiß ich nur von einem einzigen
     Felsling, dass er erwacht ist, und dies geschah vor langer, langer Zeit – während der Heiligen Kriege, glaube ich, als sie
     doch tatsächlich versucht haben, in den Pfuhl einzumarschieren. Junge, Junge, war
das
ein Fehler!« Er lachte glucksend und deutete zur Lichtung hin. »Trifft man sie in diesem Zustand an, befindet man sich in
     guter Gesellschaft und kann beruhigt sein Lager aufschlagen. Sie bieten Schutz vor Wind und Wetter, und in einer kalten Nacht
     spenden sie zudem auch noch Wärme. Warum setzen wir uns also nicht auf die Lichtung, damit ihr mir im hellen Sonnenschein
     erzählen könnt, was los ist?«
    Er ging mit gutem Beispiel voran, streifte sein Bündel von den Schultern und setzte es auf dem Boden ab. Erle, Ellah und Kara
     folgten ihm dennoch nur zögernd und behielten die fünf steinernen Kolosse misstrauisch im Auge, sicherheitshalber. Mittlerweile
     regten sie sich nicht mehr. Es fiel schwer, zu glauben, dass diese   ...
Felsblöcke
tatsächlich lebende Wesen waren.
    Sie ließen sich im Kreis nieder, und Erle und Ellah berichteten abwechselnd, was ihnen seit ihrem gestrigen Aufbruch |198| alles widerfahren war. Der Pfuhlgänger lauschte mit regloser Miene; dennoch bemerkte Erle sehr wohl, dass er Kara immer wieder
     mit verstohlenen Blicken taxierte, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Schließlich war alles erzählt, und sie verstummten.
     Eine lange Zeit blieb es still zwischen ihnen.
    »Es will mir scheinen, ihr habt eine Begabung dafür, euch in Schwierigkeiten zu bringen«, sagte Garnald dann, als nicht einmal
     Erle mehr mit einer Reaktion rechnete. »Schon lange hab ich nicht mehr von einem solchem Aufruhr im Pfuhl gehört. Und ihr
     hättet erst sehen sollen, was nach eurem Verschwinden in Eichenhain los war! Fuchsteufelswild waren die Priester. Die Verfolger,
     die sie hinter euch hergeschickt haben, sind dafür ein

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