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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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hatte nicht Bruder Nikolaos ihnen stets eingeschärft –
    »Komm«, sagte sie mit kehliger, lockender Stimme. »Komm zu mir.«
    Wie in einem Traum bewegte Erle sich und vergaß alles Denken; er zog sich aus und tief in sich vernahm er ein Raunen, dass
     unmöglich er es sein konnte, der seine Bewegungen lenkte, doch schon im nächsten Moment trieb die Flüsterstimme wie schwarzer
     Qualm in weite Fernen, und allein das Bedürfnis, der Trieb, Ayallas Aufforderung zu gehorchen, hatte noch Bestand in seinem
     wirbelnden, brodelnden Verstand.
    Er tat einen ersten unsicheren Schritt in das Wasser hinaus, und noch einen und noch einen. Es war ganz unerwartet warm, und
     es linderte alle noch in seinem Körper verbliebene Pein. Und er watete weiter, bis es ihm nach einigen Schritten bis zu den
     Schultern reichte.
    Ayalla glitt von ihm weg, hin zum gegenüberliegenden Ufer.
    »Komm zu mir«, sagte sie mit einer Stimme, die ihn in Seelentiefen berührte. »Ich warte.«
    Und er warf sich nach vorn. Plötzlich gab es keinen Boden mehr unter seinen Füßen und er war gezwungen, zu schwimmen – wie
     ein Geist schwebte Ayalla durch das Wasser vor ihm her. Dann spürte er sandigen Grund unter den Fußsohlen und wusste, nebelhaft:
     er hatte das andere Ufer erreicht.
    |224| Eine Grotte, vom Wasser umschlossen, links und rechts des Eingangs glatt geschliffene, hohe Uferböschungen. Mit sicheren Bewegungen
     stieg Ayalla vor ihm aus dem Wasser; das Mondlicht zauberte huschende Glitzerfunken auf ihren nassen Leib.
    Sie war so wunderschön! Nicht den geringsten Makel gab es auf der samtweichen Haut, noch an der großen, schlanken Gestalt.
    Erst jetzt wandte sie sich zu ihm um. Ihre Augen waren so unergründlich dunkel und tief wie der Nachthimmel, und Mondsplitter
     trieben darin.
    Später wusste Erle nicht mehr zu sagen, wie er die letzten Schritte aus dem Wasser heraus und zu ihr, in ihre Arme, hatte
     tun können.
    »Du bist der Eine, den ich heute Nacht will«, hauchte sie ihm zu, und die Echos ihrer Stimme hallten tief in ihm wider. Er
     spürte ihre Lippen auf den seinen, zuerst ganz sanft, doch schon einen Lidschlag darauf so ungestüm wild, als trinke sie seine
     Seele leer. Ihr Verlangen, ihre Gier verängstigte ihn, und in allem, was er tat, kam er sich ungeschickt vor. Er berührte
     sie, umarmte sie, streichelte sie – alles zugleich. Er bekam nicht genug von ihrer glatten Haut, von den sanften Rundungen
     ihres perfekten Körpers. Überall wollte er sie anfassen; und sie ließ ihn gewähren und zog ihn mit sich zu Boden, und bald
     schon fand er sich, selbstbewusster, auf ihr liegend, und sie fühlte sich an wie ein seidenweiches Tuch aus Gras. Er konnte
     nicht mehr denken, er wusste nicht mehr, was er tat. Sie war es, die sich ihm willig öffnete und ihre geheimsten, verbotensten
     Stellen darbot, und seine Bewegungen wurden noch mutiger. Sie führte ihn, zärtlich und hungrig gleichermaßen, und langsam,
     mit allen Sinnen kostend, fand er seinen Weg, bis er sich schließlich,
endlich!,
für einen Moment – eine Ewigkeit – eins fühlte mit dieser perfekten Frau, der für alle Zeit wichtigsten seines Lebens. Seine |225| Bewegungen wurden verlangender, intensiver, doch ihre Umarmung forderte mehr, so lange, bis er ihr schließlich in einem letzten
     qualvollen, glückseligen Aufbäumen zu Willen war und sich ganz in sie verströmte.
    Nie hätte er geahnt, dass so viele Empfindungen gleichzeitig seiner Kontrolle entgleiten könnten. Er hörte sich und sie gemeinsam
     stöhnen, und gemeinsam kamen sie auch zum Höhepunkt. Er fühlte sich so stark, einen Berg anzuheben, und, nach einem weiteren
     Moment purer Ewigkeit, so schwach wie ein neugeborenes Kind. Und genauso lag er in ihre Arme geschmiegt, das Gesicht an ihren
     vollen Brüsten geborgen.
    Wie er in jener Nacht durch das Wasser zur anderen Uferseite hinüber- und, schließlich, wieder bekleidet, zu seinen schlafenden
     Gefährten und in die nun vertraute Wärme seiner Liegestatt aus weichem Gras zurückgelangt war – das blieb ihm auch in späteren
     Jahren ein Rätsel. Doch es war ihm geglückt, irgendwie. Erle lag wach, genoss jede noch so winzige Regung seines neuen, wunderbaren
     Ichs und spürte, dass er nach dieser Nacht niemals wieder derselbe Mann sein konnte.

Soldaten des Sterns
    Tildon Tarn, Angehöriger der Königswache in der Kronstadt Tandar, hob seinen Krug und trank einen weiteren großen Schluck.
     Der Wein war nicht der beste, aber er

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