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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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mit spitzen Fingern ein winziges Häppchen aus der erdigen Masse von seinem Teller.
Gütiger Shal Addim
, dachte er.
Ich werde es tun, ich werde es essen.
Das Ganze fühlte sich wirklich an wie frisch umgegrabene Erde aus dem Garten hinter ihrem Haus. Schlimmer noch – es war warm,
     und
das
brachte ihn auf Gedanken, bei denen er wirklich nicht verweilen wollte.
    Wehmütig spähte er zu Garnald hin, der sich im Pfuhl so zuhause fühlte und die Hälfte seiner Portion schon vertilgt hatte.
     Dann hielt er den Atem an, dachte
Ojemineh!
– und schob sich das Häppchen in den Mund.
    Das Etwas
war saftig und schmeckte wie behutsam gesalzen. Am ehesten glich es noch weichem Käse, wie Baba Yagna ihn zu machen pflegte;
     Käse allerdings, der noch nicht ganz herangereift war. Sah man jedoch von seiner äußeren Beschaffenheit ab, so schmeckte er
     richtig gut. Behutsam begann Skip zu kauen und steckte sich einen weiteren Bissen in den Mund. Er kam sich unglaublich tapfer
     vor. Dann bemerkte er Karas intensiven Blick; auch sie tauchte nun Zeige- und Mittelfinger wie eine Gabel in die Portion auf
     ihrem Teller.
    »Nicht gewohnt an dergleichen? Liegt Shayil Yara doch allzu fern?«, stichelte Garnald, und die Herausforderung, die in der
     sonst so friedlichen Stimme des Pfuhlgängers mitschwang, überraschte Skip sehr.
    Karas Blick war mörderisch; doch bei dieser Antwort ließ |219| sie es bewenden. Schon war ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Teller zugewandt.
    »Trinkt!«, forderte Ayalla sie auf und hob ihren Becher – und alle folgten ihrem Beispiel. »Lasst uns meinen Kindern danken
     für dieses Festmahl!«
    In einem einzigen Zug trank sie ihren Becher leer, und den Gefährten blieb keine andere Wahl, als dasselbe zu tun. Abermals
     schien niemand außer Kara und Skip Probleme damit zu haben. Ganz im Gegenteil – die anderen leerten ihre Becher so schnell,
     als seien sie mit Eichenhains bestem Ale gefüllt. Und ein leises Rascheln durchfuhr die Baumkronen. Ayallas
Kinder
hatten den Trinkspruch dankbar zur Kenntnis genommen.
    Auch Skip nippte jetzt, nach dem fast schon üblichen Blickwechsel mit Kara, vorsichtig an seinem Getränk. Es war kühl und
     weit süßer als Ayallas Tee. Und es schmeckte gut und erfrischend.
    Wiederum sah er Ayallas Indigoaugen auf sich gerichtet, als er es am wenigsten erwartete. Dieses Mal lächelte die Waldfrau
     jedoch.
    »Schwer ist’s für euresgleichen, das Essen des Waldes zu schätzen«, sagte sie. »Noch etwas, woran die Priester Schuld tragen.
     Nach Kräften fügten sie dem Land und Ayalla Schaden zu. Wenig wussten sie davon, dass sie mit ihrer Unüberlegtheit auch dies
     alles bewirken konnten.« Mit weiter Geste deutete sie in die Runde, und abermals hallte ein antwortendes Rascheln über die
     Lichtung hinweg.
    Skip ahnte nicht einmal, wovon sie sprach. In seinem Kopf begann sich alles zu drehen, und ob daran das Getränk schuld war
     oder seine Müdigkeit – er hätte es nicht zu sagen vermocht. Als
Schlaf
jedenfalls konnte man seinen Zustand während der gestrigen Nacht wohl kaum bezeichnen. Und da er sich an Ayallas
Waldmahl
satt gegessen hatte, mochte es nur folgerichtig sein, dass er mit bleischweren Lidern |220| und angenehm schwachem Körper dem Schlaf entgegen trudelte.
    Kaum jedoch
war
er eingedöst, als Ayalla sich plötzlich erhob.
    »Kommt!«, rief sie ihnen zu. »Ihr werdet heute Nacht gut schlafen.«
    Sie folgten ihr durch den Schlangenholz-Tunnel und über die Lichtung vor dem Höhleneingang. Skip ging als Letzter weit hinter
     den anderen; er hörte, wie sich Geraschel in Ayallas
Speisesaal
erhob, sobald sie ihm den Rücken zuwandten, und warf einen verstohlenen Blick über die Schulter zurück. Doch herrschte dort
     nur noch dunkle Nacht. Das Licht der Glühwürmchen war erloschen und ihre gluthellen Lampions verschwunden, als habe es sie
     niemals gegeben, und so rannte er fast durch den Schlangenholz-Gang, um die Gefährten nicht aus den Augen zu verlieren.
    Gerade noch rechtzeitig sah er sie kurz vor dem Eingang zu Ayallas Höhle nach links abbiegen. Auf einem kaum erkennbaren Pfad
     eilte die Mutter des Waldes vor ihnen her, an der Bergflanke entlang. Alle folgten sie ihr, ohne Fragen zu stellen – nur Kara
     hielt kurz an und lockerte Shadows Haltestrick, um der Stute auf ihrer behelfsmäßigen Weide eine größere Bewegungsfreiheit
     zu geben.
    Sie kamen an einen Bach, der den Tiefen des Berges entsprang; als frohgemut vor sich hin murmelnder dunkler

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