Das Erwachen
sein mochte.
Lassen Sie sie nicht allein im Dunkeln herumlaufen.
Oder im Nebel …
Allein.
Als er die Pension verließ, regte sich plötzlich wieder Wut in ihm – und Entschlossenheit. Er war entschlossen, um jeden Preis zu verhindern, dass jemand Megan wehtat.
Jemand oder etwas …
13
Megan erschien ziemlich ängstlich und beklommen zur Arbeit.
Sie war wortlos gegangen und hatte das Gefühl, dass Finn keine Ahnung hatte, weshalb. Und wenn sie ihm sagte, sie sei gegangen, weil sie sicher gewesen war, dass er sie erwürgen wollte, würde er ihr nicht glauben. Er würde sie verächtlich behandeln, in der Gewissheit, dass sie immer noch Albträume von Morwennas Geschichten hatte und Handlesern Glauben schenkte, die alle behaupteten, er sei schlecht für sie, und sie müsse von ihm loskommen, weil er so gewalttätig sei und sie umbringen könnte.
Aus seiner Sicht hatte er wahrscheinlich sogar recht, so zu denken. Er schien wirklich keine Ahnung zu haben, dass seine Augen nachts glühen konnten wie die eines Wolfs oder dass er sie so ungestüm festhalten und auf das Bett niederdrücken konnte, als wollte er sie vergewaltigen.
Und wenn sie diejenige war, die den Verstand verlor? Nein, sie war hellwach gewesen. Immerhin wach genug, um zu packen.
Welche Kraft der Suggestion sie oder ihn auch immer erfasst haben mochte, sie hatte nicht vor, ihrer beider Leben zu ruinieren. Sie wollte einfach nur sicherstellen, dass es beiden gut ging, sagte sie sich.
Darum war es wichtig, dass sie zur Arbeit erschien.
Halloween stand kurz bevor und der Parkplatz war voll. Zu ihrer Bestürzung fand sie nur weit vom Hotelgebäude weg eine Lücke. Der Wind kam ihr ungewöhnlich schneidend vor, als sie Tante Marthas alten Chevy abschloss und auf das Haus zuging. Die Hotelangestellten wünschten ihr einen guten Abend, und sie erwiderte ihre Begrüßung. Als sie den Conant Room erreichte, trafen Kellner und Kellnerinnen gerade die Vorbereitungen für den Abend und bedienten die ersten Essensgäste.
Finn war schon auf der Bühne und mit dem Soundcheck beschäftigt.
Er blickte auf, nickte ihr zu und konzentrierte sich dann wieder auf seine Arbeit. Nachdem er die Kabel überprüft hatte, wandte er sich ihr zu. »Der große Tag rückt näher«, sagte er. »Ich habe für den heutigen Abend viele Coversongs geplant. Pro Set vier unserer eigenen Stücke, und dann habe ich auch noch eine Liste mit den anderen Sachen. Wir machen ein paar Concrete-Blonde-Songs von der CD Bloodletting und eine Menge echte Halloween-Nummern – Monster Mash, Time Warp, Hey There, Little Red Riding Hood, Be My Frankenstein … ich habe sie alle aufgeschrieben; du findest die Liste dort drüben auf dem Podium. Wenn etwas dabei ist, das du nicht magst, gib mir Bescheid. Ich hole mir einen Kaffee.«
Er verließ die Bühne und ging dicht an Megan vorbei, berührte sie jedoch nicht. Sie war noch immer perplex wegen seiner absolut sachlichen, unpersönlichen Begrüßung.
Was hatte sie erwartet? Zorn, Verzweiflung? Das Gefühl, dass er sie zurückbekommen würde?
Vielleicht wollte er das nicht. Finn hatte seinen Stolz.
Sie spürte die Wärme seines Körpers, nahm seinen Geruch wahr. Plötzlich tat ihr das Herz weh.
»Finn.«
Er blieb stehen und drehte sich um.
»Ist das alles? Dass ich die Liste lesen soll?«
Er stemmte die Hände in die Hüften und verzog das Gesicht. Natürlich war er sauer. »Also, du hast mich verlassen, weil ich mitten in der Nacht zu einem Wahnsinnigen mutierte und weil du Angst hast, dass ich dir wehtue. Du hast es nicht für nötig gehalten, mir zu sagen, wohin du gehst, oder auch nur mal anzurufen und zu sagen, ›Hey Finn, es geht mir gut, ich habe nur ein paar Probleme.‹ Oder auch nur, ›Hey Finn, du hast ziemliche Probleme, du Arschloch, und deshalb brauche ich etwas Abstand von dir.‹ Aber du wolltest doch Salem nicht verlassen, mit deiner Arbeitsethik und alldem, und deshalb habe ich auch damit gerechnet, dass du heute Abend aufkreuzen würdest.«
Sie starrte ihn an. Er hatte mit wenigen Worten praktisch alles gesagt, und sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
»Was ist los, Megan? Erwartest du schon wieder von mir, dass ich alles stehen und liegen lasse und hinter dir herrenne? Ich habe dich angerufen – das weißt du. Ich glaube, wir sollten irgendwie versuchen, diese Sache gemeinsam zu lösen, aber was soll’s. Ich hatte auch ein paar seltsame Träume, und du hast nicht versucht, mich darin umzubringen, also
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