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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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… schau dir die Liste an. Und wenn du Probleme damit hast, lass es mich wissen.«
    Er ging zur Bar hinüber. Sie kannten den bärtigen Barkeeper inzwischen ein wenig und innerhalb von Sekunden hatte Finn eine große Tasse Kaffee vor sich stehen.
    Megan las sich auf der Bühne die Liste durch. Größtenteils Horrorklassiker, sie hatte keine Probleme damit. Sie wollte zur Bar gehen, es ihm sagen und versuchen, ihm zu erklären, wie es ihr ging. Sein Verhalten tat ihr weh. Hätte sie sich gewünscht, dass er die ganze Stadt nach ihr absuchte? Nein. Sie war gegangen, weil sie Angst gehabt hatte. Echte Angst.
    Sie sah zur Bar und entdeckte eine Frau direkt neben Finn. Es war Sara, die Verkäuferin aus Morwennas Laden. Megan zögerte, dann ging sie hinüber, setzte sich direkt neben sie und bestellte ein Zitronenwasser. Sara begrüßte sie, und Megan lächelte. »Ich dachte, du hättest noch im Laden zu tun. Da muss es doch jetzt zugehen wie in einem Bienenstock, so kurz vor Halloween.«
    »Das stimmt, aber Morwenna hat ein paar Teilzeitkräfte eingestellt. Sie wird in einer Weile auch da sein. Wenn sie den Laden heute schließen, kommen sie, Joseph und Jamie alle hierher.«
    »Das ist nett«, sagte Megan. Sie blickte an Sara vorbei zu Finn, der in seinem Kaffee herumrührte. »Ich wünschte, Morwenna würde sich nicht so verpflichtet fühlen, unseretwegen jeden Abend hier aufzukreuzen. Das wird doch sicher langweilig.«
    »Morwenna langweilt sich nicht. Schon gar nicht in den Tagen um Halloween.«
    »Na, dann ist es ja gut«, murmelte sie.
    Sara betrachtete sie nachdenklich. »Morwenna tankt an Halloween Energie auf. Für uns ist das wirklich so etwas wie ein hoher Festtag, weißt du.«
    »Ja, ich weiß schon.«
    Sara lächelte. »Hm. Du glaubst nun mal einfach nicht daran.« An irgendetwas erinnerte dieses breite Lächeln Megan, und es löste ein unangenehmes Gefühl in ihr aus.
    Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Finn und Sara ihre Differenzen offenbar ausgeräumt hatten und plötzlich ganz freundlich zueinander waren.
    »Wir sollten allmählich loslegen«, erklärte er abrupt und stand auf. »Danke fürs Kommen, Sara.«
    Megan hatte den Eindruck, die beiden tauschten einen seltsamen Blick aus, als würden sie ein Geheimnis teilen. Ein kleines Gefühl von Eifersucht lief durch sie. Sie bildete sich das nicht ein. Bisher hatte Finn Sara ziemlich offensichtlich nicht gemocht. Jetzt redete er mit ihr auf eine Art und Weise, die anzudeuten schien, dass sie die besten Freunde waren.
    Finn begab sich geradewegs auf die Bühne, ohne auf sie zu warten. Sie sah Sara achselzuckend an, entschlossen, die beiden nicht wissen zu lassen, dass ihr die plötzliche Veränderung zwischen ihnen aufgefallen war, und folgte Finn. Noch ehe sie ihren Platz erreichte, hatte er bereits sein Mikrofon zur Hand genommen, begrüßte mit blumigen Worten die Gäste und teilte ihnen mit, dass sie sich heute Abend auf eine »tolle, funky Halloweenparty« gefasst machen sollten.
    Dann legte er los mit Monster Mash, leitete ohne Pause über in einen ihrer eigenen Songs, Angel of Darkness, und fuhr fort mit einem Stück von Ozzy Osbourne.
    Finn beobachtete, wie sich das Licht auf Megans Haar brach.
    Er wünschte, er könne es berühren.
    Doch das kam nicht infrage.
    Sie wollte Distanz, und er respektierte das. Er wollte einfach nur sachlich sein, gefasst, konzentriert.
    Größtenteils gelang ihm das auch, dachte er.
    Aber dann waren da diese Momente …
    Seine Finger bewegten sich automatisch über die Tasten des Synthesizers. Sein Blick ging über die Menge hinweg, die wegen der Bühnenbeleuchtung für ihn im Schatten lag. Es erweckte tatsächlich den Eindruck, als befänden sie sich in einer Höhle voller Monster. Aber es waren normale Monster. Die Sicheln all dieser Sensenmänner waren aus Plastik, ebenso die vielen Messer der zahlreichen Jasons, Freddies und anderen Horrorfilmgestalten. Manche Kostüme wirkten billig, andere waren richtig gut. Sie passten sozusagen perfekt zu den dunklen, schattigen Nischen und Schlupfwinkeln der Saaldekoration.
    Im wirklichen Leben sahen Monster ganz und gar nicht »abartig« aus, erinnerte sich Finn. Der Serienkiller Ted Bundy, der zahlreiche Frauen bestialisch ermordet hatte, war ein Monster gewesen. Ein gut aussehender Mann, der seine Opfer mit Charme in den Tod gelockt hatte. Es war eine Frage von Vernunft und Wahnsinn, das durfte man nie vergessen. Er war selbst noch immer erstaunt darüber, dass er

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