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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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gesprochen. Und sie hatte ihm nichts von dem Treffen mit Andy erzählt. Sie hatte Angst gehabt, er könnte wütend über die Geschichte des alten Mannes werden. Er wäre stocksauer gewesen, dass sie sich mit diesem Typen an einem solch gottverlassenen Ort getroffen hatte.
    Er hatte andere Geschichten gehört, erinnerte sie sich ungeduldig. Es gab überall Geister und Skelette und Monster.
    »Es geht etwas vor sich«, sagte sie und zwang sich dabei, ungeduldig und ungläubig zu klingen. »Was denn zum Beispiel, Morwenna? Was in aller Welt könnte einen dazu bringen, böse Träume zu haben – außer das tagsüber Erlebte? Vielleicht bin ich es, vielleicht ist es Finn, vielleicht sind wir es beide. Bald ist Halloween wieder vorbei. Ich will nur zu unserem eigenen Besten Distanz zwischen uns halten, bis … bis wir von hier wegfahren. Nach Hause. Und wenn die Träume nicht aufhören, dann suchen wir uns in New Orleans einen guten Therapeuten, der uns helfen kann.«
    Joseph beugte sich über den Tisch. »Hör mir zu, Megan. Du kannst nicht so tun, als wäre nichts, ihr braucht beide Hilfe!«, erklärte er bestimmt.
    Seine Worte überraschten sie nicht, doch sein seltsamer Ton irritierte sie. Megan wandte sich stirnrunzelnd Jamie Gray zu in der Hoffnung, wenigstens von ihm etwas Vernünftiges zu hören. Doch Jamie zuckte nur mit den Schultern. »Wer zum Teufel wären wir denn, wenn wir behaupten würden, dass auf der Welt keine seltsamen Dinge vor sich gehen.«
    »Der Mord in Boston ist wirklich schlimm«, sagte Morwenna.
    Noch immer verstört, wandte Megan sich zu Morwenna. »Ein Mord ist immer entsetzlich. Ich habe die Nachrichten gesehen. Eine junge Frau wurde offensichtlich vergewaltigt, ermordet und in den Fluss geworfen. Ja, das ist sehr schlimm. Unglücklicherweise passiert so etwas viel zu oft. Aber warum ist speziell dieser Mord so schlimm?«
    Morwenna starrte sie eindringlich an. »Meg! Komm schon. Boston. Sie wurde offensichtlich vor einem Monat getötet. In Boston.«
    »Und, was hat das mit uns zu tun? Ach ja, Entschuldigung, es ist nicht einmal eine Stunde Fahrt von hier entfernt, also hat jemand nicht nur einen scheußlichen Mord verübt, sondern es auch noch gar nicht so weit von hier getan. Wir haben in New Orleans eine hohe Mordrate. Aber wir gehen trotzdem aus.«
    »Megan …«, begann Morwenna.
    »Nicht!«, sagte Joseph plötzlich mit aller Bestimmtheit.
    »Was denn nicht?«
    »Bring sie nicht auf dumme Gedanken!«, erklärte Joseph entschlossen.
    Megan starrte auf Joseph und dann auf ihre Cousine. »Was? Ihr meint wohl, der Kerl ist jetzt in Salem? Glaubt ihr, er ist ein Serienkiller? Nach dem, was ich gesehen habe, weiß die Polizei noch nicht viel. Vielleicht war es ein schreckliches Eifersuchtsdrama. Ich bin sicher, sie nehmen sich alle ihre ehemaligen Freunde vor, ihre Familie und ihre Arbeitskollegen. Ich weiß die genaue Prozentzahl nicht mehr, aber bei den meisten Gewalttaten gegen Frauen stammen die Täter aus der eigenen Familie oder stehen den Opfern sonst wie nahe. Wenngleich es auch zufällige Opfer gibt, etwa wenn ein Psychopath sein Unwesen treibt.«
    Alle drei starrten sie einfach nur an. Fast als sei sie ein naives Kind, und Joseph habe recht behalten mit seinem Einwand.
    Sie schaute zur Bühne und sah, dass Finn zurück war. Zeit, wieder zu spielen. Beim Aufstehen fühlte sie die heimlichen Blicke der anderen auf sich ruhen. Ein kaltes Frösteln überlief sie.
    Boston. Vor einem Monat. Richtig. Vor einem Monat war Finn durch Boston gekommen.
    War es das, was sie ihr sagen wollten?
    Gott, das war der lächerlichste Gedanke, der ihr bisher in den Kopf gekommen war. Auf seiner eiligen Fahrt zu ihr sollte er in Boston haltgemacht haben, um ein Mädchen zu ermorden? Das war mehr als absurd. Sie kannte Finn.
    Sie hatte ihn einmal gekannt.
    Er spielte zweimal das Intro zu einem Hit von Sam the Sham and the Pharaos. Bei ihrem nächsten Einsatz begann sie zu singen.
    Dann kam die letzte Pause. Finn ging als Erster von der Bühne und auf den Tisch von Morwenna und Joseph zu, lächelte, küsste Morwenna auf die Wange und ging weiter. Dieses Mal verschwand er nicht. Als Megan an die Bar ging, um sich ein frisches Zitronenwasser zu holen, sah sie ihn mit Sam Tartan reden, dem der volle Saal sehr zu gefallen schien, und dann trank er wieder ein Bier mit dem Typen in der Mönchskutte und der Halbmaske.
    Während sie an der Bar saß, klopfte ihr plötzlich jemand von hinten auf die Schulter. Sie

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