Das Erwachen
»Also weißt du, die anderen glauben dir ja vielleicht, ich aber nicht. Was hat Andy Markham zu dir gesagt?«
Sie blickte starr geradeaus. »Hast du denn Dorcas nicht gehört? Er kann gar nichts gesagt haben. Sein Zustand war völlig unverändert.«
»Blödsinn«, kommentierte Finn.
Sie sah ihn verblüfft an, dann starrte sie wieder zur Windschutzscheibe hinaus.
»Ich weiß es nicht mehr genau. Außer dass er sagte ›Bac-Dal will dich‹.«
Eddie war nicht im Zimmer. Vor Lucian und Jade lag eine Auswahl alter und neuer Bücher, dazu einige Manuskripte.
»Was hältst du von alldem?«, fragte sie Lucian.
»Ich glaube, einige sehr belesene Satanisten haben vor, Bac-Dal wieder zum Leben zu erwecken, und sie planen, Megan Douglas als sein letztes Opfer zu benutzen, oder … ich weiß nicht. Vielleicht haben sie vor, sie ihm zum Geschenk zu machen, wenn er wiederkommt.« Er kämmte sich mit den Fingern durch das schwarze Haar, nahm eines der Manuskripte zur Hand und kaute auf dem Bleistift, mit dem er sich Notizen gemacht hatte.
Jade nickte. »Dann sollte es einfach sein. Wir müssen herausfinden, wer die Satanisten sind.«
»Na klar, die tragen alle ein T-Shirt mit Aufdruck«, hielt Lucian sarkastisch dagegen.
Sie lächelte. »Es gibt hier massenweise Wicca-Shirts und das übliche Heavy-Metal-Zeug.«
Er schüttelte den Kopf. »Das Problem ist … es wird absolut nicht einfach sein.«
Jade beugte sich über den Tisch zu ihm und musterte ihn genau. »Hast du nichts mehr gespürt? Intuitionen?«
Lucian schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
»Aber … du solltest mehr wissen, nicht wahr?«
»Wir spielen hier in einer anderen Liga«, erklärte er leise. »Ich glaube, dass dies sehr real ist. Ich glaube auch, dass sie sich schon an Megan herangemacht haben, lange bevor sie hierherkamen – aber ich weiß nicht, warum.«
»Aber der dich beunruhigte, das war Finn.«
»Ja.«
»Glaubst du, sie benutzen ihn?«
»Ich weiß es nicht. Dieses sie ist im Augenblick so vage. Und Tatsache ist … sie werden von einer starken Macht beschützt. Es gibt absolut nichts, was ich sehen oder fühlen könnte.« Er senkte die Stimme. »Vielleicht gehört Eddie dazu, aber ich habe keine Ahnung. Irgendjemand hat entdeckt, dass dieser Cabal Thorne hier versuchte, Bac-Dal zurückzubringen. Sie wissen, dass der Zeitpunkt stimmt, der Vollmond an Halloween, und mehr noch, sie fanden die alten Schriften – Zaubersprüche und Rituale –, die man anwenden muss, um einen Dämon wieder ins Leben zurückzubringen.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie haben den ersten Kontakt hergestellt, und wenn der Dämon auch noch nicht leibhaftig zurück ist, so kann er sich offenbar doch Macht aus dem Jenseits holen. Seine Anhänger haben bereits den Weg bereitet. Die meisten alten Völker glaubten, dass ein sehr dünner Schleier die Lebenden von den Toten trennt – oder anderen Wesen, etwa Geistern, Seelen – und Dämonen. Füge diesem Schleier zur rechten Zeit einen Riss zu, und du verfügst in der Halloween-Nacht über alle Macht, wenn der Schleier am feinsten und empfindlichsten ist.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Jade.
Er lächelte. »Du liest weiter. Ich verschwinde.«
»Du verschwindest?« Sie lehnte sich zurück, etwas ungehalten darüber, dass er plante, sie zu verlassen.
Er küsste sie auf den Kopf. »Du bist Journalistin, meine Liebe. Du weißt, wie man Material durchforstet und an die wichtigen Fakten kommt. Ich bin ein … hm. Einer, der in Menschen liest. Ich werde versuchen, aus ein paar Leuten schlau zu werden.«
»Hey – du bist derjenige, der alte Sprachen lesen kann!«
»Ich glaube nicht, dass wir das, was wir brauchen, in einer alten Sprache finden werden«, erklärte Lucian. Er setzte zu einem Lächeln an, das jedoch gleich wieder erstarb. »Wir sind spät dran, Jade. Morgen ist Halloween.«
Sie sah ihn an und nickte bedächtig. »Fröhliche Jagd«, wünschte sie ihm und beugte sich wieder über das Manuskript vor ihr.
Finn fand gleich beim Stadtpark einen Parkplatz.
»Wohin gehen wir?«, fragte Megan. »Weißt du, wo deine Freunde sind?«
Er zuckte die Achseln. »Bei Morwenna.«
Megan wollte nicht unbedingt zu Morwennas Laden zurückgehen.
»Wieso glaubst du, dass sie dort sind?«
Neuerliches Achselzucken. »Ich weiß, dass sie dorthin wollten. Also versuchen wir es einmal.« Er runzelte die Stirn. »Was ist los?«
»Nichts.«
Sie wollte ihm nicht sagen, dass Morwenna ihn anscheinend für die Ursache allen
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