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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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gesagt. Und dabei über sie hinweggeschaut. Durch die Glasfenster auf den Flur. Zu Finn. Er war nicht unten im Wartebereich geblieben, obwohl die Rothaarige ihm bestimmt gesagt hatte, wohin sie, Megan, gegangen war.
    Es war verrückt.
    Ein leises Klingeln kündigte den Aufzug an. Eine Frau im Rollstuhl hielt ein Neugeborenes in den Armen; ihr Mann und Freunde standen mit blauen Luftballons um sie herum.
    Die drei gratulierten der frischgebackenen Mutter, der Aufzug erreichte das Erdgeschoss. Beim Aussteigen legte Finn einen Arm um Megans Schultern. Irgendwie musste sie ein Schaudern unterdrücken. Wieder glaubte sie, sie sei verrückt. Ihr Mann würde ihr doch niemals wehtun wollen. Wie konnte sie so etwas auch nur denken – immer wieder! –, wenn sie solche Nächte miteinander teilten wie die letzte? Und wie konnte sie glauben, ihn so sehr zu lieben, wenn sie ihn gleichzeitig verdächtigen konnte, böse zu sein?
    Die glücklichen Eltern samt Baby und Entourage gingen vor ihnen den Flur entlang. Megan hörte sie plaudern und lachen.
    »Habt ihr beide schon zu Mittag gegessen?«, fragte Martha.
    »Ja, wir waren gerade beim Essen, als wir die Nachricht über Andy hörten«, antwortete ihr Finn. »Aber wenn du Hunger hast, wir begleiten dich sehr gern.«
    »Nein, nein, ich bin eine alte Krähe, ich esse früh, wenn ich allein bin«, sagte Martha. »Mir kommt es nur vor, als sähe Megan ein wenig spitz im Gesicht aus – ich hoffe, du passt etwas auf, wann und wie du isst, damit du mir nicht vom Fleisch fällst, meine Kleine!«
    »Schon gut«, erwiderte Megan, entschlossen, ihre Rolle durchzuhalten. »Ich war nur wegen Andys Unfall entsetzt. Fahrerflucht ist wirklich etwas Schreckliches. Aber ist es denn wirklich sicher, dass es Fahrerflucht war?«
    Martha zog eine Braue nach oben. »Also … zumindest sagen sie das. Er wurde neben der Straße gefunden. Ich meine … aber was könnte es denn sonst gewesen sein, wenn nicht Fahrerflucht?«
    »Ein Überfall«, erklärte Finn unumwunden.
    Martha wirkte bestürzt. »Wer in aller Welt würde denn Andy überfallen? Ich glaube nicht, dass die Polizei an eine solche Möglichkeit überhaupt denkt. Er wurde mit seiner Brieftasche und seinen persönlichen Habseligkeiten gefunden – der alte Knacker trägt eine teure Uhr und einen ziemlich wertvollen Siegelring. Also, ich verstehe ja nichts von der Polizeiarbeit, aber ich bin sicher, sie haben den Unfallort genau überprüft. Und jetzt hört mal damit auf, ihr beiden!
    Es reicht, wenn ich mir um Andy Sorgen mache. Ihr seht ja schrecklich aus. Er ist in einem bedauernswerten Zustand, ja, aber schließlich kennt ihr beiden ihn doch kaum. Ihr seid beide hierhergekommen und habt getan, was ihr konntet, obwohl unglücklicherweise niemand wirklich etwas tun kann bis auf die Ärzte – und sogar die können wohl nur auf den lieben Gott hoffen. Finn, möchtest du mit zu mir kommen? Megan, Liebes, fährst du mit mir oder mit deinem Mann?«
    Megan schloss einen Moment lang die Augen und kämpfte gegen einen Schwindelanfall an. Sie senkte den Kopf und biss sich auf die Lippe. Sie war plötzlich voller Wut. Nein. Finn war an gar nichts schuld. Sie liebte ihn, und sie wollte ihn nicht verlieren. Und sie war auch kein Feigling, und ebenso wenig war sie verrückt! Was immer vor sich ging, was immer geschehen mochte, sie würde sich wehren.
    Sie hatte überlegt, mit Martha zu fahren, denn nach der Nachricht über Andy war ihr früheres Unbehagen – als sie mit schmutzigen Füßen aus dem Traum aufgewacht war – wie weggefegt. Vielleicht würde ein ausführliches Gespräch mit Martha ihr guttun.
    Aber nun schien es wichtiger zu sein, bei Finn zu bleiben.
    »Danke, Tante Martha, aber mir geht es wirklich gut.« Sie hängte sich bei Finn ein. »Zwei Freunde von uns sind in der Stadt. Ich denke, um die sollten wir uns mal kümmern, bevor es Zeit ist, abends wieder zur Arbeit zu gehen.«
    »In Ordnung, Kinder«, meinte Martha mit einem Lächeln. »Dann macht es mal gut.«
    »Bestimmt, danke«, meinte Finn.
    Sie beobachteten Martha, wie sie in ihren Wagen stieg. Dann blickte Megan zu Finn auf. »Also, was läuft jetzt zwischen dir und diesem Paar aus New Orleans? Meinst du, ich könnte die beiden auch mal sehen?«
    Er lächelte. »Lass uns zurück in die Stadt fahren und versuchen, sie zu finden.«
    Er brachte sie zum Wagen, öffnete ihr die Beifahrertür, setzte sich ans Steuer und startete. Auf halbem Weg zurück in der Stadt sagte er plötzlich:

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