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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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wenigstens mir anvertrauen, wo du hinfährst?«
    »Nein, auch dir nicht. Schließlich hast du mich überredet, in Urlaub zu fahren. Vielleicht errätst du es?« Ludevik hörte Henry am anderen Ende lachen.
    »Und was ist mit dem Haus?«
    »Was soll sein? Ich schließe ab. Mary macht auch Urlaub. Dann hat sie wenigstens keine Gelegenheit, Unordnung zu machen. In letzter Zeit hat sie immer alles falsch eingeräumt. Scheint auch nicht mehr das beste Gedächtnis zu haben, die Liebe.«
    »Und die Hunde?«
    »In einer Tierpension.«
    »Henry, wie können wir dich erreichen?«
    »Ich melde mich.«
    Ludevik war nun nicht mehr wohl bei dem Gedanken, Henry zum Urlaub überredet zuhaben. Er fuhr in das Autohaus und sprach mit dem Geschäftsführer Norta. Der versicherte ihm, mit Henry sei alles geregelt. Schon vor mehr als einer Woche habe er von Urlaub gesprochen. Und die Architekten könnten auch auf ihn verzichten, vielleicht kämen sie jetzt mal dazu, richtig und in Ruhe das neue Gebäude zu planen.
    »In genau neunzehn Tagen muss er zurück sein, dann erhält er wieder Besuch von den Koreanern. Aber das weiß Henry.«
    Spontan rief Ludevik bei Henry an.
    »Vor deinem Urlaub, hättest du Zeit für eine letzte Sitzung?«
    »Letzte Sitzung?«, fragte Henry. »Ist dann alles geklärt?«
    »Ja«, log Ludevik. »Dann ist alles geklärt.«
    »Aber ich fahre übermorgen.«
    »Ich weiß. Am besten kommst du noch heute Nachmittag oder gegen Abend.«
    Henry zögerte mit der Antwort. »Meinst du, es bringt …«
    »Zumindest kannst du dann beruhigt in Urlaub fahren, Henry.«
    Am späten Nachmittag klingelte Henry. Und weil er durch Ludevik zum Erscheinen aufgefordert worden war, gab er sich skeptisch und reserviert, weil er nicht wusste, was der von ihm wollte.
    Vorsichtig begann der Psychologe.
    »Henry, Menschen sind manchmal wie Panzerschränke. Sie sind verschlossen, keiner weiß genau, was drin ist. Und die eiserne Wand ist unmöglich zu durchdringen. Beim Panzerschrank geht es, falls du den Schlüssel verloren hast, nur mit Gewalt, bei den Menschen nur mit deren Hilfe.«
    »Und du meinst, ich bin auch so ein Panzerschrank«, stellte Henry fest. »Und in mir sind Dinge, von denen ich nichts weiß.«
    »Ja, Henry, so sehe ich das.«
    »Wenn ich es bis heute nicht weiß, dann brauche ich es auch in Zukunft nicht zu wissen.«
    »Henry, machst du es dir nicht zu einfach?«
    Henry schüttelte den Kopf.
    »Denke bitte an deine Träume. Der Ursprung liegt auch in deinem Panzerschrank.«
    »Und du willst ihn öffnen?« Henry lachte.
    »Mit deiner Hilfe. Nur mit deiner Hilfe.«
    Ludevik war erstaunt, wie klar Henry denken und reden konnte. Deshalb fragte er ihn auch sofort: »Wann hattest du deinen letzten Traum?«
    »Gestern.«
    »Nicht heute?«
    »Nein, gestern.«
    Für Ludevik war das Erklärung genug. Je länger Henrys Traum zurücklag, desto normaler gab er sich. Die schlimmste Zeit war die kurz nach dem Traum. Und genau da benötigte Henry die größte Hilfe.
    »Und was hast du geträumt?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    Ludevik merkte, dass Henry log.
    »Wieder im Weinkeller?«
    »Ich sagte doch, ich weiß es nicht mehr.« Henrys Antwort war patzig ausgefallen, aber er wirkte nervös und verunsichert. Fortwährend spielte er mit einem Kugelschreiber. Und er malte auf der Papierunterlage krakelige Gestalten.
    »War die Engelstimme in deinem letzten Traum zu hören?«
    »Nein.«
    »Dann hast du ihr also nichts erzählt.«
    »Absolut nichts.« Unvermittelt ruckte Henry hoch. »Sag mal, willst du mich aushorchen? Was treibst du für ein Spiel mit mir?«
    »Ich will dir helfen.«
    »Mir braucht niemand zu helfen.« Alles an Henry war Ablehnung.
    Ludevik erkannte, so kam er nicht weiter. Er musste Henry anders zu packen kriegen. »Auch ich habe ein Problem«, begann er. »Seit ich deine Träume kenne, träume ich ähnlich.«
    »Ehrlich?« Henry sah ihn erstaunt an.
    »Ehrlich. Die Träume setzen sich mehr und mehr bei mir fest. Allmählich werden sie beängstigend. Es gibt nur einen Weg, sie loszuwerden.«
    »Welchen?«
    Ludevik tat aus beruflichen Gründen so, als wüsste er keine Lösung. Henry war der Patient.
    »Wenn sie von mir kommen, dann kannst du sie vielleicht auch wieder über mich loswerden«, sagte Henry.
    Ludevik erweckte den Eindruck, als überlege er. »Da ist was dran«, gestand er nach einer Weile. »Aber, wie gesagt, du müsstest mir helfen.«
    »Du meinst, meinen Panzerschrank aufbrechen.«
    »Richtig.« Ludevik

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