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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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bestimmte Absicht hegte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie mit müder Stimme. »Habe ich eigentlich noch einen Wert für dich?«
    »O ja, du bist das Kostbarste, was ich besitze.« Er küsste ihren Nacken. Sie zitterte. Henry ordnete es als Erregung ein. Wieder einmal hatte er gewonnen.
    »Wenn ich so kostbar bin, warum dann diese peinliche Szene vor Mary? Was soll sie nur denken? Warum dieses Getue? Ich weiß, dass du ein Linkshänder bist. Warum dieses Getue?«
    Sie schaute über die Schulter. Das sie anlächelnde Gesicht kam ihr fremd und nichtssagend vor. Henry, so stellte sie wieder einmal fest, war ihr gleichgültig.
    »Schatz, lass uns doch nicht mehr davon anfangen«, wiegelte er ab. »Es ist vorbei. Ich habe dir meines gesagt, aber nun ist es vorbei.«
    »Henry, so einfach geht das nicht. Du hast mich bloßgestellt und beleidigt. Ist dir das denn nicht bewusst?«
    Und als er nicht antwortete: »Ich verkrafte das nicht.«
    »Was verkraftest du nicht?«
    »Vorhin deine Launen, dein Verhalten. Wie du wütend geworden bist und dich so hast gehen lassen. Du mich beleidigt hast. Schon seit einiger Zeit merke ich, irgend etwas stimmt nicht. Irgend etwas geht in dir vor, was dich verändert.«
    Er lachte laut und ließ sich nach hinten auf das Sofa fallen. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen schaute er sie an und schien sich zu amüsieren. »Psychoanalyse erster Teil?«
    »Henry, mach damit bitte keine Witze. Was ist mir dir?«
    »Nichts. Vielleicht etwas Stress, etwas Ärger mit den Dummys von Kunden, aber sonst nichts.«
    »Deine Gereiztheit wird von Tag zu Tag schlimmer. Du bist ungeduldig. Und du hast für nichts Zeit. Auch nicht für mich.«
    »Es muss doch einer dafür sorgen, dass alles rollt, alles läuft, wir uns unseren Lebensstandard leisten können. In Mitteleuropa nennt man das Arbeit.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht, Henry. Und du weißt das. Mir kommt es vor, als würde jemand an dir ziehen, dich von mir wegziehen. Noch habe ich die Kraft, gegenzuhalten. Aber heute Abend war die andere Seite stärker. Du hast dich von mir entfernt.«
    Henry richtete sich auf, beugte sich zu ihr, schob die Haare zur Seite und küsste ihren Nacken. »Nicht einen Millimeter habe ich mich von dir entfernt. Nicht einen Millimeter. Im Gegenteil, ich liebe dich mehr und inniger als zuvor. Du bist ein Teil von mir. Wir gehören einfach zusammen. Deshalb verkraften wir auch leicht den dummen Vorfall von vorhin. Komm, lass uns nach nebenan gehen.«
    Zuerst zögerte Sarah, aber bisher hatten seine Worte immer gewirkt. Er umfasste ihre Oberarme, stand auf und zog sie mit sich hoch. Eindringlich sah er ihr in die Augen, erkannte vielleicht den fremden Ausdruck dort und küsste sie. Er küsste sie mit der Leidenschaft, die Sarah zu einem fast willenlosen, sich ergebendem Wesen werden ließ, welches nur noch eines im Sinn hatte: mehr. Gib mir noch mehr.
    Henry zog sie ins Schlafzimmer, entkleidete sie, und entfachte mit seinen Händen und Fingern Feuer auf ihrer Haut. Sarah wurde von Gefühlen überschwemmt, denen sie sich hingab, weil Liebe für sie auch Hingabe bedeutete. So hatte man sie erzogen. Und sie wusste schon jetzt, Henry würde sie wieder hart anfassen, ihr die Oberarme drücken und den Hals. Und morgen würde sie wieder kleine blaue Flecke haben. Flecke der Leidenschaft.
    Als Henry in sie eindrang, schaute sie ihm ins Gesicht. Erschrocken nahm sie den triumphierenden Ausdruck darin wahr, dieses Siegessichere, dieses Besitzergreifende. Und in Sarah, die ahnte, dass sie verloren und Henry es nur darauf abgesehen hatte, mit ihr ins Bett zu gehen, sich mit ihr zu vergnügen, ein Vergnügen, das sie bisher auch genoss und wollte, in Sarah sträubte sich etwas. Und als Henry sie nun auch noch mit verzerrtem Gesicht anlächelte, die Muskelstränge am Hals hervortraten, Schweiß von der Stirn tropfte, da begann sie sich zu wehren. Henry grinste, denn seine Sarah war schon ganz schön feurig. Und er packte fest zu. Genauso, wie seine Sarah es wollte. Aber Sarah wand sich unter dem kräftigen Männerkörper und versuchte, sich wegzudrehen. Henry ergriff ihre Handgelenke, drückte sie neben ihrem Kopf auf das Kissen und stemmte seinen Oberkörper darauf ab.
    »Bitte, lass mich«, keuchte sie.
    »Na, meine Süße, mache ich es dir gut?«
    »Henry, hör auf.«
    Aber Henry empfand dies als weitere Aufforderung. So wie bisher. Er beugte sich zu ihr und biss ihr in den Hals. So wie bisher. Wieder würde sie

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