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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Zeit führen wir seltsame Unterhaltungen, mein Schatz.«
    Sarah lächelte, weil er sie immer noch Schatz nannte. »Henry, wir führen nicht nur seltsame Unterhaltungen, wir führen eine seltsame Ehe.«
    Er machte eine wegwischende Handbewegung. »Es gibt immer mal Krisen. Das kommt in jeder Ehe vor.«
    »Aber wir haben nur eine, und das seit mindestens eineinhalb Jahren.«
    Er schaute aus dem Wohnzimmerfenster und schob die Hände in die Hosentaschen. »Sei nicht so bissig.«
    Sarah trank erneut einen Schluck Cognac. Henry trat auf sie zu und nahm ihr das Glas aus der Hand. »Bitte, Schatz, nicht so viel Alkohol.«
    »Dafür ein bisschen mehr von dir?« Sie lachte gekünstelt. »Warum gibst du dich denn so besorgt?«
    Henry ging in die Diele und kam mit einem Päckchen zurück, eingepackt in buntem Papier.
    »Zumindest habe ich an dich gedacht. Bitte.«
    Sie nahm das Päckchen, betrachtete es von allen Seiten und legte es auf die Anrichte. »Wirklich, eine schöne Schleife ist drum. Vielen Dank. Und die Feuer speienden Drachen sind auch schön. Bin ich damit gemeint? Warst du auch in Hongkong?«
    »Ja, Zwischenlandung auf dem Rückflug. Willst du denn nicht wissen, was drin ist?«
    »Später.«
    »Du trägst flache Schuhe?« Henry war einen Schritt zurückgetreten. »Seit wann trägst du flache Schuhe?«
    »Immer, wenn ich allein bin.« »Davon wusste ich nichts. Deine Waden kommen nicht so zur Geltung.« Er schien irritiert zu sein. Was war in seiner Abwesenheit vorgefallen? Neuer Lippenstift und flache Schuhe. »Sag mal, hat sich sonst noch etwas geändert?«
    »Nein. Hier, die Kontoauszüge.« Sie griff in die Handtasche und legte sie auf den Tisch.
    »Ich habe alles schon am Computer überprüft. Du hast mich lange warten lassen.«
    »Wie lange? Dreißig Minuten? Eine Stunde? Und da hast du nichts Eiligeres zu tun, als das Konto zu überprüfen?« Entgeistert sah sie ihn an. »Was bist du doch nur für ein Mensch. Henry, du tust mir leid.«
    »Ich habe alle überprüft«, verbesserte er sie. »Deines natürlich auch.«
    »Und, liege ich gut im Rennen?«
    Er setzte sich und studierte die Auszüge. »Monika V. Was ist das?«
    »Eine Hose habe ich mir gekauft. Heruntergesetzt von über zweihundert auf neunzig Euro.«
    »Eine Hose?« Er schüttelte den Kopf. »Du weißt, ich kann Hosen bei Frauen nicht ausstehen.«
    »Mir gefällt sie. Und sie macht eine gute Figur.«
    Er lachte kurz auf. »Als wenn du darauf Rücksicht nehmen müsstest. In allem machst du eine gute Figur.«
    »Danke, mein Schatz«, sagte sie überfreundlich.
    »Zweimal hast du getankt. Bist viel gefahren. Und was ist das hier? Restaurant Kuniberger Hof?« Fragend sah er sie an. »Kuniberger Hof? Kenne ich nicht.«
    »Dort kann man essen, Henry.«
    »Das sehe ich. Und zwar für mehr als zweihundert Euro?«
    Sarah wandte sich ab und wollte sich erneut einen Cognac einschenken. Dieses sich immer rechtfertigen müssen, warum und wie viel sie aus welchem Grund ausgegeben habe, ob es sinnvoll und nötig gewesen sei, kotzte sie an. Zugegeben, Henry räumte ihr ein stattliches Taschengeld von zweitausend Euro im Monat ein, von dem sie lediglich das Benzin und ihre privaten Dinge zu bezahlen hatte, aber er wollte immer wissen, wo jeder Euro hingegangen war. Und alle zwei Wochen kam sie sich bei diesen peinlichen Überprüfungen, Verhöre in Sachen Privatausgaben, kontrolliert und unmündig vor. Eben genau so, wie Henry es für richtig hielt. Selbstverständlich könne sie auch all seine Konten überprüfen, hatte er ihr mehrfach angeboten. Aber seine Konten gingen sie nichts an, interessierten sie nicht. Und außerdem kannte sie noch längst nicht alle. Die in Luxemburg, manchmal hatte er sich verplappert, kannte sie nicht. Aber interessant wäre es schon, dahinter zu kommen, was er da so alles zur Seite geschafft hatte.
    Gerade, als Sarah trinken wollte, sprang Henry hinzu und schlug ihr das Glas aus der Hand.
    »Zweihundert Euro in einem Restaurant. Mit wem warst du dort?« Seine Stimme war schärfer geworden.
    »Geht dich nichts an.«
    »Und ob mich das etwas angeht. Immerhin ist es mein Geld, du bist meine Frau.«
    »Deine Leibeigene«, verbesserte sie. »Ich bin dein Eigentum, stehe dir immer zur Verfügung, Massa. Habe all das zu tun, was du sagst, mein lieber Henry. Stell mich doch auch ins Schaufenster zu den Autos und hänge mir ein Schild um den Hals. ›Leidenschaftlich, macht alles mit, fügt sich willig, muss nur manchmal etwas hart angefasst

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