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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Scheide und wollte sich abwenden. Aber es gelang ihr nicht.
    Und wieder schrie sie, denn es war heute kein Traum, Henry war tatsächlich über ihr und grinste sie an. Frech und siegessicher und überlegen. Und er machte weiter, ohne sich von ihren Schreien beirren zu lassen.
    »Na du alte Schlampe, gefällt es dir?«, stieß er abgehackt hervor. »Du bist ja heute so verdammt wild.«
    Erneut versuchte sie, Henry wegzudrücken, ihr Becken zur Seite oder nach hinten zu schieben, aber es gelang ihr nicht. Henry hielt sie mit seinem Körpergewicht und den Händen wie in einer unüberwindlichen Klammer gefangen und drückte zudem noch seine Knie zusammen.
    »Gleich explodiere ich«, warnte er sie und keuchte.
    Sarah schob eine Hand unter seinem Arm hindurch, krümmte die Finger und kratze ihn mitten ins Gesicht. Augenblicklich färbten sich die Streifen dunkel, Blut quoll aus ihnen hervor und lief hinunter zum Kinn. Von dort tropfte es auf ihren Oberkörper und auf die Bettdecke.
    »Du verdammte Sau«, schrie Henry, stemmte sich hoch, rieb sich mit einer Hand über die Wange, betrachtete sie und schlug dann blindlings zu. Sarah warf sich zur Seite, konnte unter dem anderen Arm hindurchschlüpfen, riss ihren Kopf weg von diesem sie demütigenden Anblick und den Schlägen, und traf mit dem Gesicht die Kante des Nachttisches. Sie hörte sich noch aufstöhnen, verspürte einen weiteren Hieb im Nacken, dann wurde alles dunkel um sie.
    Und wieder einmal erwachte sie. Das Bett neben ihr war leer. Im Flur brannte Licht. Zwei Sekunden benötigte sie, um sich zu erinnern. Vorsichtig stand sie auf und stand mit zittrigen Beinen neben dem Bett. Alles in ihr brannte vor Scham und vor Wut. Ihr Unterkörper schmerzte.
    Den Kopf konnte sie kaum drehen, ihr Nacken war steif. Vorsichtig tastete sie mit den Fingern ihr Gesicht ab und stöhnte, als sie die Stelle berührte, wo die Kante des Nachttisches sie getroffen hatte. Genau im Augenwinkel. Sie schlüpfte in die Hausschuhe und ging mit kleinen, unsicheren Schritten nebenan ins Bad. Sie sah grauenhaft aus. Strähnig das Haar und teilweise von Henrys Blut verklebt und verkrustet, dann ihr von Schlägen aufgequollenes Gesicht und das Auge. Es war geschwollen und hatte sich bereits dunkelrot gefärbt. Morgen würde es blau werden, in zwei Tagen gelbviolett.
    Und wieder einmal wusch sie ihr Gesicht, als könne sie die Spuren der Demütigung und die der Ohnmacht beseitigen. Aber all ihr äußerlicher Schmerz, all die malträtierten Stellen waren nichts und unbedeutend gegenüber dem inneren Schmerz, dem ihrer Seele. Wenn ich jetzt eine Waffe hätte, überlegte sie, ich würde ihn töten. Auf der Stelle töten. Und nicht eine Spur von Zurückhaltung empfand sie bei diesem Gedanken. Und auch keine Skrupel vor der Umsetzung. Nun war sie bereit. Lieber Gott, gib mir eine Waffe. Ich habe ein Recht dazu, es zu tun. Und du weißt es, denn du bist mein Zeuge.
    Henry saß im Wohnzimmer. Sie starrten sich an, als würde jeder den anderen zum ersten Mal wahrnehmen. Henry schluckte, als wolle er etwas sagen, drehte dann jedoch seinen Kopf in die andere Richtung. Er sah auch nicht viel besser aus als sie, mit diesen Kratzspuren im Gesicht. Quer über die rechte Wange verliefen sie. Vier Rillen nebeneinander und parallel. Die fünfte, von ihrem Daumen, war etwas kürzer gleich neben der Nase.
    »Ich zeige dich an, du Schwein.«
    Träge schaute er hoch. »Und weswegen?«
    »Du hast mich vergewaltigt.« All ihre Bitterkeit legte sie in diese Worte. Und all ihre Verachtung ließ sie ihn spüren.
    Henry lachte, ihn berührte das nicht sonderlich. »So ein Quatsch. Als ich nach Hause kam, war Jonas dabei. Wir wollten noch einen trinken. Noch etwas feiern. Du warst stink besoffen, bist herumgetorkelt, hast auf mich gewartet, zuerst Jonas und dann mich angemacht und bist freiwillig mitgegangen. Was heißt freiwillig, du hast mich ins Schlafzimmer geschleppt. Jonas wird das bezeugen. Es konnte dir gar nicht schnell genug gehen. Denk daran, du warst betrunken, mein Schatz.«
    Sarah erschrak. »Jonas, dieses Schwein, war gestern Abend hier?«
    »Ja, mein Schatz.«
    »Nenne mich nicht ›mein Schatz‹.«
    »Aber ja doch, mein Schatz.«
    »Du wirst schon sehen. Ich werde dafür sorgen, dass es sich herumspricht, wie du mich behandelst. Dass du ein sadistisches Macho-Schwein bist. Und dass du mich vergewaltigt hast.«
    »Pah, es hat dir Spaß gemacht. Stell dich nicht so an. Du warst scharf, so ungemein scharf. Und

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