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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Auf alle Fälle braucht er seiner Hautfarbe nach keine Sonne.«
    »Henry, warum bist du so gereizt? Wir haben uns lediglich unterhalten. Und was kann Enrique für seine Hautfarbe?« Sarah merkte nicht, wie sie Partei für den Portugiesen ergriff.
    »Ich kenne die Papagallos, auf die alle nordeuropäischen Frauen nur so zu fliegen scheinen. Arbeiten nichts, dauernd in der Sonne, hegen und pflegen sich, gewöhnen sich einigermaßen gute Manieren an, und wozu? Und wozu, frage ich dich?«
    Weil Sarah nicht antwortete, sprach Henry weiter: »Um den Frauen etwas vorzugaukeln, was es gar nicht gibt.«
    Sarah verbesserte Henry. »Wir wissen, dass es das, was sie uns vorgaukeln, nicht gibt.«
    »Jetzt schlägt es aber dreizehn.« Henry war entrüstet. »Und ihr spielt einfach mit?«
    »Ja, wir …, besser gesagt die anderen Frauen, noch habe ich es nicht nötig gehabt, spielen einfach mit. Sie bekommen nämlich das, wonach sie sich sehnen.«
    »Liebe, Amore, Love. Immer schön rein damit zwischen die hellen Frauenbeine. Sind ja ausgeruht, diese schleimigen Papagallos.« Henry baute sich breitbeinig vor Sarah auf. »Ist es das, wonach sich die Frauen sehnen?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Nein, denn das bekommen sie ja auch manchmal zu Hause.«
    »Was dann? Was ist es dann?«
    »Aufmerksamkeit und Beachtung. Ein paar nette Worte und das Gefühl, wichtig zu sein. Für ein paar Tage wichtig und Mittelpunkt zu sein.«
    Nach zwei Wochen, an ihrem letzten Abend im Hotel Burgerspark, sah Sarah den Portugiesen Enrique wieder. Henry hatte erneut die Gelegenheit genutzt und sich mit dem Mercedes Manager in eine Ecke verzogen. Er versuchte ihm schmackhaft zu machen, dass Saarburg trotz der Nähe zu Merzig und Trier der ideale Standort für eine weitere Niederlassung sei. Und er der ideale Kooperationspartner. Im Hinterkopf hatte sich bei ihm schon eine Firmenkonstruktion etabliert, die es ihm erlaubt hätte, eine koreanische Automarke und eine deutsche zu vertreten. Und nur er wusste davon. Allerdings wusste er auch, dass Mercedes Gebietsschutz gewährte und er keine Chance hatte, seine Idee zu verwirklichen. Zur Zeit zumindest noch nicht.
    »Sie sehen müde aus«, begann Enrique offen. »Was haben Sie alles erlebt?«
    Sarah erzählte vom Nationalpark, von einer Fahrt mit dem Blue Train, der atemberaubend schönen Küste am indischen Ozean und der Kapprovinz.
    »Kein Wunder, dass sie müde sind. Ich bin jetzt das achte Mal in Südafrika, jeweils für vierzehn Tage. Aber immer suche ich mir nur zwei Ziele aus. Zwischendurch gehe in schwimmen und spiele etwas Golf.«
    »Sie spielen Golf?«
    »Sie etwa auch?«
    »Nein. Bei uns in der Nähe gibt es keinen Golfplatz. Und außerdem geht viel Zeit verloren. Ein halber Tag, habe ich gehört. Stimmt das?«
    Enrique nickte. »Aber wenn man sich aufs Golfspielen konzentrieren würde und nicht so sehr auf die Geschäfte und das Drumherum, dann könnte man einige Stunden sparen.«
    »Drumherum?«
    »Smalltalk, Treffen im Restaurant oder an der Bar. Und wenn man die Übertreibungen weglassen würde. Jeder Golfspieler versucht den anderen davon zu überzeugen, dass man gerade auf der Runde weltmeisterlich gespielt habe. Und spielt man tatsächlich einmal gegeneinander, dann fallen ihnen tausend Entschuldigungen ein für ihr miserables Spiel.«
    Sie spazierten hinaus zum Pool, wo eine Band spielte. Sie plauderten und plauderten, Sarah unterhielt sich ausgezeichnet. Und Enriques Augen kamen ihr auch nicht mehr so brennend vor. Aber das Verlangen in seinem Blick war permanent.
    Er forderte sie zum Tanz auf. Und mit dem ersten Körperkontakt, der ersten Berührung ihrer Haut, durchströmte Sarah ein bisher bei Männern nie gekanntes Gefühl. Sie wehrte sich dagegen, denn Henry hatte ihr diese Reise als Beweis seiner Zuneigung geschenkt. Und sie liebte Henry immer noch. Und sie suchte nach einer Erklärung, warum sie so empfand.
    Enrique drückte sie sehr eng an sich, und Sarah fand plötzlich keine Kraft und auch keinen Willen, die körperliche Distanz zu vergrößern. Im Gegenteil, sie schmiegte sich an den gleich großen Portugiesen und ihre Nasenspitzen waren keine zwei Zentimeter voneinander entfernt. Sie roch seinen Atem, seine Body-Lotion und seine Haare. All die Düfte wirkten auf sie betörend.
    Und Sarah spürte, wie Enrique eine Hand auf den unteren Teil ihres Rückens legte und seinen Unterkörper gegen den ihren drückte. Sie konnte nicht ausweichen. Und sie wollte nicht ausweichen. Auch

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