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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Thema. »Als du bei uns im Krankenhaus warst, habe ich dich auf dein Becken angesprochen und den Riss, der auf Röntgenaufnahmen zu sehen ist. Vor zwei Wochen bist du mir auf meine Frage hin ausgewichen und gabst dich erstaunt. Bist du tatsächlich nicht zum Arzt gegangen?«
    Sarah nickte. »Ich hatte Schmerzen, aber nicht geahnt, dass es so schlimm sein könnte.«
    »Und wie kam es dazu? Erinnerst du dich noch an den Vorfall?«
    Sarah trank einen Schluck Kaffee, lehnte sich im Sessel zurück und schloss die Augen.
    Henry hatte es ihr vor zwei Wochen angekündigt, und nun machte er sein Versprechen wahr. Zu Sarahs Geburtstag schenkte er ihr eine Reise nach Südafrika. Kapstadt, Pretoria, Blomfontain, die Drakesberge, Durban, Port-Elisabeth- schwärmte er und sprach die Namen fast feierlich aus.
    Sarah fiel ihm um den Hals und küsste ihn. »Womit habe ich das verdient?«
    »Verdient hättest du eine Weltreise, aber ich kann nur zwei Wochen aus der Firma verschwinden. Du weißt ja, wenn ich nicht da bin, dann läuft alles drunter und drüber.«
    Sie flogen von Luxemburg über Lissabon und von dort ohne Zwischenlandung bis nach Johannesburg. Schon gleich nach dem Start in Lissabon fiel Sarah im Jumbo-Jet ein dunkelhaariger, mittelgroßer Mann auf, nicht viel älter als sie, der sie mit den Augen zu verschlingen drohte. Es waren Augen, dunkelbraun mit einem seltsamen Leuchten, die bis tief in ihre Seele zu schauen und dort ihre intimsten Geheimnisse zu enträtseln schienen.
    Über dem Atlantischen Ozean schlief Sarah ein. Und als sie zwei Stunden später auf dem Weg zur Toilette war, begegnete sie diesen Augen. Sie waren auf gleicher Höhe wie die ihren, verströmten eine magische Kraft und ließen sie nicht mehr los.
    Sarah zwängte sich an dem schlanken Mann vorbei, roch dessen herbes Rasierwasser und war erleichtert, als sie die Toilette erreicht hatte. Sie schaute in den Spiegel, ihre Wangen kamen ihr gerötet vor. Und ihr Puls ging schneller als normal.
    »Du bist doch keine siebzehn mehr«, schalt sie sich und frischte das Make-up auf. Die Lippen malte sie mit Hilfe des Konturenstiftes etwas voller als sonst. Und der Lidschatten lief weiter auf dem Wangenknochen aus. Henry mochte diese Art des Schminkens nicht sonderlich, aber ihr gefiel es.
    Noch einmal mit der Bürste durch die Haare, den Kragen ihrer Bluse geordnet und am Hals etwas weiter aufgeschlagen, dann ging sie zurück zu ihrem Platz. Als sie an dem Dunkelhaarigen vorbeischritt, spürte sie dessen Blicke wie glühende Nadeln auf dem Rücken. Und die Nadeln liefen tiefer, bis zu ihren Fesseln, und dann wieder hinauf, verweilten an ihren Hüften, um langsam zum Nacken hoch zu krabbeln. Dort bildete sich eine Gänsehaut. Nur gut, dass ihre Haare so lang waren und die Stelle verbargen.
    Sarah atmete auf, als sie wieder auf ihrem Platz war. Solch intensive Blicke hatte sie noch nie gespürt. Und so provozierend und so fordernd. Aber sie fühlte sich nicht belästigt, sondern geschmeichelt. Denn der Dunkelhaarige sah ungemein gut aus.
    Von Johannesburg fuhren sie nach Pretoria in das Hotel Burgerspark. Der Dunkelhaarige saß im Shuttle hinter ihr. Sarah rutschte tiefer in den Sitz, damit die Rückenlehne sie verbarg.
    Beim Empfangscocktail in der Hotelbar stellte sich der Dunkelhaarige vor, während Henry mit einem Manager von Mercedes Benz ein Fachgespräch führte.
    »Enrique Pasquada. Ich bin Werbefachmann. Meine Spezialität sind kurze Filmspots.«
    Ob er denn schon einen Preis gewonnen habe, wollte Sarah wissen. Als sei es ihm peinlich, darüber zu reden, gab Pasquada es zu. Und zwar den portugiesischen Marketingpreis. Er stamme aus Portugal.
    Sie stießen an, als Sarah ihren Mann auf sie zukommen sah. »Henry, das ist Enrique, Enrique, mein Mann Henry.«
    Die Männer nickten sich zu und taxierten einander. Henry, der sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, sah in Enrique in keiner Weise auch nur ansatzweise einen Gegner, den man vielleicht ernst nehmen musste. Seine Augen spiegelten diese Einschätzung wider.
    »Enrique ist Werbefachmann.«
    »Wie schön für ihn.« Damit war für Henry die Unterhaltung beendet. Er zog Sarah einfach mit sich zu einer Gruppe von Reisenden, mit denen man am anderen Tag gemeinsam zum Krüger Nationalpark fahren wollte.
    »Was wollte denn der Affe von dir?«, raunte Henry.
    »Der Affe hat gesprochen und mit mir geplaudert. Ein sehr charmanter Typ. Und intelligent.«
    »Donnerwetter, wie schnell du das beurteilen kannst.

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