Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
Vom Netzwerk:
gemacht.«
    »Henry, hör’ auf damit. Du tust mir weh.«
    »Und wie weh du mir get … get … getan hast, dass fragt n … nnnn … nnnn … niemand.« Er klopfte sich gegen die Brust. »Hier drin … drinnnn … drinnen ist auch ein Herz, da … daaa … das schlägt.«
    Im Spiegel sah Sarah, wie Henry hin und her schwankte. Und wie ihm der Speichel aus dem Mund tropfte, geradewegs auf ihr Haar. Dort vermischte er sich mit einer anderen Körperausscheidung ihres Mannes.
    »Na, wwww … wwww … wie oft hast du sch … scho … schon Geld genommen? Desha … haaa … haaa … deshalb bist du so sss … sss … selten zu Hause. Lässt dich von Wwww … Wildfr … Wildfremden bumsen. So wie von dem Por … Portuga … . Portugallo oder wie er haaa … haaa … heißt.«
    Sarah gelang es, sich aus Henrys Griff zu befreien. Sie sprang zur Seite und wollte das Bad verlassen. Henry schnappte nach ihr, konnte sie jedoch nicht fassen, dafür war er zu langsam. Aber er versetzte ihr einen Stoß, der sie in Richtung Badewanne taumeln ließ. Sarah, die sich bereits zur Tür gewandt hatte, fiel seitlich auf den Rand der Wanne, schlug dort mit der Hüfte auf, verlor das Gleichgewicht. Und weil der Boden glitschig war, rutschten ihr die Füße unter dem Körper weg. Hart landete sie mit dem Becken auf dem Fliesenboden.
    Sarah öffnete die Augen und erwachte aus der Vergangenheit. In ihrem Gesicht stand der Schmerz, den sie damals empfunden hatte. Und nicht nur der physische Schmerz.
    »Dein Mann ist ein Schwein«, kam trocken der Kommentar von Carmen.
    »Er hatte an diesem Abend viel getrunken.«
    »Was, du nimmst ihn auch noch in Schutz? Darf er denn in deinen Augen jemanden umbringen, wenn er viel getrunken hat?« Carmen sah sie entrüstet an.
    »Nein, das nicht. Selbstverständlich nicht.«
    »Na also. Dein Mann ist ein Schwein.«
    »Ich bin auch Schuld«, meinte Sarah. »Ich hätte mich nicht mit Enrique einlassen dürfen.«
    »Hat es dir gefallen?«
    Sarah nickte.
    »Und wärst du auch noch weiter gegangen?«
    »Ich weiß nicht«, wich Sarah aus. Aber sie wusste, dass sie sich vor einer Antwort drückte. Sie hätte wahrscheinlich alles mit Enrique getan.
    »Ins Bett mit ihm?«
    Sie zuckte mit der Schulter.
    »Sag mir, was war das für ein Gefühl mit Enrique.«
    Sarah drehte leicht den Kopf und überlegte. »Es ist schwer zu beschreiben. Ich habe zwar noch nie Rauschgift genommen, aber das Gefühl kam einem Rausch ziemlich nahe. Ich war in seinem Bann und konnte mich nicht mehr wehren. Er hatte Gewalt über mich, und ich ließ es zu. Ich wollte, dass alles so kommen sollte.«
    »Hast du seitdem wieder etwas Ähnliches empfunden?«
    Sarah zögerte. »Nein.«
    »Und wie ging es mit Henry weiter?«
    Sarah zuckte die Schulter und antwortete nicht.
    »Sarah, fällt es dir so schwer zuzugeben, dass Henry damals schon eure Beziehung, eure Ehe kaputt gemacht hat? Weil er sich so brutal und abstoßend gegeben hat, wie du es nie und nimmer für möglich gehalten hättest.«
    »Mag sein. Zumindest für eine Weile. Zwei Monate oder so, hatten wir Streit«, schwächte Sarah ab. »Es war schlimm, aber ich hatte noch Hoffnung. Henry war immerhin betrunken. Das kannst du nicht so …«
    »Ich kann es nicht mehr hören, wie du Henry entschuldigst. Aber lassen wir das. Wenig später hatte er dich wieder so weit, dass du seinen Beteuerungen glaubtest. War es nicht so?« Ohne eine Reaktion von Sarah abzuwarten, sprach Carmen weiter: »Was war mit Enrique? Hast du ihn noch mal gesehen?«
    »Zwei Tage später auf dem Flugplatz. Als er Henry und mich erkannte, ließ er seinen Flug umbuchen. Er hätte in der gleichen Maschine wie wir fliegen sollen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie peinlich mir das war.«
    »Und Henry feierte es als Sieg.«
    »Mir ist nach einem Cognac.« Sarah stand auf, und Carmen rief hinterher: »Für mich auch einen.«
    Sie tranken schweigend. Carmen, die Sarah von der Seite beobachtete und jede Regung in ihrem Gesicht mitbekam, bemerkte, dass sie sich schämte. Für ihren Mann und für sich.
    »Typisch Frau. Dein Mann ist das Schwein, und du fühlst dich schuldig. Mir ging es genauso. Und dann suchst du Hunderte von Ausreden und Entschuldigungen, um dieses Schwein auch noch zu decken, wenn er nicht zum Dienst erschien oder irgendwo mit seiner Tussi auf eine Matratze verschwunden war. Verdammt, was war ich blöd.«
    »Ich bin jetzt nicht mehr blöd, Carmen. Ich weiß was ich tue.«
    Carmen schien skeptisch zu sein.

Weitere Kostenlose Bücher