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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Miesepeter lasse ich mir doch diesen Geburtstag nicht durch die Lappen gehen. Soll er nur zu Hause schmollen.«
    »Krach, was?«
    »Ja.« Sie hakte sich unter. »Wollen wir etwas trinken?«
    Henry war nicht abgeneigt, Susi zog ihn auf die Seite und kam mit zwei Glas Sekt zurück. Oder war es doch Champagner?
    »Henry, wenn du ein Problem hast, dann kannst du ruhig mit mir darüber reden«, bot sich Susi an.
    Henry schien nicht zugehört zu haben. Und als sie ihr Angebot wiederholt hatte, sagte er: »Susi, mein einziges Problem bist im Augenblick du. Weil du mir auf den Geist gehst.«
    Susi verzog sich, Henry trank und starrte und stierte und trank. Ludevik stellte sich neben ihn.
    »Du suchst nach der falschen Lösung, mein Freund.«
    Henry betrachtete sein Glas, als sei es der Trog der Weisheit. »Aber sie gefällt mir. Im Kopf schwimmt alles, es ist so schön dumpf, du wirst müde und schläfst gut ein. Und am anderen Tag hast du vieles vergessen. Das nenne ich eine schöne Lösung.«
    »Darf ich dir einen Rat geben?«
    »Du bist der einzige, der mir einen geben darf. Die anderen kotzen mich an. Ekelhaft. Diese Wichser und Schmarotzer. Guck nur, wie sie uns beobachten und geifern.«
    Ludevik schaute sich im Saal um. »Verreise. Mache Urlaub. Mindestens zwei Wochen. Norta ist ein guter Geschäftsführer, der schmeißt den Laden. Fahr also in Urlaub. Am besten ganz weit weg. Südsee oder so. Florida.«
    Henry grinste.
    »Heißt das, du bist einverstanden?«
    Er verneinte.
    »Und warum grinst du so?«
    »Norta, mein Geschäftsführer. Er ist wirklich gut. Je weniger ich tue, desto mehr steigt unser Umsatz. Mein Geschäftsgeheimnis habe ich ganz klar erkannt: Es ist die Kunst des Weglassens. Ich lasse mich weg, schon läuft es. Hoffentlich kommen auch mal die Politiker drauf. Prost.«
    Ludevik war, obwohl Henry sehr viel getrunken hatte, beruhigt über die Art, wie er sich gab. Sein Verstand funktionierte noch ausgezeichnet, trotz des Alkohols.
    »Was machen deine Träume?«
    Henry wackelte mit dem Kopf. »Der Alkohol hilft. Manchmal bin ich zu betrunken, um träumen zu können. Und dann auch wieder zu müde.«
    »Ich habe gehört, Sarah hat auch getrunken?«
    Ludevik hatte kaum ausgesprochen, als er merkte, einen fatalen Fehler begangen zu haben. Henry erstarrte, richtete sich auf, biss die Lippen zusammen und warf das Glas gegen die Wand. Wie von Sinnen fauchte er den Psychologen an: »Du Dreckschwein, nimm nie wieder das Wort Sarah in den Mund.
    Und vor allem behaupte nie wieder, dass sie getrunken hat. Sarah war eine feine Frau, die beste auf der Welt, du hättest ihr noch nicht einmal die Füße küssen dürfen.«
    Ludevik wollte Henry beschwichtigen und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Fass mich nicht an«, schrie er. Mittlerweile hatten alle mitbekommen, was sich abspielte. Die Gespräche verstummten, und die Gäste drehten sich in Henrys Richtung, um das Schauspiel besser verfolgen zu können.
    Und dann wandte sich Henry an die Anwesenden. »Was glotzt ihr so? He, was glotzt ihr so? Ihr kennt mich doch. Oder wollt ihr wissen, wie es mir geht? Ob ich um meine Frau trauere? Sie ist doch erst einen Monat tot, und schon gehe ich wieder auf einen Geburtstag. Stört euch das? Soll ich mich zu Hause einschließen?« Henry lachte irr und deutete auf einen Mann. »Mein lieber Boris. Boris Hennekämper. Du mit deinem Eisenwarenlädchen. Wenn ich dich so anschaue, dann bist du auch schon tot. Kein Lebender kann so aussehen. Und dein Laden ist wie ein Beerdigungsinstitut. Nur Tote kommen zu dir. Und du legst sie alle in den Sarg und verschacherst sie. Aber vorher drehst du alle Schrauben raus, damit du sie noch ein zweites Mal verkaufen kannst. Boris, Boris, du bist tot und weißt es nicht. Du Glücklicher.«
    Ludevik gelang es, Henry hinaus zu geleiten und in ein Taxi zu setzen.
    »Was brauche ich ein Taxi, da drüben auf dem Berg wohne ich«, beschwerte sich Henry und zeigte auf die andere Saarseite neben die Burg. »Da wohne ich.«
    »Ich weiß. Henry, wenn wieder ein Traum kommt, rufe mich bitte an. Versprichst du das?«
    Zwei Tage später wurde die Polizei gerufen. Nachbarn beschwerten sich über den Lärm auf dem Grundstück des von Rönstedt. Jemand fahre wild mit dem Auto auf und ab und es gäbe laufend Fehlzündungen. Das knalle dann wie Gewehrschüsse.
    Als die Beamten an dem schmiedeeisernen Tor ankamen, sahen sie Autoscheinwerfer, die zwischen den Bäumen tanzten.
    Da niemand auf ihr Klingeln aufmachte,

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