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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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wollen, dann helfe ich ihnen auch, Ordnung zu machen und zu finden. Ordnung ist eine Lebenseinstellung. Ordnung ist, so wie bei mir, ein Teil von mir selbst. Ist die Straßenkarte meiner Persönlichkeit … oder so.«
    »Interessant.« Ludevik war über das Papier gebeugt und man hörte schwach das Schaben des Stiftes. »Ungewöhnliche Einstellung, Henry, wirklich ungewöhnlich. Und wie ist das mit deiner Kleidung?«
    Henry zuckte mit der Schulter. »Was soll damit sein?«
    »Immer, wenn ich dich gesehen habe, warst du so überaus korrekt gekleidet.«
    »Ist da was Falsches dran?«
    »Nein.«
    »Vergiss bitte nicht, ich bin Geschäftsmann und repräsentiere eine Automarke. Eine weltbekannte Automarke.«
    »Ist mir schon klar. Ging das einher? Ich meine die Ordnung und das korrekte Ankleiden?«
    »Eines gehört zum anderen«, wurde er von Henry belehrt. »Du kannst nicht nur in einem Bereich deines Lebens ordentlich sein. Wenn, dann in allen. So etwas ist angeboren.«
    Ludevik sah es anders, aber das behielt er für sich. »Und wie hat sich das geäußert?«
    »In meiner Kleidung?«
    »Ja, ich meine die Ordnung und deine Kleidung.«
    »Reinlichkeit und Ordnung und Kleidung gehören zusammen. Ich habe jeden Tag mindestens ein frisches Hemd angezogen, später zwei. Und ich dusche mehrmals täglich. All meine Anzüge sind säuberlich gebürstet und gebügelt in meinem Kleiderschrank.«
    »Du hast sie der Reihe nach aufgehängt?«
    »Ja, von hell nach dunkel.«
    »Mit den Schuhen das Gleiche?«
    »Richtig.« »Und Socken und Unterhosen?«
    »Auch. Aber nicht von hell nach dunkel. Ich habe nur helle Unterhosen, genauer gesagt weiße, aus Baumwolle, die man kochen kann. Oder zumindest mit neunzig Grad wäscht. Erst dann gehen alle Keime kaputt und die Unterwäsche ist auch wirklich sauber.«
    »Bist du von selbst darauf gekommen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Oder hat das deine Mutter gesagt?«
    Henry überlegte. »Ja, kann sein«, gab er zu. »Kann sein. Keime muss man töten, sonst töten sie einen, hat sie immer gesagt.«
    »Wie oft wäschst du dir am Tag die Hände?«
    »Sehr oft.«
    »Kannst du es genauer sagen?«
    »Och, nach der Toilette sowieso, wie sich das gehört, und eigentlich immer, wenn ich etwas angefasst habe.«
    »Etwas Schmutziges?«
    »Etwas angefasst habe«, verbesserte Henry.
    »Auch, wenn du einem die Hand gibst?«
    Henry nickte. »Aber natürlich. Schon als Kind. Weiß ich denn, was der andere vorher angefasst hat?«
    »Bei jedem? Machst du das bei jedem? Egal, wer dir die Hand gibt? Auch bei Freunden und Bekannten? Auch bei mir?«
    Henry gab sich ausweichend. »Bei Mami und Papa nicht.«
    »Und Sarah?«
    »Bei ihr später auch nicht mehr.« Henry wurde unruhig.
    »Später heißt, danach nie mehr?«
    Henry antwortete nicht.
    »Habe ich das richtig verstanden?«
    Henry druckste herum. »Als Sarah vor einem Jahr so unordentlich wurde, da habe ich mir wieder die Hände gewaschen.«
    Während Ludevik anschließend, Henry war länger als eine Stunde geblieben und hatte sich vieles von der Seele geredet, wie er meinte, seine Unterlagen überflog, wurde er immer nachdenklicher. Besonders, als er wieder die Passage entdeckte, in der Henry über Frauen sprach. Sarah sei nicht so ordentlich gewesen wie er. Deshalb habe es Spannungen gegeben. Außerdem habe sie nur ein-, höchstens zweimal am Tag geduscht. Und auf die Frage, ob ihn das gestört habe, hatte Henry geantwortet: Nicht immer. Aber wenn wir intim wurden, dann schon. Mit der Zeit habe Sarah das gemerkt und immer vorher geduscht. Besser gesagt gebadet. Sarah habe gerne gebadet und sich dabei entspannt.
    Henry hatte auch zugegeben, dass er schon sehr früh bei den ersten Kontakten mit Mädchen auf Reinlichkeit geachtet habe. Das sei ihm von seiner Mutter so beigebracht worden. Und darüber sei er auch froh. Ein frischer Atem sei doch was Feines. Oder wenn eine Bluse nach Stärke rieche, die Haare dufteten.
    Kurz darauf, so erinnerte sich Ludevik, wollte er von Henry wissen, ob er auch oft geduscht habe, wenn etwas Unangenehmes vorgefallen sei. Zuerst hatte Henry sich vor einer Antwort gedrückt, es dann aber doch zugegeben. Anschließend habe er sich unbelasteter gefühlt und auch sauberer und freier und leichter. Er habe einfach das Unangenehme weggespült.
    »Auch wenn du mit Sarah Streit hattest?«
    »Ja, besonders dann. Ich habe mich anschließend viel freier gefühlt.«
    »Und Sarah war dadurch stets am Streit schuld gewesen.«
    »Sarah war immer

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