Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood

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etwas genauer an, bevor ich sie an Bord lasse.«
    Er stieß den pfeifenden Ruf eines am Strand nächtigenden Austernfischers aus und erhielt denselben Ruf als Antwort. Gleich darauf erschien das Boot am Kai, drehte kurz bei und war wieder fort, kaum dass der letzte Passagier an Bord war.
    »Nehmt Kurs auf die Heimat, Jungs, Kurs auf die Heimat!«
    Die Mannschaft sang mit leisen Stimmen, als sie in den Wind drehten, und rauhe Hände reichten aus der Kombüse unter Deck Näpfe mit Eintopf für alle herauf.
    »Ihr kennt die Regeln auf diesem Kutter, Jungs«, sagte Riff, als das Boot über die Wellen der unruhigen See tanzte. »Wer reihert, putzt selber auf.«
    »Wissen wir«, sagten die Nordländer wie mit einer Stimme.
    Slew sagte nichts.
    Das Essen war gut, und ihm war in seinem ganzen Leben noch nie schlecht geworden, weder auf einem Boot noch irgendwo sonst. Aber der Stein drückte auf sein Gemüt, verdüsterte seine Laune, trübte seine Gedanken.
    Das Boot nahm Fahrt auf. Er blieb an Deck und ließ sich Wind und Gischt ins Gesicht peitschen.
    »Witold Slew, was bedrückt Sie?«, fragte Borkum Riff.
    »Die kommenden Tage und Wochen dieses merkwürdigen Sommers«, murmelte Slew, »und die Jahreszeiten danach.«
    »Rauhe Zeiten«, sagte Riff. »Hier draußen sehen wir große und kleine Wellen, und das Wetter. Aber was wir nicht sehen können, spüre und höre ich im Bauch meines Bootes. Es hat überall an Land und unter dem Meer Erdstöße und Beben gegeben, und an einem der nächsten Tage wird es auch Sie und mich treffen.«
    Slew wurde schlecht.
    Er krümmte sich im Wind. Drei Dinge wusste er.
    Dass er den Stein nicht hätte stehlen sollen.
    Dass Master Brif ihn so leicht durchschaut hatte, wie Sonnenlicht Glas durchdrang.
    Dass der Stein Thwart gewogen gewesen war, weil er Mut bewiesen und den Tod nicht verdient hatte.
    Slew krümmte sich unter ungewohnten Zweifeln. Am liebsten hätte er seine Kleider, den Stein und alles von sich geworfen, wie um wieder rein zu werden. Sein Kopf schmerzte, seine Augen pochten,sein dunkler Knüppel war nur ein Stück Holz, sein Leben ein Strohhalm im Wind.
    »Gehen Sie unter Deck«, befahl Riff. »Wir geraten gleich in rauhe See.«
    Slew umklammerte die Reling und erbrach sich über Bord.
    Ein Besatzungsmitglied lachte, die anderen begannen trotzig gegen das schlechte Wetter anzusingen.
    Einer raunte einem anderen mit rauher Stimme zu: »Der Skipper sagt, er sei unsere Zukunft? Mag sein, aber kotzen tut er genauso wie jeder andere!«
    »Gehen Sie unter Deck und versuchen Sie zu schlafen«, sagte Riff leise. »Wenn wir erst an der Heimatküste sind, sieht die Welt wieder anders aus.«

33
TITEL UND PLÄNE
    J acks Rückkehr nach Brum und seine Ansprache bei Brifs Bestattung änderten alles.
    In der Stadt, die schon so lange in der Furcht vor der Vergeltung der Fyrd lebte und von Erdbeben demoralisiert war, keimten neue Hoffnung, Zuversicht und der Glaube, dass man der Fyrd standhalten und sogar den Stein zurückholen konnte.
    In Festoon und Brunte hatten die Bürger einen zivilen und einen militärischen Anführer, denen sie vertrauen konnten und die, nachdem sie ihre Unstimmigkeiten beigelegt hatten, in der Lage schienen, einträchtig zusammenzuarbeiten.
    Sie kämpften für eine gerechte Sache, wenn sie versuchten, den gestohlenen Stein von ihrem Erbfeind zurückzuholen.
    In Jack und Bedwyn Stort hatten sie eine neue Generation von Anführern, die sie gerne unterstützten. Ersterer stand für den Kampfgeist der Brumer, Letzterer verkörperte ihre Eigenständigkeit, Freiheitsliebe und gelegentliche Verschrobenheit. Für diese Eigenschaften wurde Stort ebenso geliebt wie früher Brif.
    Jacks spontaner Vorschlag, unverzüglich nach Bochum aufzubrechen und den Stein zurückzuholen, stieß auf kluge Einwände vonseiten Festoons und Bruntes und wurde abgeändert. Aber nur leicht.
    Nach einem spontanen Kriegsrat, der neben der Glut von Brifs Scheiterhaufen abgehalten wurde und sich bis zum Morgengrauen hinzog, willigte Jack schließlich ein, den Aufbruch bis zum folgenden Abend zu verschieben. Somit blieb genug Zeit, die Ausrüstung für die Mission bereitzustellen und Informationen über Bochum, seine Stollen und seine Bewohner zusammenzutragen.
    »Wenn Sie dort sind, werden Sie jede Hilfe brauchen, die Sie bekommen können«, sagte Brunte. »Nur drei von uns, meine Wenigkeit,Feld und Backhaus, kennen die Hyddenstadt Bochum. Ich muss hierbleiben und Backhaus auch. Aber Feld hat