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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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dieses erste gemeinsame Abenteuer hinführt und ob uns der Titel Brüder Vorteile bringt.«
    Sie erreichten Maldon in den Abendstunden, in denen die Trauerfeier für Brif zu Ende ging. Die Flut kam schnell, und der Dammweg, der das Festland mit den Inseln verband, wurde bereits von einer starken Meeresströmung überspült.
    Die Nordländer waren ganz in ihrem Element. Sie marschierten ohne Murren und trugen Slews schweren Rucksack auf der gesamten Strecke über den Köpfen.
    Auch Slew bekümmerten solche Erschwernisse nicht.
    Als sie auf der anderen Seite ankamen, fegte ein frischer, kalter Wind über die grasbewachsenen Dünen, obwohl Sommer war.
    »Ein heißer Trunk würde uns jetzt guttun«, sagte Slew. »Aber ich möchte auf die andere Seite der Insel, damit wir bei Hochwasser amKai bereitstehen. Der Mond nimmt bereits ab, und ich bezweifle, dass unser Boot über die heutige Nacht hinaus auf uns warten wird.«
    Als sie den Kai erreichten, an dem Slew bei seiner Ankunft ausgestiegen war, sahen sie keine Spur von einem Boot. Auch kein Licht oder dergleichen.
    »Horcht!«, sagte Bjarne.
    Irgendwo draußen auf dem dunklen Wasser schlug ein Tau gegen einen Mast.
    Sie entzündeten ein kleines Feuer und schirmten es so ab, dass die Flammen nur von der See aus zu sehen waren, als Zeichen ihrer Anwesenheit.
    »Wir haben Seegang, eine Strömung und drehenden Wind«, sagte Harald. »Keine leichten Bedingungen. Sind Sie sicher, dass Sie abgeholt werden?«
    »Mein Kapitän ist keiner, der Leute im Stich lässt.«
    »Wie heißt er?«
    Slew hatte noch nichts über das Boot oder seinen Skipper preisgegeben.
    »Würde euch ein Name denn etwas sagen?«
    »Einige schon«, antwortete Harald. »Wir kennen die Kapitäne, die die Häfen im Norden anlaufen, aber hier gibt es nur drei, die erwähnenswert sind.«
    Slew wartete.
    »Sneek Larsson, Beda Hoorne und ... nun ... ich vermute, Sie kennen den dritten.
    »Vermutlich«, sagte Slew.
    »Falls er es nicht ist, hätten wir auch nichts dagegen«, knurrte Bjarne.
    »Wer ›er‹?«
    »Dieser Bastard Borkum Riff.«
    »Was habt ihr gegen ihn? Er ist der beste lebende Seemann auf der Nordsee.«
    »Hm«, brummte Bjarne, »das behaupten die Leute, aber in einem Sturm und vorausgesetzt, sie hat einen oder zwei Krüge intus, würde ich mein Geld auf Beda Hoorne setzen. Was Riff angeht ...«
    Bjarne spuckte ihnen seine Meinung vor die Füße.
    »Er hat uns einmal an der einsamen Küste von Ferkingstad ausgesetzt.Wir hatten nur Wegzoll für die Durchfahrt von ihm verlangt. Hat gesagt, wir seien nicht besser als Piraten und unsere Wurd werde uns schon schützen, sofern wir überhaupt eine hätten. Es war eisig kalt. Wir haben geschworen ... was haben wir noch mal geschworen, Harald?«
    »Den Mistkerl auszunehmen und zu häuten wie einen Kabeljau und dann zum Trocknen in den Wind zu hängen.«
    Die beiden lachten. Slew nicht, denn hinter ihnen war der Schatten eines Hydden aus der Dunkelheit aufgetaucht, eine Sturmlaterne in der Hand.
    »Und wollt ihr das noch immer?«, fragte eine barsche Stimme. »Mich ausnehmen und häuten?«
    »Beim Spiegel«, rief Harald und griff nach seinem Knüppel. »Riff höchstpersönlich.«
    Er war es tatsächlich, zum Schutz vor dem Nachtwind in einen dicken, dunklen Mantel gehüllt. Er öffnete den Schirm seiner Laterne, damit sein Gesicht angestrahlt wurde. Es war unmöglich zu sagen, ob er grinste oder nur die Augen im Wind zusammenkniff. Sein Bart war so schwarz wie die Nacht.
    Slew hielt Harald am Arm fest, und Bjarne auch.
    »Das sind Freunde von mir«, sagte er, »deshalb schlage ich vor, wir reichen uns die Hand, ehe wir aufbrechen. Was immer geschehen sein mag, lassen wir es auf sich beruhen. Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun, als zu streiten, noch bevor ein Segel gesetzt ist.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass es die beiden mal an diese Küste verschlagen würde«, sagte Riff. »Aber solange sie hier keinen Wegzoll verlangen, bin ich bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und euch zu einem Fischeintopf einzuladen, der uns von allem alten Groll befreien und euch die Eingeweide wärmen wird.«
    »Angebot angenommen«, sagte Harald. Im Dunkeln drückten sie einander herzhaft die Hand.
    »Wieso Sie sind an Land?«, fragte Slew. »Wir dachten, wir hätten Ihr Boot draußen auf dem Wasser gehört.«
    Riff schmunzelte.
    »Ich habe mir gedacht, dass Sie in Begleitung wiederkommen würden. Ich sehe mir Passagiere, die meine Dienste in Anspruch nehmen wollen, gerne

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