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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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und den Gerüchen und Geräuschen nach zu urteilen, war die Wiese ein Stück Brachland inmitten eines riesigen, menschlichen Großstadtdschungels.
    »Keiner rührt sich«, sagte Jack sofort. Zumindest schienen sie hier sicher zu sein, als wären sie aus einem bestimmten Grund hierher gelangt und als hätte dieser Grund mit dem Ort selbst zu tun.
    Er stand als Einziger auf. Der Knüppel lag gut in seiner Hand und fühlte sich lebendig an, als sage ihm die Wiese zu.
    Es gab kaum Licht in der Nähe, und selbst als Jack aufstand, zog er keines auf sich. Aber den Himmel über ihm erhellte fahler Großstadtschein, und in allen Richtungen, so weit das Auge reichte, sah er beleuchtete Straßen, große wie kleine, Wohnblocks, moderne Bürohäuser, Fabrikschornsteine, Hochgeschwindigkeitszüge, Kanäle und, über allem, Flugzeuge, hier, dort, überall.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Wir befinden uns im Niemandslandzwischen einem Kanal und einem Fluss. Niemand hat uns bemerkt. Vorläufig sind wir sicher.«
    Gleichmäßiges Verkehrsrauschen erfüllte die Luft, gelegentlich unterbrochen vom Rattern eines beschleunigenden Zuges und mindestens einmal vom lauten Tuten eines Schiffshorns, das vom Kanal herüberdrang.
    Als Jack mit Katherine, Festoon und dessen Küchenmeister Parlance durch die Tür des Frühlings getreten war, hatten sie sich auf dem Waseley Hill wiedergefunden, ein paar Meilen von Festoons Residenz entfernt. Aber dies hier sah nicht nach Brum aus, nicht einmal nach Englalond.
    »Es hat keinen Sinn, loszumarschieren, solange wir nicht wissen, wo wir sind«, sagte Jack. »Hat jemand eine Vermutung?«
    Der Einzige, der nicht den Kopf schüttelte, war Feld.
    »Die Gegend kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte er.
    »Noch etwas«, fuhr Jack fort. »Wir sind hier mitten in der größten Stadt, die ich jemals gesehen habe, und trotzdem habe ich ein gutes Gefühl. Als wäre unsereiner schon mal hier gewesen.«
    Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und Barklice sagte: »Ich werde mich ein wenig umsehen ...«
    Jack bedeutete den anderen mit einem Nicken, ihn gehen zu lassen. Wenn es einen Hydden gab, der herausfinden konnte, wo sie sich befanden und welche Richtung sie einschlagen mussten, dann Barklice.
    Er ging langsam über die Wiese zu einer Art Stein.
    Bei dem Stein angekommen, ging er um ihn herum, trat näher an ihn heran, betrachtete ihn, betastete ihn und kehrte dann zurück.
    »Von Menschen gemacht. Es steht etwas darauf geschrieben, aber in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Stort, Sie sind der Sprachgelehrte, übernehmen Sie das.«
    »Feld, begleiten Sie ihn. Stort hat die Angewohnheit, sich zu verlaufen.«
    Doch allzu große Sorgen machte sich Jack deswegen nicht. Er hatte das deutliche Gefühl, dass sie hier richtig waren, dass sie hier und nirgends sonst die Suche beginnen sollten.
    Es hatte den Anschein, als hätte der Spiegel aller Dinge sie in seiner Weisheit und im Wissen um die Art ihrer Suche genau an der richtigen Stelle abgesetzt.
    Stort trat dichter an den Stein heran, als Barklice es getan hatte, und Feld wich ihm nicht von der Seite.
    »Beim Spiegel!«, rief er schon nach kurzer Prüfung. »Wir sind nicht in Englalond, sondern in Deutschland.«
    Feld lachte erleichtert auf. »Und nicht nur in Deutschland, Stort, sondern im Rheinland, und zwar in einem sehr, sehr speziellen Teil. Einem Teil, den ich zufällig kenne ...«
    »Was steht auf dem Stein?«
    »Ich werde es vorlesen«, sagte Feld. »Es handelt sich um einen Gedenkstein, den Menschen aufgestellt haben ... Hier wurde 1963 bei Baggerarbeiten im Rhein-Herne-Kanal ein Neandertalerrastplatz (180 000 Jahre alt) entdeckt ...«
    Feld verstummte, Stort stand wie erstarrt.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Barklice mit leiser Stimme.
    Die beiden kehrten zurück.
    »Das bedeutet«, erklärte Stort, »dass dieser Ort sehr alt ist und dass wir auf heiligem Boden stehen. Es ist eine Begräbnisstätte.«
    »Außerdem sind wir nur wenige Meilen vom Eingang zur Hyddenstadt Bochum entfernt«, sagte Feld. »Ich bin ein Narr, dass ich nicht gleich erkannt habe, wo wir sind, denn als Kind wurde ich hierher gebracht.«
    »Aus dem, was Sie vorgelesen haben, habe ich das Wort Neandertaler herausgehört«, sagte Jack leise. »Waren das nicht die Ersten unserer Art?«
    Sein Knüppel schimmerte, die Schnitzereien knisterten in blauem Licht.
    »Das waren Riesengeborene«, antwortete Stort, »aus denen Menschen und Hydden

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