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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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innerhalb von Minuten die Orientierung. Darum meine Freunde ...«
    In geduckter Haltung suchten sie sich einen höher gelegenen Punkt, der einen Überblick über die Umgebung bot. Im Licht der aufgehenden Sonne erstreckte sich vor ihnen eine Industriebrache, bestehend aus alten Zechen, abgerissenen Fabriken, Stahlhütten, den Überresten riesiger Schornsteine, Buschland und wenig mehr.
    »Bochum liegt darunter«, erklärte er. »Jetzt schauen Sie nach rechts ...«
    »Nach Süden«, sagte Barklice unwillkürlich, »nach dem Stand der Sonne ...«
    Feld nickte.
    »Was sehen Sie?«
    »Einen Schutzzaun.«
    »Was noch?«
    »Dahinter?«
    »Ja.«
    »Nichts außer ... ich kann es nicht erkennen«, sagte Stort.
    »Jack?«
    »Nur Vögel, die am Himmel ihre Kreise ziehen ... Möwen?«
    »Möwen und Krähen«, bestätigte Feld. »Was Sie dort sehen, ist die größte Müllhalde der Gegend. Riechen Sie es nicht?«
    Doch, ein schwacher Geruch stieg ihnen in die Nase, beißend, süßlich, widerlich.
    »Ein Glück für uns, dass wir den Wind im Rücken haben. Also, der wichtigste Ort in Hyddenbochum ist die große Halle, von der sternförmig vier Gänge abgehen. In diesen Gängen, deren Mittelpunkt die Halle bildet, wird ein Großteil der Geschäfte des Reichs getätigt.
    Die Halle tritt genau in der Mitte der Müllkippe, auf die wir blicken, an die Oberfläche, aber das ist kaum zu erkennen. Wirklich zu sehen ist nur das Fundament eines abgerissenen Gebäudes. Es dient der Halle als Dach, komplett mit hohen Fenstern. Menschen kommen nie in die Nähe. Das ganze Areal ist verseucht und deshalb abgesperrt. Gelegentlich wird auf der Müllkippe von Menschen mit Schutzmasken noch gewöhnlicher Müll abgeladen. Aber das Fundament liegt ganz in der Mitte, wo nie Menschen hinkommen. So ... wir steigen jetzt hier in die Tunnel ein und begeben uns zu einem der großen Gänge, die zur Halle führen. Hoffen wir, dass keiner verlorengeht.«
    »Aber können wir nicht entdeckt werden?«
    Feld schüttelte den Kopf.
    »Bochum liegt zwar unter Industriebrachen und giftigen Müllkippen, aber sonst unterscheidet es sich nur wenig von anderen Hyddenstädten. Jeder kann hinein – nur nicht so leicht wieder hinaus. Wer hinein will, wird nicht kontrolliert, nur wer hinaus will. Und nach dem, was ich vorhin gehört habe, findet heute ein Markt oder dergleichen statt. Die Stadt ist sehr belebt. Gehen wir.«
    Sie schlüpften hinein, zogen das Gitter zu, und sofort wich das Rauschen der Menschenstadt draußen den leiseren Geräuschen der Hyddenstadt darunter, hauptsächlich Stimmen und Fußgetrappel.
    »Die Erinnerungen, die ich aus der Zeit nach meiner Kindheit an diesen Ort habe, sind nicht die besten, deshalb lassen Sie uns die Sache möglichst kurz und schmerzlos hinter uns bringen, Jack. Barklice, geben Sie mir die Karte.«
    Sie gingen durch die Röhre, bis sie ein trockenes Plätzchen fanden.
    »So, wir sind auf der sogenannten Ebene 1. Ebene 2 mit der Großen Halle liegt unter uns, und die Zugänge müssten irgendwo hier sein ...«
    Er deutete auf ein paar Punkte auf der Karte.
    »Wie Sie hören können, herrscht allerhand Betrieb – wie immer in den Tagen um die Sommersonnenwende. Dies ist das Marktviertel der Stadt, vielmehr eines davon. Gardisten sorgen für Ordnung wie die Knüppelmänner in Brum, aber normalerweise geht es ganz zwanglos zu. Sie werden uns für Marktbesucher aus einer Stadt in der Umgebung halten. Überlassen Sie mir das Reden.«
    »Spricht man hier Englisch?«, fragte Jack.
    »Deutsch und Englisch«, antwortete Feld.
    Sie gingen rasch weiter, obwohl sie erschöpft waren und sich nach einer Pause sehnten.
    Die feuchtkalte Treppe, die sie hinabstiegen, mündete in eine hell erleuchtete Halle, die von Leuten wimmelte.
    »Da entlang«, sagte Feld.
    Vor ihnen wölbte sich ein offenes Tor, neben dem ein paar gelangweilt aussehende Gardisten standen. Wie von Feld angekündigt, kontrollierten sie nur Leute, die herauskamen.
    Sie mischten sich unter die Menge und gelangten zusammen mitein paar anderen an das Tor. Die Wächter schauten kaum auf, als die Gruppe an ihnen vorbeiging. Sie atmeten erleichtert auf.
    »Sehen Sie«, sagte Feld. »Ein Kinderspiel.«
    Hinter ihnen erklang ein Krachen, dann lautes Rufen. Aus irgendeinem Grund hatten die Wächter das Tor geschlossen. Die Gruppe eilte weiter, bog um eine Ecke und sah sich unvermittelt sechs Fyrd gegenüber, die eine Reihe bildeten und ihnen den Weg versperrten. Alle waren bewaffnet, zwei

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