Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood

Vom Netzwerk:

hervorgegangen sind, durch Blut und Tat. Sie waren die Urväter der Sterblichen. Und im Gegensatz zu dem, was auf dem Stein steht, ist dies nicht einfach nur ein Rastplatz. Ich habe davon gehört. Dies ist ein Ort, an dem einer der Großen begraben liegt. Deine Vorfahren waren hier, Jack, und das ist der Grund, warum wir hierher geführt worden sind.«
    Jack wurde ganz still, und die anderen auch. Er fühlte sich mit der Erde und der Vergangenheit verbunden, jedoch sehr gegenwärtig im Hier und Jetzt.
    »Wir sollten nicht vergessen«, sagte er, »dass Menschen diesenOrt geehrt haben. Wie immer er hieß, der hier begraben liegt, sein Geist ist jetzt bei uns. Wir wollen ihm unseren Respekt erweisen, bevor uns Feld zeigt, welchen Weg wir einschlagen müssen.«
    Sie erhoben sich schweigend und in dem Gefühl, dass dies ein denkbar gutes Omen war. Ein Riesengeborener führte sie, und ihr Ausgangspunkt war die letzte Ruhestätte eines seiner Urahnen. Dieses Wissen bestärkte sie in ihrer Entschlossenheit, in den kommenden Tagen zu tun, was getan werden musste, und das umso mehr, als sie mit eigenen Augen sahen, wie sehr sein Knüppel erfüllt war von der Macht der Vergangenheit.
    »Manche sagen«, bemerkte Stort, »dass ein Geist, besonders ein weiser, jahrhundertelang an einem Ort verweilt, um den Nachfolgenden zu helfen. Erst wenn ein Großer kommt und ihn freisetzt, kann er seine Reise in dem Wissen fortsetzen, dass ein anderer sich darum kümmern wird, die Aufgaben der Sterblichen zu erfüllen.«
    »Dennoch bezweifle ich«, sagte Feld, und keineswegs leichthin, denn der Ort und die Nacht hatten einen feierlichen Ernst, »dass ein Geist nach 180 000 Jahren noch hier wäre, es sei denn, er war ein wirklich Großer und wartet auf einen anderen, der ebenso groß ist.«
    »Sei es, wie es sei«, sagte Jack. »Wir werden ihn auf jeden Fall mit einem Feuer ehren.«
    In einem Abfalleimer fand er eine Zeitung, gab jedem ein Blatt zum Zerknüllen und setzte mit einem einzigen Streichholz alle in Brand. Dann legte er sein Papierknäuel auf den Boden und forderte die anderen auf, ihre dazuzulegen. »Wir halten die Flamme am Leben, bis wir uns hier in einem Geist vereint haben. So will es der Brauch.«
    Er konnte nicht sagen, woher er das wusste, doch er fühlte in sich denselben Antrieb, den er in jener Nacht gespürt hatte, als Judith geboren worden war und er den Göttern ein Opfer dargebracht hatte.
    Die Flamme schoss empor, als Barklice, dann Stort und schließlich Feld ihre Knäuel dazulegten.
    »Wir ehren dich«, sprach Jack und legte eine letzte Papierkugel auf die brennende Asche der anderen.
    Als er sich wieder aufrichtete und in die Flamme blickte, zitterte sein Knüppel. Die Flamme am Boden, deren Leben fast erloschen war, loderte auf. Sie wurde heller, blauer und immer größer, sodass sie alle einen Schritt zurücktraten.
    Dann tanzte das Licht wieder über die Schnitzereien des Knüppels. Es sprang laut knisternd in ihrem Kreis von einem zum anderen, bis die Flamme am Boden größer war als Jack und seine Gefährten. Dann schoss sie zischend in den Himmel und entfachte dabei einen Wind, der ihre Haare und Mäntel bauschte. Wie ein gewaltiger Blitz zuckte sie über den Horizont, nach Norden und Süden, und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
    Jack stand da wie gelähmt, die anderen um ihn herum voller Ehrfurcht.
    »Wir ehren dich«, sagte er noch einmal und fügte hinzu: »Ein Großer ist heute Nacht endgültig in den Spiegel zurückgekehrt. Lasst uns seiner gedenken, wenn wir die Steine des großen Beornamunds suchen, was nun unsere Aufgabe ist.«
    Sie verharrten noch eine Weile schweigend, dann befahl Jack General Feld, ihnen den Weg zu weisen.
    »Das werde ich, Knüppelmeister!«
    Feld erklärte, dass sie sich zwischen dem etwas nördlich von ihnen verlaufenden Fluss Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal im Süden befanden. Beide Wasserstraßen verliefen in ost-westlicher Richtung, und Feld führte sie nach Osten, an der schmaleren Emscher entlang.
    Sie war keineswegs das, was Hydden gewöhnlich unter einem Fluss verstanden, sondern ein von Menschenhand befestigter und begradigter Wasserlauf, den steile, begrünte Uferböschungen säumten und den dann und wann eine Brücke überspannte. Sie sah eher wie ein überdimensionaler Abwassergraben aus.
    Die künstliche Beleuchtung war nicht sehr hell, sodass sie keine Mühe hatten, den Menschen, die ihnen dann und wann zu Fuß oder auf einem Fahrrad entgegenkamen,