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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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Geste.
    »Papier!«, rief Barklice. »Tinte! Und eine Feder!«
    »Für seine Heiligkeit«, ergänzte Jack, während Barklice um Stort herumscharwenzelte und so tat, als rücke er dessen himmlische Gewandung zurecht. Dazu klopfte Feld noch ein paarmal scharf auf den Boden.
    Dann, als die Schreibutensilien gereicht wurden, befahl Jack dem Beamten: »Bringen Sie einen Stuhl!«
    Stort vermutete, dass ein Großteil der Anwesenden noch nie einen Schreiber beim Schreiben gesehen hatte, und dies beabsichtigte er nun zu ändern. Gleichzeitig arbeitete es in seinem Kopf fieberhaft.
    Das Papier wurde vor ihn hingelegt.
    Ein Tintenfass danebengestellt.
    Die dargebotene Schreibfeder, eine schlichte Ausführung zum Eintauchen, nahm Barklice in Empfang, schnupperte daran, biss hinein wie in ein Goldstück, an dessen Echtheit er zweifelte, tauchte sie ein und reichte sie Stort, so wie ein Ober einem Gast, der einen Toast ausbringen will, ein schönes Glas kredenzt.
    Stort verlor keine Zeit.
    Er rückte ein Stück zurück, damit er für jeden besser zu sehen war, und ging daran, theatralisch auf das Blatt zu schreiben, mit vielen Wörtern und Schnörkeln, als bringe er einen heiligen Text zu Papier.
    Die Menge sah eingeschüchtert, ja ehrfürchtig zu.
    Feld hielt die Hand hoch, als wollte er sagen: »Zusehen dürfen Sie, aber kommen Sie nicht näher.« Barklice stand stramm, reckte die Hände in die Luft und blickte verzückt nach oben, als wohne er einem seltenen, wunderbaren Ereignis bei.
    Jack spähte Stort über die Schulter, verstand aber kein Wort von dem, was er schrieb, bis er eine Buchstabenfolge entdeckte, die größerals alle bisherigen war und die jeder Beamte in Bochum entziffern konnte: N. BLUT. Offensichtlich hatte er sich von dem Gutschein inspirieren lassen, den Feld gefunden hatte, und hoffte, damit Eindruck zu machen. Das tat er.
    Mehrere Beamte, die sich um sie geschart hatten, sahen den Namen, deuteten darauf und raunten besorgt. Stort schrieb weiter, tauchte häufig die Feder ein, ohne sich darum zu kümmern, wenn Tinte hierhin und dorthin spritzte, als wären ihm die Worte, die er zu Papier brachte, vom Feuer des Glaubens eingegeben.
    Nach ein paar weiteren unverständlichen Absätzen, welche die Umstehenden so in Ehrfurcht versetzten, dass es ganz still wurde und nur noch das Kratzen von Storts heiliger Feder zu vernehmen war, erschien der Name KAISER SLAEKE SINISTRAL auf dem Blatt, größer noch als der Bluts.
    Auch das löste bestürztes Raunen aus, und die Beamten tauschten unbehagliche Blicke.
    Stort schrieb weiter. Tinte spritzte, und seine Feder flog förmlich dahin, immer schneller und schneller, bis er, außerstande, im Sitzen weiterzumachen, vom Stuhl hochfuhr und das Papier mit der Feder so ungestüm attackierte, dass es ins Rutschen geriet und Jack es festhalten musste.
    Dann kam der letzte Name, der entscheidende, zwingende Grund, warum sie den Kaiser sehen mussten.
    Er schrieb ihn, unterstrich ihn schwungvoll und reichte das Papier Jack, als wollte er sagen: »Seine Heiligkeit hat geschrieben, sein Lakai wird übersetzen.«
    Jack blickte auf das Papier, blickte auf den letzten Namen, ahnte, was Stort damit bezweckte, und versuchte verzweifelt, sich in Erinnerung zu rufen, was Stort über die Stickerei in der Bibliothek gesagt hatte. Doch es war ihm entfallen. Etwas Bedeutsames und in diesem Augenblick sehr Wichtiges, aber ...
    Die Beamten sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Seine Heiligkeit«, begann Jack, »ist, so wie wir alle, auf ausdrückliche Einladung des Vorstehers Blut hier, um – und hier fasse ich zusammen –, Kaiser Slaeke Sinistral eine Botschaft zu übermitteln ... einen Gruß von ...«
    Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, Stort grummelte, Feldstarrte, und Barklice ließ die Hände sinken und stieß merkwürdige Klagelaute aus.
    Jack glotzte wieder auf den letzten Namen, und da dämmerte es ihm.
    Natürlich! Dies war der eine Name, der beim Kaiser eine Saite zum Klingen bringen würde und ihn dazu verleiten konnte, ihnen, und sei es nur aus Neugier, eine Minute seiner Zeit zu opfern. Natürlich wusste er, dass der Besitzer des Namens tot war, aber das machte die Botschaft umso faszinierender. Wenn sie so viel erreichten, konnte mehr folgen.
    »Zum Anlass der wunderbaren Genesung des Kaisers«, fuhr Jack fort, »und seiner ruhmreichen Entdeckung des Steins des Frühlings übermitteln wir ihm die Grüße des unvergleichlichen, des großartigen, des bedeutenden, des

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