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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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Privatgemächer sowie zu diversen Aufzügen und Rolltreppen, die es ihm bei Bedarf ermöglichten, heimlich und schnell in jeden Teil Bochums zu gelangen.
    Während seines langen Schlafs hatte es Blut oblegen, diese Aufzüge und Rolltreppen in betriebsfähigem Zustand zu halten, was er gewissenhaft und ohne Aufhebens getan hatte.
    Eine unauffällige grüne Tür auf der linken Seite des sogenannten Südflügels führte in einen leeren Raum, der unscheinbar wirkte, jedoch über drei weitere Türen verfügte. Diese verbanden ihn mit Aufzügen, von denen einer in die achthundert Meter tiefer gelegene Ebene 18 hinabfuhr.
    All das befand sich unter der Stelle mitten in einer gewaltigen Müllhalde, auf die Feld gedeutet hatte, als er mit Jack und den anderen nach Bochum marschiert war.
    Hydden war das Betreten des Geländes an der Oberfläche untersagt, so wie es auch den Menschen seitens ihrer Behörden verbotenwar. Der Grund war nicht allein, dass die Müllberge gefährlich ins Rutschen geraten konnten und aus sumpfigen Stellen giftige Gase aufstiegen. Auf dem Gelände lebten auch zahlreiche wilde Hunde. Dabei handelte es sich um Abkömmlinge aggressiver Wachhunde, die in dem Menschenkrieg vor siebzig Jahren in dieser Gegend zur Beaufsichtigung von Zwangsarbeitern in Rüstungsfabriken eingesetzt worden waren.
    Ihre widerwärtigen Nachkommen, die sich mit Straßenkötern vermischt hatten und weitaus aggressiver waren als ihre Vorfahren, durchstreiften die Halden in rivalisierenden Rudeln, tranken aus den Sümpfen und ernährten sich von Ratten und anderem Getier, das im Müll lebte.
    Hin und wieder wagten sich Hydden in diese gefährliche Zone. Wenn sie nicht von bewaffneten Fyrd in Schutzanzügen gerettet wurden, waren ihre Überlebenschancen nach Einbruch der Dunkelheit gleich null. Die Hunde witterten sie, umzingelten sie, fielen über sie her und rissen sie in Stücke, und schmutzige Welpen balgten sich um das, was von ihnen übrigblieb. Alles, was die Hydden in den Stollen darunter von diesen letzten Augenblicken mitbekamen, waren die Schreie, die durch die Lüftungsschächte hallten.
    Doch an solche Schrecken dachte an diesem frühen Abend niemand auch nur im Entferntesten.
    Die Halle war mit Sommerblumen geschmückt, die an den Wänden hingen und in Form von Gestecken auf dem Boden standen, wo sie das Licht einfingen.
    Die Blumen waren ebenso wie die Kerzen, die bei Anbruch der Dämmerung entzündet wurden, eine Idee Leethas, die für die Ausschmückung der Halle für das größte Fest in Bochum seit Jahren zuständig gewesen war.
    Blut hatte Einwände erhoben.
    Ihre erste Forderung nach zweitausend Kerzen hatte er abweisen können mit der praktischen Begründung, dass, wenn die letzte endlich entzündet werde, die erste längst heruntergebrannt sei.
    »Dann, Gnädigste, wäre da noch ein Gesichtspunkt, der viel schwerer wiegt, nämlich die Brandgefahr. In diesem Punkt ist der Kaiser, wie Sie wissen, besonders empfindlich.«
    »Nun, wenn wir keine zweitausend bekommen, dann wenigstens tausend. Sie würden so schön aussehen.«
    Er werde sehen, was sich machen lasse, hatte Blut gesagt und am Ende dafür gesorgt, dass es nur hundert wurden, große und dicke Kerzen, die man in bestimmten Abständen am Rand der Halle aufstellte, mit jeweils zwei Eimern Wasser daneben.
    Als Blut die ungeliebte Aufgabe übernommen hatte, das Fest des Kaisers vorzubereiten, hätten ihn solche ermüdenden Streitereien um Details fast um den Verstand gebracht. Doch er war damit fertig geworden, hatte Entscheidungen getroffen, wenn sie anstanden, und sein Hauptaugenmerk auf wichtigere Dinge gerichtet.
    Er hatte aus der Erfahrung sogar gelernt. In der Vergangenheit hatte er sich häufig gefragt, welcher Eigenschaft Sinistral es in erster Linie verdankte, dass er Kaiser geworden war. Jetzt begriff er, dass sein Geheimnis im richtigen Umgang mit Untergebenen lag, einer Fähigkeit, die Blut nur mit Mühe erlernt hatte und an der es ihm bisweilen noch immer gebrach.
    Sinistral besaß in dieser Hinsicht ein untrügliches Gespür, das ihm auch während seines langen Schlafes nicht abhandengekommen war. Er verstand es, die Leute, die ihn umgaben, zu loben und anzuspornen. Er beschwichtigte sogar den temperamentvollen Koch Parlance aus Brum, der, kaum eingetroffen, Blut mit endlosen Forderungen nach besseren Küchenutensilien, besserem Personal und besseren Zutaten fast in den Wahnsinn getrieben hatte.
    Des Kaisers Versprechen, ihn öffentlich zu

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