Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
Vom Netzwerk:
unübertrefflichen ...« Er hielt inne, da er nicht genau wusste, wie der Name ausgesprochen wurde, tat es dann aber dennoch in mutiger Weise. »... des unübertrefflichen Gelehrten und Lautenspielers ã Faroün!«
    Stille trat ein.
    Die Beamten sahen einander verdutzt an.
    Schon wollte es scheinen, als wäre der alberne Mummenschanz für die Katz gewesen.
    Da geschah etwas Bemerkenswertes.
    Einer der Beamten, der sich möglicherweise erinnerte, was er im Geschichtsunterricht gelernt hatte, oder der das Werk des großen Lautenspielers kannte, wiederholte: »Ach ... ã Faroün!«
    Barklice rief laut, wie zu einem großen Kriegsherrn: »Errette uns, mächtiger ã Faroün!«
    Und als wäre es ein Gebot der Höflichkeit gegenüber seiner Heiligkeit, rief die versammelte Menge zu Jacks Erstaunen im Chor: »ã Faroün!«
    Stort strahlte und wiederholte: »ã Faroün!«
    Die Menge verstand den Wink und antwortete, indem sie abermals »ã Faroün!« rief, immer wieder und immer lauter, bis ein Sprechchor daraus wurde. Sie machten damit ihrem Ärger darüber Luft, dass sie gegen ihren Willen hier festgehalten wurden, und möglicherweise auch ihrer Enttäuschung darüber, dass sie das Fest versäumten, das in diesem Augenblick an einem anderen Ort in Bochum gefeiert wurde.
    »ã Faroün! ã Faroün! ã Faroün!«
    Es wuchs sich zu einer Demonstration aus.
    Panik trat in die Gesichter der Beamten. Den starken Arm der Fyrd gegen das gemeine Volk einzusetzen, ist eine Sache, gegen bedeutende Persönlichkeiten vorzugehen, aber eine ganz andere. Und Stort und all die anderen, die nun offenbar seine Führungsrolle anerkannten, sahen auf einmal höchst bedeutend und höchst bedrohlich aus.
    »Geh zum Ausgang, Stort«, flüsterte Jack, indem er auf die Tür hinter dem Schreibtisch deutete, und dann, an Feld gewandt: »Wir müssen dicht zusammenbleiben, damit wir nicht getrennt werden.«
    Durch die fragliche Tür waren vorhin Beamte getreten. Dabei war Jack aufgefallen, dass der Korridor dahinter besser beleuchtet war als die, durch die man sie hergebracht hatte. Außerdem waren etliche Leute in Dienstroben den Gang hinuntergeeilt und manche hatten im Gehen auf die Uhr geblickt.
    Offensichtlich wollten sie zu einer besonderen Veranstaltung, und Jack hielt es durchaus für möglich, dass es eine war, der auch der Kaiser beiwohnte.
    Stort richtete sich wieder zu voller Größe auf, bedachte die Umstehenden mit einem frommen, aber gebieterischen Blick und schritt ohne weitere Umstände, den Stock in der Hand, durch die Tür. Seine Freunde folgten ihm auf dem Fuß, ebenso die Gruppe der Botschafter und andere mehr.
    Die Beamten wichen zur Seite, und nur ein Einziger lief voraus, vielleicht um zu melden, was sich hier zutrug. Gleichzeitig flog am Ende des Korridors hinter ihnen eine Flügeltür auf, und Leute strömten herein. Sie gehörten zu der größeren Gruppe, die vorher durch die andere Tür gegangen war und offenbar Wind davon bekommen hatte, was hier vorging.
    Feld grinste. Er entdeckte ein paar kräftige Männer mit Knüppeln, trat auf sie zu und wechselte ein paar Worte mit ihnen.
    »Freunde in der Not«, erklärte er. »Sie werden uns helfen. Und was noch besser ist, sie haben mir bestätigt, wo wir uns befinden. Wenn wir einfach geradeaus weitergehen, gelangen wir in die Große Halle. Es hätte sich nicht besser fügen können. Aber was danach werden soll, ist mir schleierhaft.«
    »Mir auch«, sagte Jack, während sie hinter dem famosen Stort hereilten, der seinen Ast wie einen Hirtenstab schwang. Seine Gefolgschaft allerdings hatte weitaus mehr Ähnlichkeit mit einer in die Schlacht ziehenden Armee als mit einer Herde Schafe.

41
DAS FEST
    D ie Große Halle zu Bochum zeigte sich von ihrer besten Seite.
    Draußen war ein klarer Tag, und die Sonne schien durch die hohen Fenster und erhellte die trockene, staubige Luft. Ihre Strahlen veränderten sich langsam im Laufe des Tages, wechselten von den weichen Farben des Morgens zu den harten, grellen des Mittags, ehe sie am Abend, wenn sie fast waagerecht einfielen, wieder ein mattes Rosa und Orange annahmen.
    Die meisten Hydden in Bochum arbeiteten in den Ebenen darunter. Für sie war die Halle ein Ort der Erholung und Anregung.
    Abgesehen von den drei breiten Promenaden, die in die Halle führten, gab es noch einen vierten Gang. Er lag hinter dem Thron des Kaisers am Südende der Halle, verborgen hinter einem bestickten Seidenbehang.
    Er führte in Sinistrals Amtsräume und

Weitere Kostenlose Bücher