Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
Vom Netzwerk:
dort.«
    »Ich ...«
    »Ich tue es oft, wenn ich nach meinen Tomaten sehe und feststelle, dass jemand welche stibitzt hat ... Bist du das?«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Das würde ich nie wagen.«
    »Wir alle müssen mit unserer Trauerarbeit irgendwo anfangen«, sagte Arthur. »Das ist der Neubeginn des Lebens. Und das sind Margarets Worte, nicht meine. Geh und sprich mit deiner Tochter. Die Wahrheit dringt am weitesten, wenn sie von Herzen kommt. Sie wird sie erreichen.«
    »Ich vermisse Jack«, erwiderte Katherine einfach nur.
    »Dann sag ihr das. Wer könnte dich besser trösten?«
    Und so ging Katherine hinaus in den Garten, unter die Bäume, flüsterte der verlorenen Tochter ihre Worte zu, sagte, sie wisse nicht, was sie sagen solle, wolle es aber versuchen. Rang sich die Wahrheit ab und zeigte ihr, wie sie um Jack weinte.
    Derselbe heidnische Sommer, der im Mai mit Erdbeben und Unwettern begonnen hatte und im Juli beschaulich zu Ende ging, war auch in den Stollen Bochums eine Zeit der Veränderung.
    Das Feuer, das am Abend des Festes in der Großen Halle ausgebrochen war, hatte um sich gegriffen und noch geraume Zeit in den Tunneln gewütet.
    Der Kaiser, einst ein tatkräftiger Herrscher, irrte nur müßigumher. »Geht auseinander!«, sagte er. »Geht auseinander! Es lohnt nicht.«
    Von Geisteskrankheit wurde gemunkelt in jenen Tagen, als der Hof um Fassung rang und nach neuer Orientierung suchte. »Der Kaiser ist wahnsinnig geworden.«
    »Auseinandergehen?«, fragte Blut. »Was meint Ihr damit, Herr? Auflösung?«
    »Das Ende des Reichs, bei dem das Volk die Bequemlichkeit des Bekannten aufgibt.«
    »Anarchie?«
    Sinistral schüttelte den Kopf.
    »Freiheit, Blut. Ich habe ein Feuer zu viel gesehen, und dieses eine markiert den Anfang vom Ende. Die Steine sind fort, ich kann mich nicht länger auf den Sommer stützen – und hatte nie Gelegenheit, meinen alternden Körper mit dem Frühling aufzufrischen. Bin ich nicht trotz meines Alters noch jung?«
    Blut konnte ihm darin nur beipflichten.
    »Wer braucht den Sommer, wenn er sich selbst hat, Blut?«
    In Wahrheit hatte sich Sinistral, indem er sich dem Licht des Sommers ausgesetzt und mit dem Licht des Frühlings gespielt hatte, für eine gewisse Zeit in die Blüte der Jugend zurückversetzt. Aber er war steif und ungelenk geworden, nicht mehr so selbstsicher wie früher, wenngleich Blut den Eindruck hatte, dass er es nicht wahrhaben wollte und sich etwas vormachte.
    »Herr, hätten Sie mir doch nur den Befehl gegeben, diese Hydden aus Brum dingfest zu machen ...«
    »Diesen einen, der Bedwyn Stort heißt, wie Sie sagen?«
    »Slew glaubt, er war es, ja. Hätten Sie uns erlaubt, ihn zu ergreifen, hätten wir ihn an seinem Tun hindern können.«
    Der Kaiser lachte.
    »Mir gefällt das Bild vom Tyrannen, der seine Feinde ›ergreift‹, Blut. Sie verstehen mit Worten umzugehen. Die meisten würden von ›töten‹ oder Schlimmerem sprechen. Aber ergreifen ...«
    Blut sah ihn erbost an.
    »Ich konnte ihn nicht richtig sehen«, sagte der Kaiser. »Der Rauch ...«
    »Herr ...«, seufzte Blut.
    »Ich war benommen.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Er war größer als ich.«
    »Richtig.«
    »Und mir schien, sein Gesicht, seine ganze Erscheinung hatte etwas Prophetisches, wie ich es nennen möchte. Ich habe die Steine gestohlen, und er sah wie ihr rechtmäßiger Besitzer aus. Wie hätte ich ihm da den Besitz der Steine streitig machen können, selbst wenn ich gewollt hätte?«
    Sie befanden sich in der Schlafkammer, denn seit dem Brand hatte Sinistral die Gewohnheit, hierher zu kommen und dem Regen zu lauschen, der wieder eingesetzt hatte. Und zu schlafen.
    »Aber keine Sorge, Blut, es ist nur für eine kleine Weile. Ich denke darüber nach, was zu tun ist und wer meinen Platz einnehmen soll.«
    »Herr, das ist lächerlich.«
    Jetzt, Tage später, sprachen sie über Stort, die Steine und Sinistrals Leben, und Blut schrieb alles auf.
    »So ... ich habe Ihnen einmal gesagt, dass ich das Leben der Leute in Scheiben sehe, seine verschiedenen Teile, Vergangenheit und Gegenwart, und manchmal auch die Zukunft. Er war und ist es wert, dass man ihm den Stein des Sommers überlässt. Weit mehr als ich. Mich hat der Stein seit Jahren vergiftet. Jetzt bin ich frei von all dem, wenn auch nicht von der Schuld.«
    »Schuld woran?«
    »Mein Mentor ã Faroün wollte mir den Stein nicht geben. Ich habe den größten Hydden, dem ich je begegnet bin, bei meinem Vater angeschwärzt.

Weitere Kostenlose Bücher