Das Erwachen
müssen.
Sie gingen langsamer in der Hoffnung, die Hunde würden sich zerstreuen. Aus unerfindlichen Gründen taten sie das auch, und die Gruppe machte sich mit größter Vorsicht auf den Rückweg. Doch das Feuer in der Halle war erloschen, der Wind inzwischen so launisch, wie Barklice befürchtet hatte, und da sich obendrein weder Mond noch Sterne zeigten, war eine Orientierung nahezu unmöglich.Sie irrten lange umher, bis sie, von Verzweiflung und Müdigkeit übermannt, schließlich stehen blieben.
»Ruhen wir uns ein wenig aus«, sagte Jack mit Bedacht. »Wir können nichts weiter tun als warten und wider alle Vernunft hoffen, dass sich die Steine noch finden lassen ...«
Ein Knurren, kehlig und bedrohlich.
Der Kopf eines großen Hundes spähte um den Müllberg, zu dessen Füßen sie saßen.
Sofort sprangen alle auf, um den Kampf wieder aufzunehmen. »Noch mehr Hunde«, brummte Barklice.
Der Hund stand in stolzer Haltung da und blickte in die Richtung, aus der er gekommen war, wohl zu seinen Gefährten, wie sie vermuteten. Stattdessen erschien, dunkel vor den Wolken, die hohe, heldenhafte Gestalt Bedwyn Storts.
»Einen Augenblick lang habe ich gefürchtet, ich hätte euch verloren.« Er deutete auf Georg und sprach Worte, von denen er nie gedacht hätte, dass sie ihm jemals über die Lippen kommen würden: »Keine Sorge, er beißt nicht.«
Über ihre fünf Tage währende Flucht aus Bochum und Deutschland wurde hinterher viel spekuliert.
Die Wahrheit war einfach.
Stort hielt dem Hund die Beutel mit den Steinen hin, ließ ihn daran schnuppern und sagte leise: »Nun such und bring uns nach Hause.«
Keine Herausforderung war für Georg zu groß, nicht einmal diese. Er neigte den Kopf, spähte eine Weile umher und schnupperte noch einmal. Er schien zu einer höheren Macht in Kontakt zu treten, denn er stimmte ein Geheul an, das sich an das Universum selbst richtete.
Er lief zu Jack und dann von einem zum anderen.
Schließlich kehrte er zu Stort zurück und stupste ihn mit dem Kopf an, als wollte er sagen: »Vertrau mir, ich weiß, wo wir hinmüssen.«
Er lief in südlicher Richtung aus der Stadt, an vergessenen Bahngleisen entlang und stillgelegten Zechen vorüber, durch Altenbochum und die dortige Wasserstraße, durch Weitmar und Haar ... durch Wald und Flur hinunter zur alten Ruhr.
Dort fanden sie ein Boot, indem sie Georgs suchendem Blick folgten, und fuhren Kilometer um Kilometer flussaufwärts.
Nur eines bereitete ihnen unterwegs Sorge, und das war Jacks Zustand. Er wurde mit jedem Tag kränklicher, bis sie irgendwann Blut auf seinem Hemd und seiner Jacke bemerkten. Die alten Brandnarben brachen auf.
»Wir müssen dich wohlbehalten nach Hause bringen«, sagte Stort. »Ich fürchte, es rührt daher, dass du den Stein des Sommers berührt hast. Manchen hilft er, manchen schadet er. Wir müssen verhindern, dass sich die offenen Wunden entzünden.«
»Hat uns Cluckett für solche Fälle nicht ein Mittel zum Einreiben mitgegeben?«
Stort wühlte in Jacks Rucksack und fand einen kleinen Tiegel mit dem Balsam, den die barmherzige Schwester eingepackt hatte. Er trug den Balsam dick auf.
»Dies dürfte wenigstens einer Entzündung vorbeugen, auch wenn Jacks Gemütszustand davon nicht besser wird. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mich seelisch vom Kontakt mit dem Stein des Frühlings zu erholen.«
Er sollte recht behalten.
Ein weiterer Tag verging, und Jacks Befinden verschlechterte sich.
»Stort ... ich kann kaum noch gehen ... es tut mir leid ... ich ...«
Von da an trugen sie abwechselnd seinen Rucksack und seinen Knüppel und stützten ihn beim Gehen.
Georg, der Hund, schien zu verstehen und sputete sich. Sie ruhten am Tage und reisten bei Nacht, bis sie das Lörmecketal mit seinen prähistorischen Höhlen erreichten. Georg zupfte Jack an der Jacke, als wollte er sagen: »Komm mit, Riesengeborener, hier lebte einst der Große unter deinen Neandertaler-Vorfahren. So wie er dich nach Bochum geführt hat, so wird er dich auch nach Brum zurückbringen.«
Und so gingen sie, wie sie gekommen waren, wobei die Schnitzereien an Jacks Knüppel wieder das knisternde blaue Licht der Urahnen versprühten, wie zuvor schon einmal.
Sie betraten die Höhle. Georg blieb am Eingang stehen und sah ihnen betrübt nach. Den Kopf auf der Seite, traurig winselnd, seines Lebens beraubt, wenn sein neuer Herr ihn verließ.
Stort blickte zu Jack, und der erwiderte, so krank er war, seinen Blick und nickte.
Sie
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