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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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hilft wenigstens zu verstehen, was hier vorgeht.«
    Jack wandte sich an Margaret. »Du sagst ja gar nichts.«
    »Ich überlege. Selbst wenn Arthurs Theorie nur für die kommenden Tage gilt, sollten wir Vorkehrungen treffen. Sie wird bald laufen lernen. Macht ihr euch eine Vorstellung, was ...«
    Aus dem Arbeitszimmer ertönte lautes Klirren. Katherine und Jack rannten hinüber.
    Im ersten Moment konnten sie nicht erkennen, was geschehen war. Dann hörten sie das Knirschen von Glas und gingen um Margarets Schreibtisch herum.
    Die Stehlampe war umgefallen. Der Schirm war abgesprungen und weggerollt, Glühbirne und Fassung waren zerbrochen, und eine Blumenvase war umgekippt und ebenfalls zu Bruch gegangen. Judith, ausnahmsweise einmal nicht am Schreien, kroch auf allen vieren durch nasse Glasscherben und Blumen und steuerte, ohne sich um ihre blutenden Schnittwunden zu kümmern, auf die frei liegenden Elektroteile zu.
    Jack schnappte sie. »Das ist keine gute Idee, Judith.«
    »Ungezogenes Kind!«, sagte Katherine und lachte im nächsten Augenblick. »Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich so etwas mal sagen würde. Dabei ist sie gar nicht ungezogen, sie erforscht nur ihre Umgebung.«
    »Hm«, brummte Jack, schockierter als Katherine. »Margaret wird nicht erfreut sein.«
    Sie trugen Judith aus dem Arbeitszimmer, schlossen die Tür und kehrten in die Küche zurück, wo Arthur und Margaret sie mit fragenden Blicken empfingen.
    »Ich glaube«, sagte Katherine, »wir müssen uns ernsthaft darüber unterhalten, wie wir das Haus kindersicher machen können.«
    Während sie Judiths Wunden verarzteten, was bei ihr verdutztes Schweigen statt Tränen auslöste, sagte Arthur verlegen: »Da ist noch etwas, worauf Jack und ich gekommen sind.«
    »Wenn wir mit Judith zu einem Arzt gehen«, erklärte Jack, »und ihm etwas Ungewöhnliches an ihr auffällt, schaltet er womöglich das Jugendamt ein. Auffallen wird ihm bestimmt etwas. Und wenn sie jetzt auch noch anfängt, sich wehzutun, gibt es wahrscheinlich eine Untersuchung.«
    Arthur blickte grimmig.
    »Das Kinderschutzgesetz«, sagte er, »stattet Mitarbeiter des Jugendamts und die Gerichte mit weitgehenden Vollmachten aus. Sie könnten uns Judith wegnehmen, und das würde es uns sehr schwermachen, ihr zu helfen. Ich will mir gar nicht ausmalen, was der Amtsapparat mit einem Kind anstellt, das hundertmal schneller wächst als normal.«
    »Wir müssen das Haus nicht nur kindersicher machen«, fügte Jack hinzu, »wir müssen uns auch überlegen, wie wir verhindern können, dass uns Judith ausbüxt, wenn sie mobiler wird. Es fängt ja bereits an ...«
    Als Judiths Wunden gesäubert, desinfiziert und verpflastert waren, stellte Katherine sie vorsichtig mit den Füßen auf den Boden.
    »Geh zu Daddy«, sagte sie.
    Judith tat es, wobei sie die Arme nach Jack ausstreckte.
    Er lachte, und alle stimmten mit ein. Ausnahmsweise verlebte Judith eine angenehme, vergleichsweise ruhige Stunde.
    Sie fiel wieder auf alle viere und krabbelte davon, geradewegs auf die offene Tür zu.
    Katherine schloss die Tür, und Judith stoppte davor, verdutzt und enttäuscht.
    Sie zog sich hoch, fing wieder an zu schreien und schlug den Kopf gegen die Tür.

13
BEBEN
    I n der Nacht vor der »Gipfelkonferenz«, die Brif in Storts Haus einberufen hatte, wurde Brum von neuen Erdstößen geschüttelt.
    Häuser erzitterten, Betten wackelten, und die Erde stöhnte wie der Wind, der durch eine Ruinenstadt weht.
    Stort schlief nicht, sondern lauschte beklommen den Vorboten einer kommenden Katastrophe. Er wälzte sich im Bett und grübelte, ob er den Fund des Steins weiterhin für sich behalten sollte, und wenn ja, wie er das anstellen konnte. Es war nicht seine Art, Freunde zu täuschen oder Geheimnisse vor ihnen zu haben. Außerdem kannten ihn Brif, Pike und Barklice so gut, dass er nicht glaubte, seine Entdeckung lange vor ihnen verbergen zu können. Allein der Versuch würde sie erzürnen.
    Am Morgen stocherte er in seinem Frühstücksei, nippte missmutig an seinem Tee und lehnte eine weitere Scheibe Toast ab.
    »Ärger, Mister Stort?«, fragte Cluckett.
    »Ja, ich fürchte, es könnte welchen geben.«
    »Sollten Sie bei der Zusammenkunft heute bedroht werden, Sir, denken Sie daran, dass ich ein Nudelholz besitze und damit umzugehen verstehe.«
    Stort war ihr für das Angebot dankbar, schüttelte aber den Kopf.
    »Meine Freunde neigen nicht zu Handgreiflichkeiten, aber sie könnten von mir enttäuscht sein

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