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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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...«
    »Sie sollen nur wissen, dass ich gerüstet bin, falls Sie Hilfe brauchen, Sir.«
    »Vielen Dank«, sagte Stort, und er meinte es ernst.Als Brif kam, den Amtsknüppel in der Hand, wusste Stort beim Anblick seiner dienstlichen Miene sofort, dass seine Befürchtungen berechtigt waren.
    Er trat mit großen Schritten ein und stürmte, gefolgt von Pike und Barklice, ins Wohnzimmer.
    »Wir setzen uns an Ihren Tisch, ich ans Kopfende, und fangen auf der Stelle an!«
    »Ja nun ...«, begann der arme Stort.
    »So setzen Sie sich doch, wenn ich bitten darf. Kommen wir gleich zur Sache.«
    Stille trat ein, und alle sahen Stort an.
    »Nun, Stort? Nun? Was ist los?«
    »Nichts«, antwortete Stort wenig überzeugend.
    »Aha! Nichts, sagt er. Wir sind nicht auf den Kopf gefallen, Stort. Wir kennen Sie sehr gut. Was verheimlichen Sie uns? Na? Heraus damit!«
    »Ich ... ich ...«
    »Kommen Sie, alter Freund«, sagte Barklice. »Rücken Sie damit heraus, dann wird Ihnen leichter.«
    »Aber ... da ist nichts ...«
    Pike kniff die Augen zusammen und beugte sich vor, mit seinem hageren Gesicht und den grauen Haaren der Inbegriff von Willenskraft, die keinen Widerspruch duldete.
    »Sie kehren nach der schlimmsten Nacht seit Hyddengedenken in einem Zustand geistiger Verwirrung nach Brum zurück, Sie wollen sich nicht untersuchen lassen, sind über und über mit Schlamm bedeckt, was zu der Vermutung Anlass gibt, dass Sie ins Wasser gefallen sind, an Ihren Stiefeln klebt Lehm, wie er in dieser Farbe nur an einem einzigen Ort in der Gegend zu finden ist ...«
    Stort blickte unwillkürlich auf seine Hausschuhe, die makellos sauber waren, und versuchte sich zu erinnern, in welchem Zustand seine Stiefel bei seiner Rückkehr nach Brum gewesen waren.
    »Wo liegt dieser Ort?«, fragte er unbefangen.
    »Am Waseley Hill«, antwortete Pike. »Und dann verlangen Sie Brif zu sprechen, sagen aber kein Wort, als Sie ihn sehen. Später, in Ihrem Haus, flüchten Sie in dieses Zimmer und schließen sich ein. Hier stimmt doch was nicht. Gewöhnlich sind Sie für uns ein offenes Buch,aber jetzt sind Sie ein Buch mit sieben Siegeln. Was verheimlichen Sie uns, Stort?«
    Stort sah sie aus großen, traurigen Augen an.
    Hatte er denn gar keine Freunde mehr? War er tatsächlich so einsam, wie er sich fühlte, seit er den Stein gefunden hatte?
    »Wie lange kennen wir uns schon, Stort?«, fragte Barklice. »Wie viele Meilen sind wir zusammen gewandert? Mein lieber Freund, der ich Sie um nichts in der Welt leiden sehen wollte, Master Brif und Mister Pike mögen Ihnen ungehalten, ja sogar reizbar erscheinen, aber sie meinen es nicht so. Sie ... nun ja ... sie würden es niemals aussprechen ...« Er legte Stort die Hand auf den Arm. »... aber sie machen sich Sorgen um Sie, und ich auch. Was ist mit Ihnen, lieber Freund, was liegt Ihnen auf der Seele?«
    Stort sah ihn an, klappte den Mund auf und wieder zu, da er nicht wusste, was er sagen sollte, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, aufrichtig zu sein, und der Pflicht, verantwortungsbewusst zu handeln, gepeinigt von der Verzweiflung, die ihm aus der Einsicht erwuchs, dass in seiner augenblicklichen Lage das eine das andere ausschloss, aber keines geopfert werden durfte.
    »Stort«, begann Brif, sanfter als zuvor, aber nach wie vor bestimmt, »wie so oft kleidet es Barklice besser in Worte als ich, der ich ein jähzorniger alter Narr bin. Sagen Sie uns, was Sie bedrückt, und wir werden Ihnen helfen, wenn wir können.«
    »Jawohl«, knurrte Pike, »das spricht mir aus der Seele, Stort. Wie Ihnen ja bekannt ist, da ich es schon viele Male gesagt habe, bewundere und respektiere ich Sie, seit Sie mir damals das Leben gerettet haben, als ich Sie aus Ihrem Heimatdorf Wardine nach Brum und in ein anderes Leben holte. Ich würde jedem den Hals umdrehen, der Ihnen etwas zuleide tun wollte.«
    So heftig waren die Gefühle, die in diesem Zimmer kundgetan wurden, dass keiner der Anwesenden, nicht einmal Brif, der mit Blick auf die Tür saß, bemerkte, wie Letztere von der barmherzigen Schwester ein Stück weit aufgestoßen wurde. Es war beileibe nicht Clucketts Art, zu spionieren oder an Türen zu lauschen, sie hatte nur ein Tablett mit frischem Tee bringen wollen. Aber in diesem Fall kam sie nicht umhin mitzuhören, was gesprochen wurde, und da sie keine Hand frei hatte, um die Tränen zu stoppen, die ihr unversehens über dieWangen liefen, schlüpfte sie geräuschlos in die Küche zurück. Dort stellte sie das Tablett

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